Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

und Kreuzheerde und interessierten sich besonders 
für die Produkte von Bakwirkühen und Allgäuer 
Stier. Sie erklärten bestimmt, ungesäumt mit einer 
rationellen Zucht beginnen zu wollen. Es ist dies 
der erste gute Erfolg der Zucht in Bußa und wird, 
wenn er gelingt, wesentlich zur Behebung der stän- 
digen Fleischnot an der Küste beitragen. 
Deutsch-Südwelkafrika. 
Schutzpockenimpfungen in Deutsch-Südwestafrika. 
Einem Bericht des Kaiserlichen Gouvernements 
von Deutsch= Südwestafrika entnehmen wir: 
Die 4500 Portionen Pockenlymphe, die mit dem 
Dampfer „Hans Woermann“ am 27. November 1902 
in Swakopmund ankamen, sind von dem dortigen 
Lazarett aus sofort an die verschiedenen Lazarette 
weitergesandt worden. Zugeteilt wurden dem Laza- 
rett Swakopmund 1500, Karibib 200, Omaruru 300, 
Outjo 300, Windhoek 1200, Gibeon 400 und Keet- 
manshoop 600 Portionen. Die Lazarette hatten 
schon vorher Weisung erhalten, sofort nach Eintreffen 
der Lymphe mit der Schutzimpfung zu beglinnen. 
Die Impfungen werden in erster Lmie in möglichst 
umfassender Weise an den oben genannten Plätzen 
sowie entlang der Bahnstrecke Swakopmund —Wind- 
hoek und an den Hauptverkehrsstraßen ausgeführt. 
Von der Einführung eines Impfzwanges Weißen 
gegenüber ist abgesehen worden, da sich ein solcher 
unter den Verhältnissen, wie sie das Land bietet, 
bei den weiten Entfernungen, der dünnen Bevölkerung 
und der geringen Anzahl des verfügbaren Sanitäts- 
personals doch nicht durchführen ließe. Dafür ist, 
unter Hinweis auf die in der Kapkolonie aufgetretenen 
Pockenerkrankungen, in der „Deutsch-Südwestafrika- 
nischen Zeitung“ bekannt gegeben worden, daß an 
den oben genannten Lazaretten unentgeltliche Schutz- 
impfungen vorgenommen werden. 
Bei den Farbigen werden die Impfungen an 
den Hauptplätzen und entlang den Hauptverkehrs- 
straßen in möglichst umfangreicher Weise ausgeführt, 
indem besonders die an den Hauptplätzen ansässigen 
Eingeborenen dem betreffenden Lazarett zugeführt 
werden. In Windhoek sind bis jetzt über 800, in 
Swakopmund gegen 1100 Eingeborene geimpft 
worden. Zur Impfung an den Pläßen und Stationen 
entlang der Bahnlinie Windhoek— Swakopmund ist 
Oberarzt Dr. Blümchen abgeschickt worden. Derselbe 
ist außerdem mit der Impfung in Lüderitzbucht be- 
auftragt, an welchem Ort auf die möglichst voll- 
ständige Durchführung der Impfung besonderer 
Nachdruck gelegt werden soll. In Kap Croß impft 
der dort stationierte englische Arzt, der von Swakop- 
mund aus Lymphe zugeschickt erhalten hat. 
87 
  
Rinderpestimpfungen im Windhoeker Bezirk. 
Einem Bericht des stellvertretenden Referenten 
für Veterinärwesen beim Kaiserlichen Gouvernement 
von Deutsch-Südwestafrika, Roßarzt Rassau, ent- 
nehmen wir folgendes: 
Als im April v. Is. durch den Transport- 
verkehr mit Zugochsen, die nur mit Galle geimpft 
gewesen waren und den ihnen hierdurch verliehenen 
nur wenige Monate vorhaltenden Impfschutz bereits 
wieder eingebüßt hatten, die Rinderpest aus dem 
Karibiber Distrikt in den Windhoeker Bezirk einge- 
schleppt und, ohne hier festen Fuß gefaßt zu haben, 
in das Bastardgebiet weiterverbreitet worden war, 
wurde sofort an dem neuen Ausbruchsherde — 
Kumkuß, etwa 25 km südlich von Rehoboth — die 
Bekämpfung der Seuche in die Hand genommen. 
Die ursprüngliche Absicht, die Impfungen auf das 
Seuchengebiet und seine nächste Umgebung zu be- 
schränken, mußte fallen gelassen werden, als durch 
bestimmungswidrig in den Verkehr gebrachte unge- 
impfte Rinder die Pest auf den Windhoeker Bezirk 
überzugreifen begonnen, und sich daselbst die Not- 
wendigkeit zur Einleitung des Impfgeschäfts geltend 
gemacht hatte. In gesunden Beständen gelangten 
im ganzen 2186 Tiere zur Verimpfung, wobei sich 
die Verluste auf 1,75 pCt. beschränkten, während in 
verseuchten Herden in einer Gesamtstärke von 298 
Haupt, in denen vor Beginn der Impfungen teil- 
weise bereits eine beträchtliche Anzahl von Todes- 
fällen aufgetreten war, die Impfverluste eine Durch- 
schnittshöhe von 21.16 pCt. erreichten. 
Als das unbedingt zuverlässigste und einzig zu 
empfehlende Verfahren, gesunde Herden gegen An- 
steckung zu schützen, ist die Gollen= mit nachfolgender 
Blutimpfung anzusprechen, während die in früheren 
Jahren mehrfach angewandte, in Südafrika noch jetzt 
vielfach gebräuchliche Simultanmethode, d. h. die 
gleichzeitige Verimpfung von Serum und Blut, völlig 
sallen gelassen werden sollte, nachdem sich heraus- 
gestellt hat, daß die hiermit erzielte Immunität nur 
eine vorübergehende ist und die Tiere ihren Impf- 
schutz sicher schon innerhalb von zwei Jahren einbüßen, 
aller Wahrscheinlichkeit nach sogar noch viel früher 
verlieren. Derart geimpfte Tiere, die nach den bis- 
herigen Anschauungen meist als dauernd immun an- 
gesehen wurden, sind in diesem Jahre, sobald sie der 
Ansteckung ausgesetzt wurden, vielfach erkrankt, und 
es hätte nicht viel gefehlt, so wäre durch solche Rinder, 
die auf dem Wege nach dem Süden im Rehobother 
Distrikt den Ansteckungsstoff in sich aufgenommen 
hatten und während der vorgeschriebenen Quarantäne- 
zeit in der Nähe von Kuis in das offensichtliche 
Stadium der Krankheit eingetreten waren, die Pest 
nach dem glücklicherweise bisher noch verschont ge- 
bliebenen Süden verschleppt worden. Wenn auch 
nicht zu verkennen ist, daß die vielangegriffene Sperre 
ein beträchtliches Verkehrshindernis bedeutet, serner 
zugegeben werden muß, daß dieselbe durchaus nicht 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.