Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

fehlenden Sachkenntniß, soviel mir bekannt, wenig 
bewährt, und bei der Beschaffung von Areal für 
die Aussuchung und Gewmnung von Mineralien 
läßt das hiesige Recht Einzelnen und Korporationen 
viel weitergehenden Spielraum als das brirische. 
Unruhen in KRilimatinde. 
Ueber die in der Tagespresse schon erwähnten 
Unruhen im Militärbezirk Kilimatinde und ihre er- 
folgreiche Unterdrückung liegt ein Bericht des Kaiser- 
lichen Gouvernements in Dar-es-Saläm vor, dem 
wir Folgendes entnehmen: 
In der südlich des Postens Mkalama gelegenen 
Landschaft Jyambi und am Ostabhang des Iramba= 
plateaus zeigte die Bevölkerung bereits fseit Anfang 
Juni sich unruhig, erlaubte sich Uebergriffe gegen 
Leute der regierungsfreundlichen Jumben und drang 
zum Theil raubend und mordend bis in die Nähe 
des Postens vor. Der Postenführer Sergeant Zahn 
erbat von Kilmatinde Verstärkung, und am 22. 6. 
traf Sanitäts-Unteroffizier Weiland mit 14 Askaris 
in Mkalama ein. Am 23. Juni unternahm Sergeant 
Zahn mit 24 Askaris und 250 Hülfsmannschaften 
eine Expedition, durchstreiste die Landschaft Jyambi 
von Westen nach Osten und stieß in den östlichen 
Ausläufern der Jyambi-Berge auf einen starken 
Gegner. Sergeant Zahn lieferte ihm ein erfolg- 
reiches Gefecht, wurde dann aber schon durch 
Patronenmangel genöthigt, sich Angriffen gegenüber, 
welche bis in die nächste Nähe des Postens vor- 
drangen, auf die Defensive zu beschränken. 
Am 1. Juli erbat der Postenführer, da der Auf- 
stand ständig im Wachsen begriffen war, Verstärkung 
von Kilmatinde. Oberleutnant Freiherr v. Reitzen-= 
stein erhielt diese Nachricht am 6. Juli und mar- 
schirte am 7. Juli in Eilmärschen mit allen ver- 
fügbaren Kräften nach Mkalama. Auf dem Marsch 
erhielt Oberleutnant v. Reitzenstein am 11. Juli 
die Nachricht von der Ermordung der Europäer 
Sandic und Risto Radulovic und fand diese Nach- 
richt am folgenden Tage durch Auffinden der Leichen 
in der Landschaft Kinyakumi bestätigt. Die Be- 
raubung der Karawane war durch Leute des Häupt- 
lings Kaula erfolgt, welch Letzterer bei den ganzen 
Unruhen eine führende Rolle spielte. Nach Beerdi- 
gung der Leichen setzte v. Reitzenstein seinen Marsch 
fort und erreichte, dauernd von feindlichen Scharen 
begleitet, am 13. Juli den Posten Mkalama. 
Um zunächst die Kaulaleute zu züchtigen und 
den Häuptling, von welchem dem Posten in erster 
Linie Gefahr drohte, unschädlich zu machen, entschloß 
Oberleutnant v. Reitzenstein sich zu einer sofortigen 
Expedition gegen diesen. Der Posten blieb mit 
1 Sanitäts-Unteroffizier, 14 Askaris besetzt, der 
Rest in Stärke von 1 Unteroffizier und 30 Askaris 
brach am 15. unter Oberleutnant v. Rettzenstein auf 
und bezog Lager in unmittelbarer Nähe des Wohn- 
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sitzes des Kaula. Am 16. erfolgte ein Angriff, 
durch welchen der Gegner in mehrstündigem Gefecht 
zurückgeworfen wurde und Kaula selbst fiel. 
Am 17. Juli traf das Detachement wieder in 
Mkalama ein. Der Stationschef beschloß vor Durch- 
führung einer umfangreicheren Expedition die von 
Mpapua und Kondoa-JIrangi im Anmarsch befind- 
lichen Verstärkungen abzuwarten. In der Zwischen- 
zeit trat Oberleutnant v. Reitzenstein, um dringende 
dienstliche Angelegenheiten in Kilimatinde zu er- 
ledigen, am 21. Juli den Rückmarsch dorthin an. 
Die zurückgelassene Postenbesatzung bestand in- 
zwischen aus 1 Unteroffizier, 1 Sanitäts-Unteroffizier, 
41 Askaris und erhielt die Aufgabe, den Posten, 
die Expedition Janke und durchkommende Handels- 
karawanen zu schützen. Am 28. Juli traf eine 
weitere Verstärkung des Postens durch Leutnant 
Lincke mit 1 Unteroffizier, 24 Askaris ein, der 
mehrsache Kämpfe mit den Eingeborenen zu bestehen 
hatte. Am 7. August traf Oberleutnant Styx mit 
Oberarzt Albiez und 34 Askaris aus Kondoa, 
Irangi und Mpapua in Mkalama ein und übernahm 
die Führung des Postens. Am 13. 8. kehrte dann 
Oberleutnant v. Reitzenstein mit Assistenzarzt Leupolt 
von Kilimatinde nach Mkalama zurück. Die Ge- 
sammtstreitkrafte des Postens bestanden nunmehr aus 
Oberleutnant v. Reitzenstein, Oberleutnant Stoyx, 
Leutnant Lincke, Oberarzer Albiez, Assistenzarzt Leu- 
polt, 3 Unteroffizieren, 99 Askaris, 1 Maschmen- 
gewehr, 290 Hülfsmannschaften. 
Zur Besetzung des Postens wurde Oberleutnant 
Styx mit 1 Unteroffizier, 22 Askaris und 40 Hülfs- 
mannschaften zurückgelassen, das übrige Detachement 
trat am 18. 8. den Vormarsch auf Jyambi an und 
bezog Lager bei Jkuru. Am folgenden Tage begann 
der Einmarsch in Jyambi in drei getrennten Ab- 
theilungen unter Leutnant Lincke, Assistenzart Leu- 
polt und Unteroffizier Linke. In den Tagen vom 
20. bis 23. wurde Jyambi in südlicher Richtung bis 
an die Grenzen der Landschaft Turu, in westlicher 
bis zu dem Abfall des Irambaplateaus durch- 
streift. Es fand eine Reihe erfolgreicher Berg= und 
Höhlenkämpfe gegen die harmäckig Widerstand 
leistenden Eingeborenen statt. Am 25. 8. gelang 
es Leutnant Lincke, einen Theil des den ermordeten 
Europäern geraubten Viehs zu erbeuten. Am 
26. 8. wurde das Detachement in der Landschaft 
Kmyakumi gegen die noch immer Widerstand leistenden 
Kaulaleute konzentrirt. Nachdem diese in Gefechten 
am 27. und 28. August, in die auch Oberleutnant 
Styx von Norden her eingriff, geschlagen waren, 
unterwarfen sie sich vollständig. 
Kleinere von Oberleutnant v. Reitzenstein in den 
Tagen vom 29. bis 31. August ausgeführte Er- 
kundungs= und Fouragirmärsche ließen erkennen, daß 
der Widerstand der Jyambileute nunmehr gebrochen 
sei, und daß auch in den Landschaften Issansu und 
Iramba Unruhen nicht mehr zu erwarten seien. Am 
1. September traf das Detachement wieder in Mka-
	        
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