Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit und die Be- 
freiung von den ständigen Abgaben und der Befürchtung 
der Entvölkerung, trat klar zu Tage durch die viel- 
fachen Abgesandten an mich, nicht nur aus den 
Kreisen der Großen, sondern auch aus dem Volke. 
Wenn diese Zustände, die ein großes Empor= 
blühen von Dikoa in Kürze zur Folge haben müssen 
(es sind schon in den nächsten Wochen gegen 
5000 Menschen, die mit Gerbeil auf englisches Ge- 
biet übergetreten waren, freiwillig in ihre alte 
Heimath Dikoa zurückgekehrt), aufrecht erhalten werden 
sollten, so sah ich mich genöthigt, in Dikoa einen 
Offizier mit 50 Mann zurückzulassen, als ich meinen 
Abmarsch ins Auge faßte. Geschah dies nicht, so 
trat in Dikoa Anarchie ein, Krieg wäre zwischen 
Gerbeil und Sanda unvermeidlich und die Ver- 
wickelung unabsehbar gewesen. Alle Errungenschaften 
wären verloren gewesen. Oberleutnant v. Madai 
blieb also in Dikoa, ich schickte aber zu gleicher Zeit 
einen Eilboten nach Garua mit dem Befehl, daß 
entweder Oberleutnant Dominik oder v. Bülow den 
Posten in Dikoa zu übernehmen hätte, da Ober- 
leutnant v. Madai inzwischen als Stationschef nach 
Banyo von mir versetzt war. 
  
Deutsche Ramerun-Gesellschaft m. b. P., Pamburg. 
Die Firma Weber & Schaer, Hamburg, hatte 
als Hauptgläubiger der in Zahlungsschwierigkeiten 
gerathenen Kamerun -Hinterland -Gesellschaft, der 
Deutschen Handels-Gesellschaft Kamerun und der 
Handels= und Plantagen= Gesellschaft Südkamerun, 
sämmtlich in Berlin, es übernommen, die Gesell- 
schaften zu saniren. Dieses ist ihr nunmehr gelungen 
und das Kapital für die neue Gesellschaft unter dem 
Namen „Deutsche Kamerun-Gesellschaft m. b. H., 
Hamburg“ in Höhe von 500 000 Mk. gezeichnet. 
Von diesem Kapital sollen 300 000 Mk. zur Be- 
zahlung der von den obengenannten drei Gründungen 
eingegangenen Verpflichtungen verwendet werden, 
wogegen die neue Gesellschaft alle Aktiven der drei 
Gründungen erhält. Als Leiter der Gesellschaft ist 
Herr Heinrich Randad, ein im westafrikanischen Ge- 
schäft erfahrener Kaufmann, ausersehen. Den Auf- 
sichtsrath bilden die Herren Albert Weber, in Firma 
Weber & Schaer, Hamburg, Vorsitzender, Freiherr 
G. v. Stößel, Hann.-Münden, Kommerzienrath Ed- 
mund Schmidt, Altenburg. (Tropenpflanzer.) 
Drutsch-Hüdwelkafrika. 
Reise des Asüsten zar ztes Jodtka nach dem Okavango. 
III. 
Die Werften der Owakwangari sind von hohen 
Pallisaden, 3 m hohen, oben zugespitzten und am Feuer 
gehärteten Pfählen, umgeben. Die Eingänge sind nach 
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der Landseite meist sehr eng. Die Werften, die meist 
dicht am Ufer des Okavango an einer etwas erhöhten 
Stelle stehen, sind schneckenhaus= oder irrgarten- 
ähnlich angelegt, so daß ein Fremder in den engen, 
beiderseits von den geschilderten Pfählen eingefaßten 
Gängen sich sehr schwer zurecht finden kann. Aus 
den Gängen führen sehr schmale, roh aus Baum- 
stämmen gehauene Thüren in die einzelnen Familien- 
abtheilungen, welche durch cine etwa 2 m hohe Matte 
von der benachbarten abgetrennt sind. 
Meist in der Mitte der Werft befindet sich, um- 
geben von Hütten oder auch von Pfählen, der Be- 
rathungsraum. Die Vornehmeren sitzen auf Matten, 
Geringere auf der Erde. Viele, namentlich ältere 
Leute bringen sich einen kleinen, aus einem Holzklotz 
sehr kunstvoll und mit viel Geduld geschnitzten 20 cm 
hohen Stuhl mit. Auch dem Gaste wird ein solcher 
angeboten. Als Beifallsbezeugung gilt ein langsames 
Klatschen mit hohlen Händen. Die sonstigen Geräthe 
der Owakwangaris sind sehr primitiv, namentlich die 
Aexte. Um so mehr zu verwundern ist es und ein 
Zeichen von großer Ausdauer und Geduld, daß es 
ihnen gelingt, mit diesen mangelhaften Aexten die 
Kanus herzustellen, welche sie zahlreich besitzen. Die 
aus einem Baumstamm hergestellten Fahrzeuge sind 
verschieden groß, haben runden Kiel und fassen zwei 
bis vier Menschen. Der Ruderer, welcher gleichzeitig 
sehr geschickt steuert, steht dabei, die Mitfahrenden 
sitzen. Die geringste Bewegung läßt das Boot 
schwanken, doch schlägt es selten um. Diese Kanus 
sind beständig in Gebrauch, da sich die Felder der 
Leute meist auf deutschem Gebiet befinden. 
Zum Theil in oder dicht bei den Werften, zum 
Theil auch in ziemlicher Entsernung davon befinden 
sich die Kornspeicher der Eingeborenen. Die in und 
bei den Werften sind meist kleiner als die anderen. 
In ihrer Anlage und Bauart sind sie jedoch ziemlich 
gleich. Auf etwa /4 m hohen Pfählen stehen ge- 
waltige runde Körbe, welche etwa die Gestalt eines 
Flaschenkürbis haben, dessen breitere flache Seite nach 
unten steht. Der Durchmesser der Bodenfläche erreicht 
vielfach 3 m und verjüngt sich etwas nach oben zu, 
die Höhe mag 1½ m betragen. Das Flechtwerk 
dieser Körbe ähnelt dem der schon beschriebenen klei- 
neren, als Hausgeräth verwandten Körbe. In diesen 
gewaltigen Behältern, welche je nach der Größe der 
Werft und dem Felderreichthum ihrer Bewohner in 
verschiedener Zahl zusammenstehen, wird das Korn 2c. 
aufbewahrt. 
Die Nahrung der Owakwangari besteht in der 
Hauptsache aus den Erzeugnissen ihrer Felder. Es 
werden auf denselben gebaut: Kürbisse, Bohnen in 
drei verschiedenen Farben, roth, blau, weiß, die aber 
in ihrer kleinen walzenförmigen Gestalt einander ganz 
gleich sind, Kaffernkorn und Hirse. Das Haupt- 
nahrungsmittel sind in der Asche gebackene Kuchen 
aus dem Mchl des Kafsernkorns. Das Mehl wird 
von den Frauen durch Stampfen hergestellt, mehrfach
	        
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