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ab. Die Aktionäre dürften nicht vergessen, daß
Shares einer Explorationsgesellschaft immer speku-
lativer Natur seien. Der Bericht der Direktoren
nebst Bilanz-, Gewinn= und Verlustkonto wurde ein-
stimmig angenommen, und nachdem die statutengemäß
ausscheidenden Direktoren, Kapitän James Inman
und Dr. E. Westphal sowie der Bücherrevisor wieder-
gewählt waren, kamen die Verhandlungen zum Abschluß.
Deutsch-Beu-Guinra.
Erdbeben auf Ponape und den Marianen.
Am 22. September d. Is., demselben Tage, an
welchem auf den Marianen= Inseln ein Erdbeben
stattfand (vergleiche die vorige Nummer des Kolonial=
blattes), ist ein solches, und zwar seit Menschen-
gedenken zum ersten Male, auch auf Ponape beob-
achtet worden. Die Erschütterung, die nur leichter
Natur war, wurde namentlich an der Südküste der
Insel wahrgenommen.
Ueber das Erdbeben auf den Marianen ist in-
zwischen ein Bericht des Bezirksamtmanns Fritz aus
Saipan eingelaufen, wonach dasselbe um 11 Uhr
29 Min. am Vormittage des 22. September statt-
fand. Die wellenförmige Erschütterung erfolgte in
der Richtung Ost— West und endete mit einem inten-
siven Stoße von unten; ihre Dauer wird auf 45
bis 90 Sekunden geschätzt, sie war begleitet von
unterirdischem Rollen. Im Laufe des 22. September
und der nächsten Tage wiederholten sich die Stöße
mit größerer oder geringerer Gewalt, doch erreichte
keiner die Intensität und Dauer der ersten Er-
schütterung. Der letzte Stoß erfolgte am Abend des
10. Oktober. Tödtungen oder Verletzungen von
Menschen haben, soweit bekannt, nicht stattgesunden,
auch der Materialschaden ist unbedeutend, insbesondere
haben die neu errichteten Dienstgebäude in Saipan
und Rota keinerlei Schaden erlitten. Von den nörd-
lichen Vulkaninseln lagen zur Zeit des Abganges des
Berichtes noch keine Nachrichten vor; möglicherweise
haben dort in Verbindung mit dem Erdbeben vulka-
nische Ausbrüche stattgefunden.
Aus dem Bereiche der Missionen und
der Kntisklaverei-Bewegung.
Im „Evangelisch= Lutherischen Missionsblatt“
schildert Missionar Müller in Madschame eine Reise
nach dem Merun (Deutsch-Ostaf#ika). Anfang und
Schluß des Berichtes lauten:
Als die seligen Brüder Segebrock und Ovir ihre
erste und einzige Reise nach dem Meru machten,
hatten sie es nicht so bequem wie wir: damals war
der Weg dahin ein Fußpfad, der sich nach Neger-
weise ost scheinbar und manchmal auch wirtlich
zwecklos endlos hinschlängelte. Br. Faßmann und
ich, denen der Auftrag geworden war, den Mern
und unsere neue Station zu besuchen, waren dankbar,
daß wir auf ganz gerader, unter europäischer Auf-
sicht angelegter Straße wandeln konnten Bei
der Annäherung an die Merustation wendet sich der
Weg nach Nordwest. Die Wasserläufe mehren sich,
der Wald wird üppiger, das Gras dicker, und langsam
geht der Steppenpflanzenwuchs in den auch am Kili-
mandscharo der Kulturzone vorgelagerten über. Die
scharsen Augen unserer Begleiter haben schon längst
unsere Missionsstation Nkoaranga aus dem Grün der
Landschaft herausgefunden. In den ersten Bananen=
pflanzungen wird gerastet. Freundlich weisen uns
Meruleute den Weiterweg. Endlich konnten wir den
Begrüßungsschuß anbringen, der auf afrikanische
Stationen wirkt wie der Stock des Spaziergängers
auf den Ameisenzug. Mit großer Freude begrüßten
wir die Brüder Krause und Fickert, die in dem
kleinen Anwesen hausen. Drei nette Häuschen, wovon
das mittlere, ein Lehmhaus, zur Zeit als Wohnhaus
dient, stehen auf dem Platze. Die Brüder konnten
uns auch mit berechtigtem Stolze bereits die ersten
selbstgebauten Kartoffeln vorsetzen. Es war eine
schöne Woche, die wir in der Gemeinschaft der
Brüder verleben dursten. Zunächst suchten wir bald
von diesem, bald von jenem Hügel aus einen Einblick
in die Landschaft zu gewinnen. Erdboden, Steine
und Pflanzenwuchs sind zum Verwechseln ähnlich wie
in Madschame. Nur noch fruchtbarer ist es hier.
Wo nicht geackert wurde, da war über mannshohes
Unkraut aufgeschossen, während auf frischen Feldern,
wo geschäftig die Weiber, die einzigen Arbeiter des
Landes, im Schweiße ihres Angesichts hackten und
säten, eine wundervolle Krume, beinahe wie Garten-
erde, von der Hand rieselte. Dazu die Fülle der
Bananenhaine in den Thalmulden, an den unteren
Abhängen und auf den Kuppen der Hügel! Der
Mern rechtfertigt völlig seinen Ruf der Fruchtbarkeit,
den er hier im Munde der Schwarzen hat.
In einem im „Afrika-Boten“ veröffentlichten
Bericht über eine Reise quer durch Kabende
(Deutsch-Ostafrika) schreibt P. Avon:
Seit längerer Zeit hatte ich die Absicht, einen
Ausflug quer durch Kabende zu machen, allein ich
wagte es bis jetzt nicht, mich in dieses Räuberland
zu begeben. In Zukunft braucht man keine Angst
mehr zu haben, denn die deutschen Offiziere haben
mit ihren Soldaten das Land durchzogen, was den
Leuten eine heilsame Furcht eingeflößt hat.. Seit-
dem wir den Lujonesi überschritten, sind wir im
eigentlichen Kabendegebiet, in der Provinz Usoga,
was so viel heißt als Paradies. Und mit Recht
führt die Gegend diesen Namen, denn wie das
Paradies ist sie von vier wasserreichen Flüßchen be-
wässert und weist eine ansßerordentliche Fruchtbarkeit
auf. Schade, daß das Land so wenig bevölkert ist!
Immer war es nicht so; vor mehreren Jahrhunderten,
als man dem Lande den Namen gab, war es recht
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