besonderen Schwierigkeiten. Die Kameele, die sich
gut bewährten, mußten sich im Walde von Dornlaub
ernähren und fanden auch reichlich Futter. Es ge-
nügt allerdings für die Erhaltung eines Kameels,
gewährt aber bei andauernder Arbeit nicht Kraft
genug, um die verlangte Arbeit zu vollbringen. Wenn
das Kameel müde nach 7= bis 8 stündigem Marsche
ankommt, muß es sich noch von den Dornbüschen
mühsam die Nahrung absuchen. Will man es auf
längere Zeit dauernd leistungsfähig erhalten, so ist
unbedingt Kraftfutter nöthig. Sobald auf diesen
Punkt ein Hauptgewicht gelegt wird, ist die Frage
des Transportes gelöst.
Korn, das auf den Stationen aufgehäuft liegt, nutz-
bringend als Steuerabgabe verwandt werden. Die
Neger werden zu größerem Anbau über ihre Be-
dürfnisse hinaus leicht bestimmt werden können. Bei
dem Wotnsitze des Sultans Wamba fraßen die
Kameele gierig grüne Mtamastauden, die auf den
Schutthaufen in unmittelbarer Nähe der Umwallungen
üppig gediehen. Gerade der Anbau von Mtama
dürfte sich für eine reichliche Ernährung des Kameels
besonders gut verlohnen. In der Regenzeit, in der
die Thiere keine dauernde Beschäftigung finden, bietet
sich für die Leute die günstigste Gelegenheit zum
Pflügen und zum Anbau größerer Stellen mit
Mtama. In dem hochstämmigen Myombenwald sah
ich verschiedentlich Giraffen und Giraffenspuren, der
beste Beweis, daß hier ein Kameel seim Fortkommen
findet, denn mehr oder weniger begnügen sich beide
mit demselben Laub. Das Ueberschreiten des Kalan-
gassa verursachte mir einigen Aufenthalt; der Fluß
muß entweder eine dauerhafte Brücke oder einen be-
quemen Abstieg erhalten. In der Doga la Muingo
mußten wir längere Zeit durch Wasser waten. Ich
zog es vor, auf dem Rücken des Kameels sitzen zu
bleiben, um nicht naß zu werden. Ueber den Wala-
fluß, den ich am 20. Februar passirte, führt eine
vorzügliche Brücke. Jenseits des Flusses beginnt der
Taborabezirk. Am 23. Februar langte ich nach
doppeltem Tagemarsche in Kassui mit seinen zahl-
reichen Rundhütten an. Die Kameele fraßen gierig
grünen Mtama, und ich konnte hoffen, am folgenden
Morgen in Tabora einzutreffen, von dem das neu
erbaute Stationsgebäude, das Wahrzeichen deutscher
Macht, mir schon entgegenleuchtete. Leider sollte ich
aber das eine Kameel plötzlich verlieren. Es er-
krankte unter den Erscheinungen des Starrkrampfes
und war noch in der Nacht verendet.
In Tabora machte es wieder einen gewaltigen
Eindruck auf die Eingeborenen, daß ein Europäer
zum ersten Mal reitend auf einem Kameele gesehen
wurde. Eine Strecke von 1000 km lag jetzt zwischen
mir und der Küste. In 14 Tagen war das Hoch-
plateau der Mgunda makali überwunden, das sich
in leicht abwechselndem Terrain ohne große Höhen-
unterschiede von 1120 bis auf 1240 m hob. Zwei
Wege lagen jetzt vor mir nach Muanza; der weitere,
Auf diese Weise kann das
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in der Regenzeit weniger Wasser führende alte Kara-
wanenweg und der um vier Tage kürzere, geradeaus
führende neu angelegte, aber um so reicher mit Wasser
bedachte Weg. Ich wählte den letzteren und brach
am 1. März von dem gastlichen Tabora auf. Der
landschaftlich oft sehr reizvolle und durch viele frucht-
bare und reich bevölkerte Gegenden führende Marsch
wurde durch den täglich fallenden Regen sehr er-
schwert; wenn die Ueberschwemmungen aber nicht
gar zu arg waren, so ging das Ausschreiten des
Kameels auch auf nassem und schlüpfrigem Boden
gut von statten. Am 13. März gewährten uns
die Berge von Bukumbi den ersten Anblick des
Viktoriasees, ein Anblick, der alle Anstrengungen der
Reise vergessen ließ. In der Partie am Südende
ist der See unvergleichlich schön. Muanza, mein
Reiseziel, lag vor mir; ich glaubte, zur frühen Mor-
genstunde des folgenden Tages dort eintreffen zu
können, sollte aber noch daran erinnert werden, was
für ein Hinderniß ein kleiner Fluß, der Niakassanga,
in der Regenzeit bei 500 m Ueberschwemmungsgebiet
darstellen kann. An der Landstraße war der Fluß
zu tief und unpassirbar. Es war deshalb em großer
Umweg nothwendig, um eine Furt ausfindig zu
machen. Nicht weniger als 1⅞ Stunden dauerte
der Uebergang. Eine ganze Weile wollte ich nicht
von dem Rücken des Kameels herunter, um nicht in
nassen Kleidern in Muanza einzutreffen. Schließlich
aber half es nichts, und so reichte das Wasser mir
beim Gehen auf den Zehenspitzen bis zum Munde.
Auch hier weigerte sich das Kameel nicht einen
Augenblick, vorwärts zu gehen, allerdings ging es
langsam und tappend in dem Schlamm unter seinen
Füßen.
Ueberhaupt hatte sich das Kameel, obwohl es
von Kilimatinde bis Muanza täglich regnete und
obwohl das Thier zwei Drittel der ganzen Marsch-
zeit von Tabora bis Muanza im Wasser herum-
gewatet ist, das ihm stellenweise bis zum Höcker
reichte, vorzüglich als Reitthier bewährt. Es hatte
trotz der Beschwerlichkeiten der Reise den Weg von
Kilimatinde bis Tabora in zwei Tagen weniger und
den von Tabora bis Muanza in vier Tagen weniger
als der üblichen Marschzeit zurückgelegt. Wenn man
von der Strecke von Kilossa bis zum Gombosee ab-
sieht, die mit wenig Mühe auch verbessert werden
könnte, so läßt sich auf der ganzen Strecke von Dar-
es-Saläm bis Muanza sehr wohl von einem Fahr-
weg sprechen. Für Wagen am günstigsten stellt sich
das Hochplateau von Ugogo von Mpapua bis Ta-
bora; es bleibt selbst in der Regenzeit befahrbar.
Weniger günstig ist der Weg von Tabora bis Muanza,
weil er fortgesetzt über sanft ansteigende Hügelrücken
hinweggeht. Am schwierigsten zu befahren ist die
Strecke von der Küste bis Kilossa, derjenige Theil
der Karawanenstraße, der schon von mir befahren
wurde. Aber gerade die günstigste Strecke hat wenig
Wasser und wenig Futter, so daß eine Fahrt mit