welche anderen Eingeborenen besitzenswerth erscheinen,
ist meiner Ansicht nur deshalb so gering, weil die-
selben hier noch selten oder gar nicht gesehen sind,
und wird schnell wachsen, sobald erst öfter weiße
Händler dort einkehren. Es kommen zwar zuweilen
portugiesische Händler dorthin, doch bringen sie nach
Aussage der Emgeborenen nur Munition, alte Ge-
wehre und Branntwein. Eingeborene Händler kommen
anscheinend öster zu ihnen und versorgen sie mit
eisernen Werkzeugen, als Messern, Aexten und Lan-
zenspitzen. Von deutschen Händlern waren meines
Wissens erst zwei dort. Die Leute sind schließlich
weggezogen, weil es damals, kurz vor der Ernte, keine
Nahrungsmittel einzuhandeln gab, worauf sie es
hauptsächlich abgesehen hatten, und weil sie fürchteten,
man würde ihnen die Waaren wegnehmen. Meiner
Ansicht haben sie sich durch das selbstbewußte, auf-
dringliche und großprahlerische Wesen der Leute
unnnöthig einschüchtern lassen. Eigentliche Drohungen
sind, wie sie selbst zugeben, nicht gegen sie ausgestoßen
worden. Für einen deutschen Händler finden sich
meiner Ansicht nach gewinnversprechende Handels-
artukel in ienem Lande sogar in großer Menge. Außer
dem Eifenbein vornehmlich die verschiedenen Feld-
früchte, welche sowohl für Menschen wie für Pferde
verwendbar sind. Elfenbein ist in allen Werften
vorhanden, allerdings wegen der mangelhaften Jagd-
geräthichaften nur in verhälmmißmäßig geringen Mengen.
Die Zahl der nördlich des Okavango zum Wasser
kommenden und sich dann wieder ins Sandfeld zu-
rückziehenden Elefanten ist sehr groß. Ueberall bin
ich auf die Spuren getroffen. Oft haben wir große
Umwege machen müssen, um die Wagen nicht in den
tiefen Fußeindrücken umzuwerfen.
Strauße habe ich an der Mündung des Fontein-
Omuramba wohl gesehen, doch habe ich ihre Federn
bei den Eingeborenen nirgends bemerkt. Ich glaube
nicht, doß Straußenfedern ein Handelsartikel für
Eingeborene sind.
Kautschuk wurde mir mehrfach zum Kauf ange-
boten, doch war derselbe von jener schlechten Quali-
tät, die im Handel als Angola-Kautschuk schon lange
bekannt ist. Die denselben liefernde Pflanze wächst
nicht in Angola, sondern er gelangt erst auf dem Wege
des Zwischenhandels dorthin. Alle meine sorgfältigen
Erkundigungen haben ergeben, daß die Eingeborenen
diesen Kauchuk aus der Landschaft jenseits des Kuito
und Okavango erhalten. Auf deutschem Gebiet scheint,
wenigstens bis zum Tschobe, keine Kautschuk liefernde
Pflanze zu wachsen. Der Kautschuk zeigt das be-
kannte Aussehen des Angola-Kautschuks, ist durch
Sand und Holzstückchen absichtlich stark verunreinigt,
um das Gewicht zu erhöhen, und erscheint für Isolir-
zwecke bei Telegraphenanlagen unbrauchbar.
Erwähnen möchte ich noch, daß den Eingeborenen
Geld unbekannt zu sein scheint. Der schon geschilderte
Ndango brachte mir ein Pfundstück, welches er mir
zum Geschenk anbot, und als ich dies ausschlug, bat
er um eine kleine Hand voll Salz dafür. Auch
591
meine Nachforschungen nach Geld bewiesen mir, daß
die Eingeborenen wohl davon gehört hatten, aber über
seinen Werth absolut im Unklaren waren. Tausch-
handel ist also vorläufig die einzige Form kauf-
männischen Verkehrs.
Der Wildreichthum ist sehr groß. Eine große
Zahl von Antilopen, welche es im übrigen Schutz-
gebiete nicht giebt, kommt hier vor und ist leicht zu
schießen. Ich nenne Palaantilope, Lidgieantilope,
Bastardhartebest. Diese und andere auch weiter
südlich bekannte Wildarten, wie Kudu und Bastard-
gemsbock, geben der dortigen Thierwelt ihr Gepräge.
Sie ziehen wieder eine große Zahl von Raubwild
nach sich. Löwen begleiteten uns während der ganzen
Tour am Okavango, und ich war genöthigt, die
Pferde allnächtlich einzukraalen. Ebenfalls sehr zahl-
reich waren Leoparden, gefleckte Hyänen, zwei Arten
Schakale 2c.
Prächtig ist die Vogelwelt. Ueberall bevölkern
Reiher, die verschiedenen Arten Flamingos, Störche
und allerlei andere Sumpfvögel die Ufer. Die Zahl
der meist grünen Papagelen, Finken 2c. ist unermeß-
lich. Im Flusse giebt es zahlreiche Krokodile, bei
Bomagandu auch Flußpserde. Kurz, überall bemerkt
man am Ufer und im Wasser, in Busch und Feld
einen Thierreichthum, wie man ihn weiter südlich
nicht ahnt.
Wie die Thierwelt in zahlreichen Arten und
Exemplaren vertreten ist, so ist auch die Bevölkerung
so dicht wie sonst nirgends im Schutzgebiet. Im
Thal des Okavango reiht sich Werft an Werft, und
in allen wimmelt es wie in einem Ameisenhaufen.
Ich schätze die Zahl der männlichen Bevölkerung auf
einige Tausend bei Himarua, etwa Tausend bei Ka-
pongo und ebensoviel bei Bomagandu. Die Sprache
der Eingeborenen gehört dem großen Sprachstamme
der Bantusprache an und hat Aehnlichkeiten mit dem
Otüherero und dem Ukuanjama, der Sprache der
nördlichen Ovambos. Zur Noth kann man mit
Otjiherero durchkommen. In fast allen Werften von
Bomagandu und Kapongo gab es einige ältere Leute,
welche jene Sprache versiehen und sprechen, während
fast alle Leute Himaruas auch das Ukuanjama
sprechen. Außerdem verstehen alle diese Owakwan-
garis die Kalaharibuschmannsprache.
Ein weites Gebiet liegt also an den nördlichen
und nordöstlichen Grenzen unseres Schutzgebietes noch
der Besiedelung offen. Durch Ackerbau und Handel
verspricht es viele Menschen zu ernähren. Aber eine
unerläßliche Vorbedingung für die Besiedelung scheint
es mir zu sein, daß dort ein fester Platz errichtet
wird, welcher in dem unwahrscheinlichen, aber doch
möglichen Falle von Feindseligkeiten geeignet ist, den
Ansiedlern einen Rückhalt zu gewähren. Noch be-
deutend wichtiger erscheint mir die Schaffung jeder-
zeit nutzbarer Verbindungswege. Bisher führen drei
Straßen in jenes Land:
1. diejenige über Amutoni, Okonda, die Landschaft