Sträucher, Bäume und das zähe Elephantengras
ab; andere schaffen das Abgeschnittene bei Seite und
häufen es; eine dritte Abtheilung hackt den Boden
auf, eine Arbeit, die durch die vielen im Boden ver-
wachsenen Kriech- und Pfahlwurzeln recht erschwert
wird. Die vielen Hände und die Aufsicht des
Bruders wandeln so bald das undurchdringliche
Dickicht in ein sauberes Ackerfeld um. Da von Zeit
zu Zeit die Dorfschüler zum Tauf-, Beicht= und
Kommunionnunterricht für einige Wochen auf die
Missionsstation kommen, so giebt es nicht selten
260 Hände, die arbeiten. Inzwischen ist die
Mittagsstunde herangekommen. „Ebolo e bois,
„die Arbeit ist aus“, ertönt es jauchzend von allen
Seiten. Mit den Arbeitsgeräthen auf der Schulter
und unter Absingung des auch bei den Schwarzen
beliebten Liedes: „Ich hatt' einen Kameraden“,
geht es zur Remise zurück. Dann aber wird die
Marschordnung aufgelöst, und im Wettlauf springen
die Bürschchen hinunter zum Sanaga, um im er-
quickenden Bade die schweißtriefende schwarze Haut
zu erfrischen und zu reinigen. Man thut dem
Neger Unrecht, wenn man ihn schmutzig nennt.
Diese Bezeichnung gilt nur für das Gebirgsvolk der
Bakwiri; die Anwohner eines Flusses aber gehen
lieber sechs Mal täglich, als nur einmal zum Baden.
Nun aber ruft die Trommel zum Essen, und nie
gehorcht man ihrem Rufe so flink, als wenn es die
Befriedigung des Magens gilt. Der Sgpeisezettel
ist so ziemlich täglich derselbe, aber der gesunde
Magen der Schwarzen bedarf der Abwechslung
nicht so sehr. Reis oder Makabo mit ein wenig
Stockfisch schmeckt alle Tage wieder, und wenn der
Fisch überdies in Palmsauce schwimmt, so werden
die Finger noch ein dutzendmal abgeleckt, um von
dieser Delikatesse nichts zu verlieren. An Appetit
fehlts nie, wenn man nicht krank ist.
Aus dem Missionshause in Hiltrup sind in diesem
Jahre 22 Missionare, Patres, Laienbrüder und
Missionsschwestern der Genossenschaft der Missionare
vom heiligsten Herzen Jesu nach den Marschall-
Inseln und Neupommern abgereist. Nach den
„Monatsheften“ der genannten Missionsgenossenschaft
reiste die erste Gruppe von Hiltrup am 29. Juli
ab. Es waren die Patres: Leo Kieffer und Johann
Stehlin, sowie die Missionsschwestern Stanisla
(Maria Hankmann), Magdalena (Elisabeth Hart-
meyer), Johanna (Therese Hölker), Aloysia (Maria
Mader) und Hubertine (Anna Isenberg). Mit Aus-
nahme des Herrn P. Stehlin, der von Sydney aus
mit der „Stettin" vom Norddeutschen Lloyd nach
Neupommern reist, sind die genannten Missionare
für die Herz-Jesu-Mission ouf den Marschallinseln
bestimmt. P. Kieffer und die fünf Missionsschwestern
wollten am 18. September von Sydney abreisen,
um am 2. Oktober in Jaluit einzutreffen. Die
zweite Gruppen zählt 15 Missionare. Es sind die
Patres: Bernard Bley, Joseph Winthuis, Otto
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Meyer und Richard Schumm; ferner die vier Laien-
brüder: Wendelin Eichinger, August Schmidt,
Christoph Zumbusch und Heinrich Tidde und sieben
Missionsschwestern: Franziska (Friederike Fleige),
Elisabeth (Rosa Pracht), Theresia (Elisabeth Strau--
binger), Agnes (Katharina Holler), Klara (Elisabeth
Volmer), Juliana (Katharina Leitheiser) und Anna
(Katharina Utsch). Am 10. September erfolgte die
Abreise aus Hiltrup, und am 1. November wollten
die Glaubensboten in Vuna Pope, der Hauptstation
auf Neupommern, eintreffen.
Ueber die katholische Mission auf den Marschall-
Inseln lesen wir in der Missionszeitschrift „Gott
will es": Im Jahre 1898 erfolgte von Neupommern
aus die erste Niederlassung der Missionen vom
Heiligen Herzen Jesu auf dem Jaluit-Atolle und
zwar auf der Insel Jabwov, dem Sitze der Koiserl.
Verwaltung sowie der unter dem Namen „Jaluit-
Gesellschaft" bekannten Hamburger Handelsfirma.
Wenn auch Sprachforschungen und Unterricht von
heute 35 Pensionatskindern die Kräfte der Missionäre
einstweilen vollauf in Anspruch nehmen, so werden
hoffentlich bald neue Mitarbeiter erscheinen, die auf
den anderen Atollen ihre Wirksamkeit und ihren
Eifer entsalten. Um ihre Besetzung allmählich ein-
zuleiten, war eine Rundreise zu fünf der wichtigsten
Atolle, nämlich Mille, Arno, Mäjeru, Ebon und
Namrik zu unternehmen Auf keiner Insel
zeigten sich die Leute so zutraulich wie auf Arno.
Da verschiedene Leute mit dem Häuptlinge in Jaluit
gewesen waren, so hatten sie sich davon überzeugen
können, daß wir weder den Schulkindern einen
Finger abschneiden, noch die Kinder niemals zu ihrer
Heimath zurückzusenden gesinnt sind. Man möchte
es nicht für möglich halten, daß sonst intelligente
Eingeborene solchen Albernheiten Glauben schenken
können. Jedoch ist es eine verbreitete Meinung,
daß wir unseren Schulkindern einen Finger ab-
schneiden, weshalb sich viele Kinder weigern, aus
Angst hiervor, nach Jalult zu kommen. Wenn die
von der Unbegründetheit dieses albernen Gerüchtes
überzeugten Eltern sie dennoch zwingen, weinen sie
bitterlich bei ihrer Ankunft, bis sie sehen, daß ihre
zukünftigen Mitschüler noch alle im Besitz ihrer zehn
Finger sind.
AKus fremden KHKolonien und
Produktionsgebieten.
Ueuorganisation des französischen Rolonialgebiets
in Westafrika.
Ein Dekret des Präsidenten der französischen
Republik vom 1. Oktober d. Is. unterstellt dem
General-Gouvernement von Französisch-Westafrika
1. die Senegalkolonie, 2. Französisch-Guinea, 3. die
Zahnküste, 4. Dahomey (die letzteren drei Kolonien
mit ihrer gegenwärtigen Abgrenzung) und 5. die