Aeußerungen geht hervor, daß die Maßnahmen des
Oberleutnants Dominik, die in seinem in Nr. 19
des Deutschen Kolonialblattes, S. 465, auszugsweise
veröffentlichten Berichte erwähnt werden, die Aus-
führung schriftlich zurückgelassener Befehle des
Obersten Pavel darstellen.
Moliwe-Pflan zungsgesellschaft.
In der kürzlich stattgehabten dritten ordentlichen
Generalversammlung dieser Gesellschaft wurde der
Jahresbericht nebst Bilanz und Gewinn= und Ver-
lustkonto einstimmig genehmigt. Dem Jahresbericht,
der sich auf das am 30. Juni d. Is. abgelaufene
dritte Geschäftsjahr bezieht, entnehmen wir Folgendes:
Unsere Hoffnung, Herr Eigen werde sein ganzes
Können dafür einsetzen, die von Herrn Stammler in
so anerkennenswerther Weise eingeleitete Entwickelung
unseres Unternehmens in gleichem Sinne und gleicher
Gewissenhaftigkeit fortzusetzen, hat sich in jeder Hin-
sicht erfüllt. Herr Eigen arbeitet zur Zeit mit ins-
gesammt vier Angestellten. Die Gesundheitsverhält-
nisse unter den Arbeitern waren durchweg befriedigend.
In dieser Richtung erwarten wir auch eine weitere
wesentliche Verbesserung, besonders für die an vege-
tabilische Nahrung gewöhnten Hinterlandsstämme
(Balundus und Banyangs), von der im Berichtsjahr
in größerem Umfange in Angriff genommenen Ba-
nanenkultur. Nur hat diese Kultur zuweilen die
unangenehme Folge, Elefanten anzulocken, die dann
arge Verwüstungen im Kakaobestand anrichten. Das
im letzten Bericht erwähnte Abfressen der jungen
Kakaopflänzlinge durch Nagethiere darf als so gut
wie behoben gelten. Hoffentlich wird die mit allen
Mitteln ausgenommene Bekämpfung der gegen Mitte
des Berichtsjahres aufgetretenen Rindenwanze, von
welcher Plage besonders die 99er Bestände heim-
gesucht wurden, ein gleich erfreuliches Resultat
zeitigen, zumal wir momentan bereits eine bedeutende
Einschränkung der Thätigkeit dieses Insekts konstatiren
können. Neu angelegt wurden nach Herrn Eigens
Aufgabe Abtheilungen 28/32, trotz der relatio ge-
ringen Arbeiter-Durchschnittszahl von 180 Leuten,
etwa 72 ha mit etwa 40 200 Bäumen, so daß der
Gesammtbestand per 30. Juni 1902 sich auf etwa
310 ha siellt mit etwa 154790 Bäumen ein-
schließlich Bergvorwerk. Die mit so großen Hoff-
nungen in Angriff genommene Castilloakultur, die
uns rund 11 000 Mk. Kosten verursacht hat, muß
leider als ein mißlungenes Experiment betrachtet
werden, und zwar infolge der Verhcerungen eines
Bohrkäfers, der die anfangs recht gut gedeihenden
Bäume derartig dezimirte, daß im Ganzen nur noch
950 Bäume stehen. Da eine erfolgreiche Bekämpfung
dieser Plage infolge des Fehlens eines auch nur
einigermaßen wirksamen Gegenmittels als zur Zeit
ausgeschlossen erscheint, sind wir entschlossen, keine
weiteren Aufwendungen dafür zu riskiren, uns jedoch
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desto energischer der Kultur der in Kamerun hei-
mischen Kickria zuzuwenden. Dieser Gummibaum,
der bei einer Stammzahl von 4720 etwa 13 ha
bedeckt, eignet sich auch besonders zum Schattenbaum
und hat bereits in größerem Umfange als solcher
wie auch bei Einfassung von Fluß= und Graben-
rändern Verwendung gefunden. In Saatbeeten be-
finden sich zur Zeit 15 000 halbjährige Bäumchen.
Auch ist Herr Eigen angewiesen worden, die Kultur
der Ficus elastica aufzunehmen, wovon Samen im
botanischen Garten von Victoria zu erhalten sein
werden. Des Weiteren wird im kommenden Herbst
eine Anzahl von Guttapercha -Pflänzlingen hinaus-
gehen, mit denen entsprechende Anpflanzungsversuche
gemacht werden sollen. Wir halten es auf jeden
Fall für empfehlenswerth, unser ganzes Unternehmen,
wenn auch vorwiegend, so doch nicht ausschließlich
auf den Kakaobau zu stellen, sondern auch andere
Pflanzen anzubauen, von deren Kultur wir uns auf
Grund der klimatischen Verhältnisse Erfolg versprechen
können. Und hierzu muß vor allen Dingen eine
rationelle Gummikultur gerechnet werden.
An Bauten wurden ausgeführt: zwei Arbeiter-
häuser, ein Handwerkerhaus, ein Kakaowasch= und
gährhaus sowie ein Assistentenhaus. Außer den
nothwendigen Reparaturen an den bestehenden Ge-
bäuden wurde ferner der massive Unterbau zu der
mit dem September-Dampfer hinausgehenden Kakao-
darre fertiggestellt. Was Letztere angeht, so haben
wir unter den diversen uns zur Wahl stehenden
Systemen dasjenige genommen, das unseren Zwecken
am meisten entsprach und sich im botanischen Garten
zu Victoria bereits gut bewährt hat. Von der
Absicht, im Bergvorwerk einen Europäer zu statio-
niren, zwecks Trennung des dortigen Betriebes von
der Hauptfarm, mußte Abstand genommen werden.
Dagegen ist projektirt, einem tüchtigen Sierra Leone-
oder Lagosmann die betriebstechnische Leitung zu
übertragen, wobei wir noch immer die Heraus-
wirthschaftung eines Ueberschusses glauben erwarten
zu können. Im Uebrigen nahmen die zur Vervoll-
ständigung des Wege= und Wassergrabennetzes er-
forderlichen Arbeiten ihren ungestörten Fortgang.
Die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft „Victoria“
hat den Bau einer Eisenbahn von Victoria über
Boniadikombo nach Soppo in Angriff genommen,
deren Trace einen Theil unseres Gebietes berührt.
Gegen Gewährung der Durchführung eines Schienen-
stranges durch fragliches Gebiet haben wir die Kon-
zession erhalten, für unsere Rechnung einen Anschluß
mit Moliwe herzustellen, der uns später von großem
Nutzen werden dürfte.
An Arbeitern waren, wie bereits bemerkt, wäh-
rend der ersten neun Monate im Durchschnitt nur
180 Schwarze zu Herrn Eigens Verfügung, und die
Arbeiterfrage hatte bereits einen höchst kritischen, zu
den schlimmsten Befürchtungen Anlaß gebenden Stand
erreicht, als im Mai d. Is. eine plötzliche Wendung
zum Besseren eintrat. Es ist dies theils auf die
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