Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

welche anderen Eingeborenen besitzenswerth erscheinen, 
ist meiner Ansicht nur deshalb so gering, weil die- 
selben hier noch selten oder gar nicht gesehen sind, 
und wird schnell wachsen, sobald erst öfter weiße 
Händler dort einkehren. Es kommen zwar zuweilen 
portugiesische Händler dorthin, doch bringen sie nach 
Aussage der Emgeborenen nur Munition, alte Ge- 
wehre und Branntwein. Eingeborene Händler kommen 
anscheinend öster zu ihnen und versorgen sie mit 
eisernen Werkzeugen, als Messern, Aexten und Lan- 
zenspitzen. Von deutschen Händlern waren meines 
Wissens erst zwei dort. Die Leute sind schließlich 
weggezogen, weil es damals, kurz vor der Ernte, keine 
Nahrungsmittel einzuhandeln gab, worauf sie es 
hauptsächlich abgesehen hatten, und weil sie fürchteten, 
man würde ihnen die Waaren wegnehmen. Meiner 
Ansicht haben sie sich durch das selbstbewußte, auf- 
dringliche und großprahlerische Wesen der Leute 
unnnöthig einschüchtern lassen. Eigentliche Drohungen 
sind, wie sie selbst zugeben, nicht gegen sie ausgestoßen 
worden. Für einen deutschen Händler finden sich 
meiner Ansicht nach gewinnversprechende Handels- 
artukel in ienem Lande sogar in großer Menge. Außer 
dem Eifenbein vornehmlich die verschiedenen Feld- 
früchte, welche sowohl für Menschen wie für Pferde 
verwendbar sind. Elfenbein ist in allen Werften 
vorhanden, allerdings wegen der mangelhaften Jagd- 
geräthichaften nur in verhälmmißmäßig geringen Mengen. 
Die Zahl der nördlich des Okavango zum Wasser 
kommenden und sich dann wieder ins Sandfeld zu- 
rückziehenden Elefanten ist sehr groß. Ueberall bin 
ich auf die Spuren getroffen. Oft haben wir große 
Umwege machen müssen, um die Wagen nicht in den 
tiefen Fußeindrücken umzuwerfen. 
Strauße habe ich an der Mündung des Fontein- 
Omuramba wohl gesehen, doch habe ich ihre Federn 
bei den Eingeborenen nirgends bemerkt. Ich glaube 
nicht, doß Straußenfedern ein Handelsartikel für 
Eingeborene sind. 
Kautschuk wurde mir mehrfach zum Kauf ange- 
boten, doch war derselbe von jener schlechten Quali- 
tät, die im Handel als Angola-Kautschuk schon lange 
bekannt ist. Die denselben liefernde Pflanze wächst 
nicht in Angola, sondern er gelangt erst auf dem Wege 
des Zwischenhandels dorthin. Alle meine sorgfältigen 
Erkundigungen haben ergeben, daß die Eingeborenen 
diesen Kauchuk aus der Landschaft jenseits des Kuito 
und Okavango erhalten. Auf deutschem Gebiet scheint, 
wenigstens bis zum Tschobe, keine Kautschuk liefernde 
Pflanze zu wachsen. Der Kautschuk zeigt das be- 
kannte Aussehen des Angola-Kautschuks, ist durch 
Sand und Holzstückchen absichtlich stark verunreinigt, 
um das Gewicht zu erhöhen, und erscheint für Isolir- 
zwecke bei Telegraphenanlagen unbrauchbar. 
Erwähnen möchte ich noch, daß den Eingeborenen 
Geld unbekannt zu sein scheint. Der schon geschilderte 
Ndango brachte mir ein Pfundstück, welches er mir 
zum Geschenk anbot, und als ich dies ausschlug, bat 
er um eine kleine Hand voll Salz dafür. Auch 
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meine Nachforschungen nach Geld bewiesen mir, daß 
die Eingeborenen wohl davon gehört hatten, aber über 
seinen Werth absolut im Unklaren waren. Tausch- 
handel ist also vorläufig die einzige Form kauf- 
männischen Verkehrs. 
Der Wildreichthum ist sehr groß. Eine große 
Zahl von Antilopen, welche es im übrigen Schutz- 
gebiete nicht giebt, kommt hier vor und ist leicht zu 
schießen. Ich nenne Palaantilope, Lidgieantilope, 
Bastardhartebest. Diese und andere auch weiter 
südlich bekannte Wildarten, wie Kudu und Bastard- 
gemsbock, geben der dortigen Thierwelt ihr Gepräge. 
Sie ziehen wieder eine große Zahl von Raubwild 
nach sich. Löwen begleiteten uns während der ganzen 
Tour am Okavango, und ich war genöthigt, die 
Pferde allnächtlich einzukraalen. Ebenfalls sehr zahl- 
reich waren Leoparden, gefleckte Hyänen, zwei Arten 
Schakale 2c. 
Prächtig ist die Vogelwelt. Ueberall bevölkern 
Reiher, die verschiedenen Arten Flamingos, Störche 
und allerlei andere Sumpfvögel die Ufer. Die Zahl 
der meist grünen Papagelen, Finken 2c. ist unermeß- 
lich. Im Flusse giebt es zahlreiche Krokodile, bei 
Bomagandu auch Flußpserde. Kurz, überall bemerkt 
man am Ufer und im Wasser, in Busch und Feld 
einen Thierreichthum, wie man ihn weiter südlich 
nicht ahnt. 
Wie die Thierwelt in zahlreichen Arten und 
Exemplaren vertreten ist, so ist auch die Bevölkerung 
so dicht wie sonst nirgends im Schutzgebiet. Im 
Thal des Okavango reiht sich Werft an Werft, und 
in allen wimmelt es wie in einem Ameisenhaufen. 
Ich schätze die Zahl der männlichen Bevölkerung auf 
einige Tausend bei Himarua, etwa Tausend bei Ka- 
pongo und ebensoviel bei Bomagandu. Die Sprache 
der Eingeborenen gehört dem großen Sprachstamme 
der Bantusprache an und hat Aehnlichkeiten mit dem 
Otüherero und dem Ukuanjama, der Sprache der 
nördlichen Ovambos. Zur Noth kann man mit 
Otjiherero durchkommen. In fast allen Werften von 
Bomagandu und Kapongo gab es einige ältere Leute, 
welche jene Sprache versiehen und sprechen, während 
fast alle Leute Himaruas auch das Ukuanjama 
sprechen. Außerdem verstehen alle diese Owakwan- 
garis die Kalaharibuschmannsprache. 
Ein weites Gebiet liegt also an den nördlichen 
und nordöstlichen Grenzen unseres Schutzgebietes noch 
der Besiedelung offen. Durch Ackerbau und Handel 
verspricht es viele Menschen zu ernähren. Aber eine 
unerläßliche Vorbedingung für die Besiedelung scheint 
es mir zu sein, daß dort ein fester Platz errichtet 
wird, welcher in dem unwahrscheinlichen, aber doch 
möglichen Falle von Feindseligkeiten geeignet ist, den 
Ansiedlern einen Rückhalt zu gewähren. Noch be- 
deutend wichtiger erscheint mir die Schaffung jeder- 
zeit nutzbarer Verbindungswege. Bisher führen drei 
Straßen in jenes Land: 
1. diejenige über Amutoni, Okonda, die Landschaft
	        
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