Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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(1. Dezember 1902 und 1. März 1903) dem Kaiser- 
lichen Gouvernement einzureichen sind. Die fünf 
Ochsen, welche der Baumwoll-Expedition in Tove 
zur Verfügung gestellt wurden, werden außerdem 
zum Zug angelernt und verwendet werden. 
Der ganze Versuch, welcher sich somit über die 
vier erwähnten Stationen erstreckt, wird am 1. März 
1903 als abgeschlossen zu betrachten sein. Erst dann 
wird man aus der Vergleichung der dem Gouverne= 
ment eingesandten Listen einen Ueberblick gewinnen 
können, ein wie hoher Prozentsatz der Thiere durch 
die Impfung geschützt wurde. Es sei hier ausdrücklich 
darauf aufmerksam gemacht, daß es keineswegs als 
vollkommen unmöglich bezeichnet werden darf, daß 
einige, vielleicht sogar alle Rinder in Misahöhe, Tove 
und Atakpame bis zum 1. März 1903 schwer er- 
kranken oder zu Grunde gehen werden. Denn man 
muß immer im Auge behalten, daß die in Anwen- 
dung gebrachte Immunisirungsmethode nicht ganz sich 
mit den natürlichen Verhältnissen deckt: zur Immu- 
nisirung werden Parasiten in „erwachsenem“ Zustande 
von Thier zu Thier übergeimpft; in der Natur 
tritt vielleicht der Parasit aus dem Stechrüssel der 
Fliege in einem Entwickelungsstadium in den Thier-= 
körper über, ähnlich wie das beim Malariaparasiten 
und Moskito der Fall ist. Trotzdem möchte ich die 
Behauptung aufrecht erhalten, daß das Prinzip der 
Immunisirung gegen Surra gefunden sei,“) und daß 
von diesem Prinzip aus eine wirksame Methode der 
Immunisirung ausgearbeitet werden könne. Ob der 
von mir eingeschlagene Weg der richtige sei, das soll 
eben jener Versuch erst beweisen. Nach Abschluß des 
Versuches wird man auch daran gehen können, die 
28 Stiere und Kühe, die zur Zeit in Atakpame und 
Sokodé stehen, auf die übrigen Stationen 2c. zu 
vertheilen und mit denselben Zuchtversuche zu be- 
ginnen. Es erscheint überflüssig, schon jetzt Be- 
stimmungen hierüber zu treffen. 
Eine Reihe weiterer Versuche an Rindern hat 
vorwiegend wissenschaftliches Interesse. 
Zu den Versuchen zur Immunisirung von 
Pferden möchte ich Folgendes erwähnen: 
Beim Rinde beruht die Immunisirung darauf, 
daß man die Parasiten des Rindes einem wesentlich 
höher empfindlichen Organismus (dem Hunde) derart 
anpaßt, daß sie für das Rind unschädlich werden. 
Gelänge es, einen Organismus zu finden, der 
sich zum Pferde ebenso verhält wie der Hund zum 
Rinde, so wäre zu erwarten, daß die Immunisirung 
auf demselben Wege gelänge. Eine kleine Versuchs- 
reihe an Eseln nun weist darauf hin, daß die in 
Sokodé vorkommenden kleinen Haussaesel gegen Surra 
sehr empfindlich sind und vielleicht für den erwähnten 
Zweck geeignet sein könnten. Von einem natürlich 
infizirten Esel aus wurden sechs weitere Passagen 
*) Um jedes Mißverständniß zu vermeiden, verweise 
ich auf die Veröffentlichung Kochs (Beiblatt zum Deutschen 
Kolonialblatt vom 15. Dez. 1901), wo derselbe das Prinzip 
der Immunisirung gegen Surra als erster veröffentlicht hat. 
  
durchgeführt, indem jedesmal etwa 10 cem Blut, 
mit einer 5 prozentigen Lösung von Natr. citric. 
1:10 versetzt, unter die Haut eingespritzt wurden. 
Die betreffenden Esel gingen am 11. bezw. 11., 14., 
10., 13. Tage, ein weiterer Esel, in die Bauchhöhle 
geimpft, am 11. Tage nach der Einspritzung unter 
den Erscheinungen schwerer allgemeiner Infektion ein, 
während Pferde (und Hunde) stets wochen= und 
monatelang krank sind. Von Cselpassage 6 aus 
wurde am 6. August ein kleines einheimisches Pferd 
durch Blut, in kleine Hautschnitte am Ohr einge- 
rieben, infizirt. Bis zum 27. August hatte das Thier 
hohe Temperaturen und wechselnde Mengen von 
Parasiten im Blute, befand sich aber, wie Herr 
Dr. Kersting berichtet, „ziemlich wohl“. Dieser eine 
Versuch kann natürlich weder für noch gegen beweisen; 
doch glaube ich, daß eine weitere Verfolgung dieses 
Weges Aussicht auf Erfolg verspricht. 
Der Befund, daß Esel für die Krankheit so sehr 
empfänglich sind, steht scheinbar in direktem Gegensatz 
zu den Beobachtungen Kochs (Reiseberichte S. 88). 
Aber erstens experimentirte derselbe an Massai= und 
Bastard-Massaieseln, welche wesentlich von den Su- 
daneseln verschieden sind, und zweitens benutzte er 
eine andere Methode (Einreiben von Blut in kleine 
Hautschnitte am Ohr). Mir versagte die letztere 
Methode einmal; dasselbe Thier, später subcutan mit 
10 cem Blut behandelt, starb elf Tage nach der 
Impfung, war also nicht immun. Bei einem ECsel 
fand sich sogar spontane Surrainfektion. Aus dem 
Rassenunterschiede dürfte sich die Verschiedenheit der 
Resultate ungezwungen ergeben. 
Eine bemerkenswerthe Beobachtung ist folgende: 
Herr Dr. Kersting in Sokodé besitzt ein Pferd (Hengst, 
aus Gurma stammend), welches seit mehr als zwei 
Jahren im Bezirke ist und stets leistungsfähig und 
gesund war. Am 1. Juni fand ich im peripheren 
Blute vereinzelte Naganaparasiten; später wurde auch 
durch Injektion von Blut in die Bauchhöhle eines 
Hundes das Vorhandensein von Parasiten erwiesen. 
Trotz dieser latenten Surrainfektion war das Thier 
stets leistungsfähig. Es hat mich ohne meerkliche 
Anstrengung nach der Küste getragen. Parasiten 
fanden sich nach dem Marsche nicht im mikroskopischen 
Präparate. Ich erwarte von Herrn Dr. Kersting 
aus Sokodé weitere Nachrichten, ob das Thier gut 
zurückgekommen und ob es sich weiter hält. Von 
diesem Pferde habe ich Blut auf ein kleines einhei- 
misches Pferd übertragen. Der Verlauf der Tem- 
peraturkurve weicht deutlich von den bisher beobach- 
teten ab. Schon 27 Tage nach der Impfung ging 
das Thier ein, doch waren am 6., 5. und 3. Tage 
vor dem Tode keine Parasiten im Blute zu finden. 
Versuche, noch weitere derartige „latente“ Infektionen 
unter dem Pferdematerial in Sokodé zu finden, sind 
nicht zum Abschluß gelangt, und weitere Unter- 
suchungen hierüber, auch über eventuell vorhandene 
Dauerformen des Parasiten sind dringend wün- 
schenswerth.
	        
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