Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit und die Be-
freiung von den ständigen Abgaben und der Befürchtung
der Entvölkerung, trat klar zu Tage durch die viel-
fachen Abgesandten an mich, nicht nur aus den
Kreisen der Großen, sondern auch aus dem Volke.
Wenn diese Zustände, die ein großes Empor=
blühen von Dikoa in Kürze zur Folge haben müssen
(es sind schon in den nächsten Wochen gegen
5000 Menschen, die mit Gerbeil auf englisches Ge-
biet übergetreten waren, freiwillig in ihre alte
Heimath Dikoa zurückgekehrt), aufrecht erhalten werden
sollten, so sah ich mich genöthigt, in Dikoa einen
Offizier mit 50 Mann zurückzulassen, als ich meinen
Abmarsch ins Auge faßte. Geschah dies nicht, so
trat in Dikoa Anarchie ein, Krieg wäre zwischen
Gerbeil und Sanda unvermeidlich und die Ver-
wickelung unabsehbar gewesen. Alle Errungenschaften
wären verloren gewesen. Oberleutnant v. Madai
blieb also in Dikoa, ich schickte aber zu gleicher Zeit
einen Eilboten nach Garua mit dem Befehl, daß
entweder Oberleutnant Dominik oder v. Bülow den
Posten in Dikoa zu übernehmen hätte, da Ober-
leutnant v. Madai inzwischen als Stationschef nach
Banyo von mir versetzt war.
Deutsche Ramerun-Gesellschaft m. b. P., Pamburg.
Die Firma Weber & Schaer, Hamburg, hatte
als Hauptgläubiger der in Zahlungsschwierigkeiten
gerathenen Kamerun -Hinterland -Gesellschaft, der
Deutschen Handels-Gesellschaft Kamerun und der
Handels= und Plantagen= Gesellschaft Südkamerun,
sämmtlich in Berlin, es übernommen, die Gesell-
schaften zu saniren. Dieses ist ihr nunmehr gelungen
und das Kapital für die neue Gesellschaft unter dem
Namen „Deutsche Kamerun-Gesellschaft m. b. H.,
Hamburg“ in Höhe von 500 000 Mk. gezeichnet.
Von diesem Kapital sollen 300 000 Mk. zur Be-
zahlung der von den obengenannten drei Gründungen
eingegangenen Verpflichtungen verwendet werden,
wogegen die neue Gesellschaft alle Aktiven der drei
Gründungen erhält. Als Leiter der Gesellschaft ist
Herr Heinrich Randad, ein im westafrikanischen Ge-
schäft erfahrener Kaufmann, ausersehen. Den Auf-
sichtsrath bilden die Herren Albert Weber, in Firma
Weber & Schaer, Hamburg, Vorsitzender, Freiherr
G. v. Stößel, Hann.-Münden, Kommerzienrath Ed-
mund Schmidt, Altenburg. (Tropenpflanzer.)
Drutsch-Hüdwelkafrika.
Reise des Asüsten zar ztes Jodtka nach dem Okavango.
III.
Die Werften der Owakwangari sind von hohen
Pallisaden, 3 m hohen, oben zugespitzten und am Feuer
gehärteten Pfählen, umgeben. Die Eingänge sind nach
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der Landseite meist sehr eng. Die Werften, die meist
dicht am Ufer des Okavango an einer etwas erhöhten
Stelle stehen, sind schneckenhaus= oder irrgarten-
ähnlich angelegt, so daß ein Fremder in den engen,
beiderseits von den geschilderten Pfählen eingefaßten
Gängen sich sehr schwer zurecht finden kann. Aus
den Gängen führen sehr schmale, roh aus Baum-
stämmen gehauene Thüren in die einzelnen Familien-
abtheilungen, welche durch cine etwa 2 m hohe Matte
von der benachbarten abgetrennt sind.
Meist in der Mitte der Werft befindet sich, um-
geben von Hütten oder auch von Pfählen, der Be-
rathungsraum. Die Vornehmeren sitzen auf Matten,
Geringere auf der Erde. Viele, namentlich ältere
Leute bringen sich einen kleinen, aus einem Holzklotz
sehr kunstvoll und mit viel Geduld geschnitzten 20 cm
hohen Stuhl mit. Auch dem Gaste wird ein solcher
angeboten. Als Beifallsbezeugung gilt ein langsames
Klatschen mit hohlen Händen. Die sonstigen Geräthe
der Owakwangaris sind sehr primitiv, namentlich die
Aexte. Um so mehr zu verwundern ist es und ein
Zeichen von großer Ausdauer und Geduld, daß es
ihnen gelingt, mit diesen mangelhaften Aexten die
Kanus herzustellen, welche sie zahlreich besitzen. Die
aus einem Baumstamm hergestellten Fahrzeuge sind
verschieden groß, haben runden Kiel und fassen zwei
bis vier Menschen. Der Ruderer, welcher gleichzeitig
sehr geschickt steuert, steht dabei, die Mitfahrenden
sitzen. Die geringste Bewegung läßt das Boot
schwanken, doch schlägt es selten um. Diese Kanus
sind beständig in Gebrauch, da sich die Felder der
Leute meist auf deutschem Gebiet befinden.
Zum Theil in oder dicht bei den Werften, zum
Theil auch in ziemlicher Entsernung davon befinden
sich die Kornspeicher der Eingeborenen. Die in und
bei den Werften sind meist kleiner als die anderen.
In ihrer Anlage und Bauart sind sie jedoch ziemlich
gleich. Auf etwa /4 m hohen Pfählen stehen ge-
waltige runde Körbe, welche etwa die Gestalt eines
Flaschenkürbis haben, dessen breitere flache Seite nach
unten steht. Der Durchmesser der Bodenfläche erreicht
vielfach 3 m und verjüngt sich etwas nach oben zu,
die Höhe mag 1½ m betragen. Das Flechtwerk
dieser Körbe ähnelt dem der schon beschriebenen klei-
neren, als Hausgeräth verwandten Körbe. In diesen
gewaltigen Behältern, welche je nach der Größe der
Werft und dem Felderreichthum ihrer Bewohner in
verschiedener Zahl zusammenstehen, wird das Korn 2c.
aufbewahrt.
Die Nahrung der Owakwangari besteht in der
Hauptsache aus den Erzeugnissen ihrer Felder. Es
werden auf denselben gebaut: Kürbisse, Bohnen in
drei verschiedenen Farben, roth, blau, weiß, die aber
in ihrer kleinen walzenförmigen Gestalt einander ganz
gleich sind, Kaffernkorn und Hirse. Das Haupt-
nahrungsmittel sind in der Asche gebackene Kuchen
aus dem Mchl des Kafsernkorns. Das Mehl wird
von den Frauen durch Stampfen hergestellt, mehrfach