Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Dankbarkeit von Dikoa über Freilegung des Kara- 
wanenweges war außerordentlich. Veranlaßt durch 
Gerüchte, daß in Mora, der Hauptstadt von Man- 
darra, die Absicht bestände, meiner Expedition 
Schwierigkeiten zu bereiten, marschirte ich nun in 
südöstlicher Richtung nach Mora ab, den nächsten 
Weg nach Dikoa aufgebend. Am 18. April in 
Mora ankommend, fand ich die freundlichste Auf- 
nahme durch die Bevölkerung. Der Sultan von 
Mora, dem das ganze Mandarraland untersteht, 
war zwar selbst geflohen, erschien aber nach einigen 
Stunden, nachdem er meine friedliche Absicht be- 
griffen hatte. Bei meiner zweitägigen Anwesenheit 
daselbst überboten sich die Leute an Liebenswürdigkeit. 
Der Sultan erkannte die deutsche Regierung ohne 
Weiteres an und versprach, den Handel seines reichen 
Landes nach Garua zu lenken. 
Als ich am 14. April meinen Marsch über 
Doloo auf Dikoa wieder antrat, fand ich in Doloo 
die ersten Spuren der ungeheuren Verwüstungen, 
die Rabbeh und sein Sohn Fad el Allah in Deutsch- 
Bornu angerichtet hatten Doloo selbst ist vor 
einigen Jahreu eine blühende Stadt von 25 000 bis 
30 000 Einwohnern mit großartigen Gebäuden ge- 
wesen. Jetzt ist sie total vernichtet, kein Stein mehr 
auf dem anderen, bewohnt von 30 zu Mora ge- 
hörenden Negern, so daß ein Unterkommen meiner 
Expedition daselbst unmöglich war und ich meinen 
Marsch nach Grea fortsetzte. Seit einigen Tagen 
hatte bereits die enorme Hitze begonnen, die Tempe- 
ratur stieg bis zu 42° C am Toage, fiel bei Nacht 
nur auf 36°, und da auch auf dem geraden Wege 
Doloo—Dikoa durch Rabbeh Alles verwüstet war, 
mußte ich meine Marschrichtung auf die alte Rohlsssche 
Route verlegen und nach Bama an der Westgrenze 
abmarschiren. Der Mangel an Wasser machte sich 
täglich immer mehr sühlbar, so daß ich, um die 
Anstrengung zu erleichtern, die nächste Zeit bei 
Nacht marschirte und am Tage ruhte. In dieser 
Gegend habe ich an zwei verschiedenen Tagen gar 
kein Wasser gefunden, an zwei Tagen stand mir 
nur eine Cisterne zur Verfügung. In dieser un- 
gemein schwierigen Zeit bewährten sich die deutsche 
Disziplin, das Pflichtgefühl meiner zugetheilten 
Offiziere und Unteroffiziere, die moralische Ueber- 
legenheit des Weißen über den Schwarzen in 
glänzender Weise. Am 18. April langte ich in 
Bama an und hielt dort, um die Kräfte meiner 
Expedition aufzufrischen, nach freundlichem Empfange 
und reichlicher Lieferung von Lebensmitteln einen 
Ruhetag ab. Am 21. April erreichte ich Dikoa. 
Schon in Bama, von wo aus ich dem Sultan 
von Dikoa meine demnächstige Ankunft anzeigte, 
erfuhr ich durch den dortigen Häuptling, daß Dikoa- 
durch französische Truppen besetzt sei. In Gaua, 
dem letzten Quartier vor Dikoa, wurde ich denn 
auch nicht nur vom Sultan von Diloa, sondern 
  
auch von dem Rittmeister Dangeville vom Regiment 
der Spahis du Tsad, dem Kommandanten der 
französischen Truppen in Dikoa, empfangen. Nach 
ungemein liebenswürdiger Begrüßung bat mich Ritt- 
meister Dangeville um eine Unterredung, behufs 
Rechtfertigung der Anwesenheit seiner Truppe in 
Deutsch-Dikoa. Auch der Sultan von Dikoa, Sanda, 
sprach mir in einer Unterredung seine Dankbarkeit 
für das Erscheinen der deutschen Truppen in seinem 
Lande aus, da dadurch die Verhältnisse geregelt 
würden und er nicht mehr von englischer und 
französischer Seite bedrängt werden könnte. Nach- 
dem der Sultan und Rittmeister Dangeville einige 
Erfrischungen bei mir eingenommen hatten, kehrten 
sie mit ihrem Gefolge nach Dikoa zurück, um, wie 
sie sagten, meinen Emzug in Dikoa für den nächsten 
Tag vorzubereiten. Am nächsten Tage, dem 21. April, 
gegen 9 Uhr vormittags, traf ich vor Dikoa ein, 
dortselbst von dem Rittmeister Dangeoille und seiner 
Truppe (50 Mann Spahis unter einem weißen 
Wachtmeister) und dem Heere des Sultans in Stärke 
von etwa 1000 Reitern und 5000 Mann Fußvolk, 
sämmtlich mit den wunderbarsten Gewehren be- 
waffnet, empfangen. Nachdem ich meine Kompagnie 
vor der Front des Sultanheeres aufgestellt hatte 
und gegenseitige Ehrenbezeugungen ausgetauscht: 
waren, die bei dem Heere des Sultans aus 
ohrenbetäubendem Geschrei, in die Luft Werfen 
und wieder Auffangen der Gewehre bestanden, 
ritt ich die Front der Truppen ab, hierbeie 
auch wieder von jeder einzelnen Abtheilung mit 
großem Geschrei, Waffenschütteln 2c. begrüßt. Nach 
einem Vorbeimarsch sämmtlicher Truppen fand 
der offizielle Einmarsch in Dikoa statt. Tausende 
und Abertausende von Einwohnern auf den 
Straßen und auf den flachen Dächern der im 
arabischen Stil gebauten Häuser, auf meinen 
Weg Blätter streuend, rechts und links von mir 
Hunderte von Weibern, die mit Straußenwedeln mir 
frische Luft zusächelten. — so zog ich an dem 
Sultanspalast vorbei in den alten Palast des Rabbeh 
ein, der jetzt von den französischen Truppen verlassen 
war. Der Freundlichkeit des Rittmeisters Dange- 
ville hatte ich zu danken, daß für den ersten 
Tag dort für meine Expedition Verpflegung 
niedergelegt worden war. Am Nachmittage des 21. 
hielt ich noch mit dem Sultan und seinen Großen 
Konserenzen ab, um für den nächsten Tag die 
offizielle Besitzergreisung von Deutsch-Bornu zu 
proklamiren und den Sultan Sanda öffentlich als 
deutschen Sultan einzusetzen. Schon am Nachmittage 
wurden auf dem Hauptplatz von Dikoa, einem Platz 
in quadratischer Form mit 600 m Seitenlänge, 
Reiterfestspiele mir zu Ehren abgehalten. Die dabei 
entwickelte Pracht in den Anzügen, Ausrüstungen der 
Pferde, das vorzügliche Material der letzteren, die 
Gewandtheit und Geschicklichkeit der Reiter, das 
Alles machte einen überwältigenden Eindruck.
	        
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