Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Betreff des Bahnhofs gesagt werden. Derselbe 
steht in Bezug auf Bequemlichkeit und Luxus dem 
im Kapstadt nicht bedeutend nach. 
Die Deutschen sind sehr freundlich und höflich, 
aber find hinter jeder Gelegenheit her, wo es einen 
Pfennig zu verdienen giebt. Hier in Karibib ge- 
nießen wir viel Gastfreiheit von einigen deutschen 
Freunden. 
Das Land von der Küste bis nahe an Jackhalswater- 
Station ist sandig, beinabe ganz ohne Vegetation und 
ohne Leben. Von Jackhalswater ab tritt bereits eine 
in die Augen fallende Veränderung ein, und man sieht 
Kamelbäume und andere Sträucher. Auf ver- 
schiedenen Stationen fanden wir bereits Vieh und zu 
unserem Erstaunen, das Weidefeld und die trockene 
Zeit in Betracht ziehend, in sehr gutem Zustande. 
Je weiter wir gingen, desto besser sanden wir 
das Land mit Gras und Sträuchern bewachsen. Nach 
unserer Meinung und auch nach den Erzählungen 
Anderer muß es vorzügliches Weidefeld für Groß- 
vieh sein. Unglücklicherweise sieht man hier übrigens 
nirgends offenes Wasser, wie Dämme oder Quellen. 
Alles Lebende muß in diesen trockenen Zeiten aus 
Brunnen getränkt werden. Das Kleinvieh hier be- 
steht aus Burböcken und Namagquaschafen und ist 
nicht zahlreich. Man bezahlt heer für Schlachtschafe 
1 2 per Stück, für Schlachtochsen 9 und 10 2 per 
Stück, während der Preis für Zuchtvieh von 2,10 bis 
7 & per Kuh beträgt. Für den Handel scheinen die 
Aussichten sehr gute zu sein. Das Angenehmste für 
mich in diesem Lande war noch bieher, daß man 
nicht erst seine Umgebung zu sondiren braucht, ehe 
man etwas will. Karibib ist auch ein sehr ange- 
nehmer Platz mit einem besonders starken Brunnen. 
Die Eisenbahnstation wird elektrisch beleuchtet. Hotel- 
ausgaben hier sowohl als in Swakopmund betragen 
7 Schilling per Tag. Nach meiner Ankunft in 
Grootfontein schreibe ich Ihnen wieder. Bis dahin 
Ihr ergebener 
Thos G. de Wet. 
South Afriean Territories, Limited. 
Die zweite ordentliche Generalversammlung der 
Aktionäre der South African Territories, Limited, 
fand am 27. November unter dem Vorsitz von 
Kapitän James Inman in London statt. Der Vor- 
sitzende besprach in kurzen Worten die Bilanz. Er 
bemerkte nach einem Bericht der „Finanz-Chronik“ 
u. A., daß die Unkosten in Südafrika um fast 
1000 L höher seien, als im letzten Jahre. Diese 
Erhöhung sei durch die gegenwärtig in Südafrika 
vor sich gehenden Landvermessungen verursacht worden. 
Was die Einnahmen betreffe, so seien sie um 50 péCt. 
gegen das Vorjahr gestiegen. Die Unkosten für Ver- 
messung der Grundstücke in Südafrika seien natürlich 
nur vorübergehender Natur, und sie würden voraus- 
sichtlich noch über die nächsten 18 Monate sich er- 
  
610 — 
strecken. Sobald die Vermessung der Farmen, die 
obligatorisch und gleichzeitig nützlich für die Gesell- 
schaft sei, beendigt sein würde, würden sich aller Er- 
wartung nach viele Ansiedler einfinden, um Grund- 
stücke zu erwerben. Der Herr, der die Vermessung 
der Farmen ausführe, Herr Hans v. Quitzow, ver- 
füge über bedeutende Erfahrungen im Transvaal. 
Seine Pflichten beschränkten sich nicht allein auf Ver- 
messung und Aufnahme des Geländes, sondern er 
habe auch über viele andere Dinge zu berichten, z. B. 
die Natur der Ländereien, Zugänglichkeit der Farmen, 
Aussichten der künstlichen Bewässerung und Möglich- 
keit der Wasserbeschaffung. Was die künstliche Be- 
wässerung anbetreffe, so sei diese für die Gesellschaft 
von großer Bedeutung, da sich viele Farmen für 
diese Arbeiten eigneten. Zunächst müsse der Bericht 
des Vermessers abgewartet werden, ehe die Gesell- 
schaft irgend welche Schritte zur Durchführung der 
Bewässerungsarbeiten thun könne. Dies sei ein 
großes Unternehmen, und die Gesellschaft könne es 
in ihrer gegenwärtigen Lage nicht allein durchführen, 
sondern werde sich an außerhalb stehende Finanz- 
gruppen wenden müssen. Gegenwärtig habe die Ge- 
sellschaft von einem Gesammtareal von 2 700 000 
Acres bereits 270 000 Morgen gemuthet. Redner 
wolle erwähnen, daß die Geiellschaft mehrere Bor- 
schläge mit Bewässerung erhalten habe, über die 
gegenwärtig Berathungen gepflogen werden. Der 
Vorsitzende wies sodann auf den Bericht von Herrn 
von dem Bussche, dem Generalbetriebsleiter der Ge- 
sellschaft, hin, welcher sich mit der geologischen Be- 
schaffenheit der Besitzungen befoßt. Was die dort 
vorkommenden Mineralien anbetreffe, so würden jetzt 
nnter der Leitung des genannten Herrn Schürfungen 
vorgenommen, und die Direktoren hofften, daß die 
Berichte, die über diese Schürfungen abgefaßt werden 
würden, günstiger Natur sein würden. Der genannte 
Herr spreche auch von Diamanten, aber er erwecke 
in dieser Beziehung keine großen Hoffnungen, ob- 
gleich Granaten und Rubinen dort gesunden worden 
seien, die gewöhnlich von blauem Grund begleitet 
würden. Diese Entdeckungen feien nördlich des 
Territoriums der Gesellschaft gemacht worden, und 
die Gesellschaft müsse die Ergebnisse der Prospek- 
tirungen abwarten. Nach einigen Bemerkungen über 
die neuen Bergbaubestimmungen theilte der Redner 
den Aktionären mit, daß seit der Ausgabe des Direk- 
torenberichtes ein Brief von Herrn von dem Bussche 
eingetroffen sei, der melde, daß eine Konglomerat= 
sormation entdeckt und analysirt worden sei. Die 
Analyse habe einen geringen Goldgehalt nachgewiesen 
— 1½ dwts. Dies sei allerdings nicht viel, aber 
es sei ein Anfang. Das Direktorium sei vollkommen 
mit den Arbeiten Herrn von dem Bussches in Süd- 
afrika zufrieden. In der darauffolgenden Diskussion 
erklärte der Vorsitzende, daß eine Explorations- 
gesellschaft kaum existiren könne, ohne Geld aus- 
zugeben. Was die Frage einer ersten Dividende an- 
betreffe, so hänge dies von etwaigen Enddeckungen
	        
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