Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die beiden Hauptanstifter, die Häuptlinge von Mbendi, 
noch ehe ein Schuß fiel, zu ergreifen. Ein weiteres 
Vordringen nach Westen hätte viel zu weit geführt 
und die gesammte, Makaangelegenheit aufgerollt. Ich 
gab deshalb den Mbiabi Ordre, sie möchten zur 
Verhandlung und Auslösung ihrer Häuptlinge mich 
in Bertua aufsuchen, und marschirte am 18. nach 
Bertua, ohne daß es zu Feindseligkeiten gekommen 
wäre. 
Der Aufenthalt in Bertua, der bis etwa zum 
27. August bemessen ist, scheint für die gesammte 
handelspolitische Weiterentwickelung der östlichen Kon- 
zessionshälfte recht bedeutungsvoll zu werden. Die 
verschiedenen bis jetzt zur Verhandlung gekommenen 
Fragen und das weitgehende Entgegenkommen des 
sehr einsichtsvollen und mächtigen Häuptlings, der 
die landläufige Bezeichnung „King“ wirklich verdient, 
stellen eine sehr ausgedehnte Aufbesserung der ge- 
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sammten Handelsverhältnisse im östlichen Theile des 
Gebiets in nahe Aussicht. Ich werde weiter unten 
das Nähere ausführen und bemerke hier nur, daß 
die Anfnahme und Verpflegung eine augerordentliche 
war. Man stellte mir einen ganzen Stadttheil zur 
Verfügung und schönes Buckelrindvieh, Schafe, Ziegen, 
Hühner in Menge, Mehl, Zwiebeln und alle denk- 
baren Feldfrüchte, Mais= und Durrahbier, ja Salz, 
Wasser und Feuerholz werden mir täglich in über- 
reicher Menge geliesert. 
Ueber die geographischen Verhältnisse der neuer- 
dings erschlossenen Gegenden berichte ich zunächst, 
daß der bereits früher geäußerten Vermuthung gemäß, 
südwestlich Bertua in räumlich beschränktem Terrain 
Quellflüßchen des Djah, der südlichen Nyongzuflüsse, 
des Dumba und des Dume berührt wurden, die, 
wie vorausgesehen, durch einigermaßen markbirte 
Wasserscheiden nicht voneinander getreunt waren. 
Der Uebergang in den meist sehr sumpfigen Terrain- 
cinschnitten geht sogar mehrfach derart unmerklich 
vor sich, daß aus einer und derselben sumpsigen 
Terrainsenkung vielleicht Bäche ihren Ursprung neh- 
men, die verschiedenen Stromgebieten angehören. 
Nur in Wubio, in der Gegend der Bumbagquellen, 
wurden einige relative Höhen von ctwa 150 bis 
200 m boobachtet, 
bis weit über Bertua hinaus sich wieder fast völlig 
slaches Land anschließt. Dem Vernehmen nach sollen, 
wie ziemlich zuverlässig erscheinende Omwanglente, 
die von dem Yengonehäuptling Akono-linga nach 
Sebule-lume gesandt waren, beschrieben, am Nyong 
oberhalb Akono-linga, als Grenze Yeugone—Maka, 
ziemlich hohe, mit Gras bedeckte Berge existiren, 
durch die der Fluß mit mehreren hohen Fällen sich 
einen Durchbruch geschaffen hat. Nordöstlich von 
hier, am oberen Kadi, sollen ebenfalls bedeutendere 
Berge sich befinden. 
Die Groslandgrenze wurde übrigens viel weiter 
nördlich vorgefunden, als ursprünglich angenommen 
war. Im großen Ganzen scheint östlich des weit 
nach Norden sich erstreckenden Waldstreisens von 
  
mehreren Tagemärschen Breite, in dem die Expedition 
die Staadtsche Route westlich Bertua erreichte, der 
Dume die Südgrenze des ausgesprochenen Graslandes 
zu bilden, während westlich davon das Grasland etwa 
an der Lobomündung bis sast an den Djah sich wohl 
nach Süden erstreckt. 
Die geologische Formation wich auch in diesem 
Abschnitt der Expedition nicht im Geringsten von der 
früher beschriebenen ab. Auch hier wurde im Trieb- 
sand rc. nirgends die Spur einer nahen eruptiven 
Formation gefunden. 
Betreffs der Bevölkerung sei erwähnt, daß die 
Bomome-(Bumbum-) Stämme mit Wubio und Wokun 
eine viel weitere Ausdehnung nach Westen erfahren 
haben, als ursprünglich angenommen werden mußte. 
Die im Gesammtnorden von Bomome, Nyem und 
Yanguma, also fast vom Ssanga bis Yengone hin, 
theils im Urwald, theils auf dem Grasland ansässigen 
Maka--, oder wie sie weiter im Osten genannt werden. 
Makalstämme sind mit Ngumba, Nyem und Bomome 
nahe verwandt. Sie scheiden sich in einen westlicheren 
Dialekt, dem Omwang, Ekuk, Esso, Ndongmekol und 
Emvoa angehören, und einen davon ziemlich ver- 
schiedenen östlicheren, dessen Hauptvertreter, von Osten 
abgerechnet, Bimba, Ndyimbia, Berri, Dassi, Bepol, 
Munso, Tele und Mbiabi sind. Die Nordgrenze 
dieser Stämme scheint an einzelnen Stellen bis an 
den Sanaga (Djerem, vier Tage nordnordwestlich) 
heranzugehen. Sie erscheinen durchweg von recht 
unzugänglichem Charakter, sind vom Europäer noch 
ganz unberührt, recht kriegerisch und bedürfnißlos, 
treiben fast keinen Handel und sind ihrer durch- 
gehenden Bewaffnung mit scharf vergifteten Pfeilen 
halber nicht ganz ungefährliche Gegner. Die Grenz- 
stämme nach Südwesten scheinen durch den steten 
Verkehr mit den stark Handel treibenden Pangwe- 
stämmen schon Vieles von ihrer ursprünglichen Wild- 
heit verloren zu haben. Die Thatsache ist jedenfalls 
sesistehend, daß vielfache Versuche von Seiten der 
) Haussahändler, den Makagürtel südwärts zu über- 
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denen wenige Stunden nördlich 
  
schließlich die Bertua oder richtiger Bayaleute. 
schreiten, slets schließlich unglücklich endeten. 
Einen völlig anderen Menschenschlag repräsentiren 
Sie 
haben fast völlig Haussakultur, = Sitten und Bellei- 
dung angenommen, sprechen durchweg Haussa, sind 
arbeitsam und, wie ein neuerlicher Versuch mit drei 
von der Plehnschen Expedition mitgebrachten Bertua- 
leuten zeigte, auch ein recht gutes Soldatenmaterial. 
Ihre eigene Sprache enthält sehr viele Anklänge an 
die Wutesprache. 
Betresss Faung und Flora sind von den be- 
kannten großen Unterschieden zwischen Gras= und 
Waldland abweichende Daten nicht beobachtet worden. 
Doch wäre die Thatsache vielleicht anzuführen, daß 
hier im Osten auch im Graslande die schmalen 
Waldstreifen längs der Wasserläufe stellenweise ziem- 
lich reich an Gummi sind. Auch das weit südliche 
Vorkommen des Löwen bis nach Bertua hin wäre 
vielleicht bemerkenswerth. 
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