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Fülle neuer, großer Aufgaben geführt. Zunächst
wurde es durch die Rückkehr der Geschwister Jo-
hanssen ermöglicht, daß die Verkündigung der frohen
Botschaft wieder einmal in weitere noch kaum besuchte
Gegenden getragen werden konnte. Auf unserer
alten Außenstation Makanya sammelten sich die Leute
in großer Schar und hörten mit gespannter Auf-
merksamkeit zu. In Ngwelo, wo vor zwei Jahren
schon einmal in längerem Zusammenhang verkündigt
worden war, wurde aufs neue angeklopft und zur
Festigung der Arbeit mit dem Bau einer Außenstation
begonnen. Auch in Mlola, der Mitte zwischen
Hohenfriedeberg und Makanyo, entsteht eine Hütte,
in der ein Missionar einkehren kann, wenn er in der
dortigen Gegend verkündigt. Das sind drei neue
Arbeitsgebiete. Zu ihnen kommt noch das eigentlich
dem Wugabezirk zugehörige Ubii, das in Gemeinschaft
mit den Wugabrüdern versorgt werden soll. Im
Oktober begann Bruder Boche mit 18 Jungen die
Mittelschule. Die Knabenschar setzt sich aus Schülern
aller unserer Usambarastationen zusammen, auch Tanga
hat drei Wadigojungen geschickt. Ein Bleck schon
auf die oben angedeutete Erweiterung unseres Ar-
beits feldes zeigt, wie wichtig es ist, daß eine Schar
tüchtiger Gehilfen aus unseren Leuten selbst gewonnen
wird, da unsere europälschen Kräfte für die Ver-
sorgung so vieler Arbeitsplätze nicht reichen. Auf
den anderen Hauptstationen ist das Bedürfnis das
gleiche. Ebenfalls im Oktober hat sich auch die
Arbeit an den Aussätzigen erheblich erweitert. Eine
ganze Familie bat um Aufnahme, drei Frauen und
zwei junge Burschen. Damit empfingen wir die
Weisung, zu der bestehenden Station für aussätzige
Männer noch eine Station für Frauen zu bauen.
Da von einigen Missionsfreunden gerade für diese
Armsten in vergangener Zeit reiche Gaben nach
Berlin gesondt wurden, haben wir den Frauen ein
schönes, großes Haus gebaut, in dem sie einen ge-
meinsamen Kochraum und getrennte Schlafräume
haben. — Rings um uns her wird viel gebaut. An
den Hängen entstehen hier und dort kleine Gehöfte,
und um dieselben verwandelt sich der Busch in Acker-
land. Die Gegend um die Station hat sich seit
einigen Jahren völlig verändert. Dabei bilden sich
aber schon weiter draußen im Lande kleine Kreise, die
sich Gottes Wort zuwenden, vor allem in der Nähe
von Dule, wo ja auch früher viel verkündigt wor-
den ist.
Auf demselben Missionsgebiete (Usambara) ist auf
der Station Neu-Bethel am 26. November v. Is.
eine neue, würdig ausgeführte Kapelle eingeweiht
worden. Die Festgottesdienste waren von etwa
200 Katechumenen und Christen — ungefähr 100
bilden jetzt die Ortsgemeinde — und dann unter
Teilnahme der zum Fest geladenen Heiden von wohl
über 300 Leuten besucht.
Der apost. Präfekt P. Vieter schreibt in „Kreuz
und Schwert“ über Missionsreisen in Kamerun:
Wohl sind solche Missionsreisen anstrengend in
diesem heißen Klima, wohl gibt's manchen Verdruß,
allein sie sind doch oft derart trostreich, daß der
Missionar, der etwas Seeleneifer hat, stets gern von
neuem zum Missionswanderstabe greift. Wer will
sagen und beschreiben, welchen Trost und welche
Freude den heimkehrenden Missionar erfüllt, wenn
er sich sagen kann: ich habe eine Anzahl Verirrter
zum Heiland zurückgeführt, andere bestärkt im Glauben,
andere von der Sünde zurückgehalten? Da kommt
ihm die Mühe und der Schweiß gering vor, er
achtet nicht des beschwerlichen Weges, er freut sich
seines Berufes. Wo er hinkommt, ist er meist ein
gern gesehener Gast, hier an der Küste selbst bei
nicht katholischen Kaufleuten, die ihm gern Unterkunft
gewähren und ihm an ihrem Tische einen Platz
gönnen. Gott lohn's allen!
Die Baseler Mission steht in Erwägung einer
Ausdehnung ihrer Tätigkeit in Kamerun auf Bali
und Umgegend. In der Zeit vom 31. Oktober bis
29. November führten die Brüder Schuler, Keller
und G. Spellenberg eine Reise nach Bali aus. Ein
vorläufiger Bericht über das Ergebnis dieser Reise
lautet:
Wir alle haben in Bali die übereinstimmende
Uberzeugung gewonnen, daß die Zeit zur Aufnahme
der Missionsarbeit daselbst gekommen ist, und daß
wir uns womöglich schon vor der nächsten Regenzeit
in Bali niederlassen sollten. Alle Vorbedingungen
zu einer schönen gesegneten Wirksamkeit unter den
Bali sind vorhanden. Als solche sehen wir an:
1. Die überaus freundliche Aufnahme bei dem ange-
sehenen und mächtigen Könige der Bali und seinem
ganzen Volk. In einer Unterredung sagte er: „Schon
vier Jahre schreien (ery) wir nach der Mission.
Jedem Européer, der kam, sagten wir: Bringt uns
doch einmal die Missionsleute!“ 2. Das Verlangen
nach Schule und Unterricht. Als Br. Schuler den
König fragte, ob er auch dofür sorgen wolle, daß
die Kinder in die Schule gingen, war er beleidigt
und gab keine Antwort, weil er das für selbstver-
ständlich ansah. Schließlich bemerkte er: „Ich selbst
will noch lesen lernen.“ 3. Das große Volk, das
hier in einer Stadt beisammen wohnt — 6000 bis
10 000 Einwohner. Außerdem sind noch große
Dörfer im Grasland, die von Bali abhängig sind,
und Bali wird mit der Zeit der Ausgangspunkt zu
den noch bedeutenderen Völkern des Graslandes
werden. 4. Der König hat Macht und Ansehen und
will damit, soviel er jetzt von der Mission versteht,
derselben dienen. Er wollte gleich ein Schulhaus
bauen an dem schönsten Platz in der Nähe seines
Hauses; in zwei Tagen sollte dasselbe sertig sein.
Wir sagten ihm, er solle warten, bis der Europäer
käme, und dann bauen. Trotzdem gab er aber Befehl,