Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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lange der Wasserstand es erlaubt, ihr Vieh dort 
weiden, dann Massakua säen und schließlich nach der 
Ernte auf die Stoppeln treiben. 
Zwischen den beiden großen Handelsstraßen nach 
Norden (F. woyla und H. arewa) 
1. die Straße über Garua—Giddr und 
2. die westlichere Barndaki—Demßa—Mubi 
erhebt sich zunächst das Tengelinmassiv, das von 
Falli sprechenden Heiden bewohnt ist, die, wie überall, 
einstmals auf dem flachen Lande angesessen, von den 
Fullahs auf die Berge gedrängt sind, wo sie in sehr 
loser Unabhängigkeit im Strohhütten, die gleich Vogel- 
nestern einzeln an die Berge geklebt sind, oder in 
geschützten, unzugänglichen Talkesseln, von Steinwällen 
umgeben, mit ihren Ziegen und Hunden leben. Es 
sind nur einzelne Heiden, die freiwillig die Fullah- 
siedelungen mit ihrer höheren Kultur und besseren 
Lebensbedingungen aufsuchen und als (F. lsill mudo 
[Sing.]), mube [Plur.)) zum Mohammedanismus 
sich bekennen. 
Nominell sind sämtliche Fallis, wie alle Heiden 
(F. arnani) überhaupt in Adamaua, den Fullahs 
unterworfen und auf die einzelnen Vasallenstaaten, 
in denen sie liegen, verteilt. So hat außer Leinde 
auch Djaebacke (NoO) Tengelin; und die übrigen 
Fallis verteilen sich, wie folgt: 
1. Djaebacke außer Tengelin die Bulgu, 
2. Demßa (NW) die Toro, die durch den Mao 
Til von den Batta geschieden werden, die gleichfalls 
dorthin Jahresabgaben (Fulla morgul) zahlen, 
3. Bazeo (N) die Puri. 
Die Falli sprechenden Heiden finden ungefähr in 
der Lmie Bifara—Sserau ihren Abschluß. 
Den ganzen Osten von Lame im Süden bis an 
die Mandaraberge im Norden bewohnen Mundang 
sprechende Heiden. Zu ihnen gehören die Lam, Libe, 
Musugoi (nicht zu verwechseln mit den Mußgu am 
Logone-Schari), Mundang, Mattafall und Ndokulla. 
Unter ihnen sind die auf französischem Gebiet sitzenden 
Lame= und Lereleute weiter vorgeschritten und zu 
unabhängigen Staatengebilden vereinigt. 
Die Handelsstraße nach Lere führt Mao Kebbi 
aufwärts, hat aber bei weitem nicht die Bedeutung 
wie der südlichere Weg über Lame zu dem Riesen- 
stamm der Lakkaheiden, dem alten Sklavenreservoir 
für Bubanjidda und Ngaundere. 
Aus dem Gebiet des Lamido von Leinde führt 
die östliche Straße nach Norden zunächst in Djaebackes 
Gebiet mit den großen Plätzen Bade und Jambutu. 
Die Gegend wird hier nach Westen zu vollkommen 
eben; niederer Buschwald wechselt mit angebauten 
Strecken. 
Neun Marschstunden von Garua entfernt liegt 
das dem Lamido Be (W) gehörige Malemasuto. 
Zahlreiche Dörfer am weiteren Wege gehören 
teils zu Bebene (80), teils zu Golombe (0O). 
Das Gelände beginnt allmählich zu steigen, bis 
bei Uro Borroro das große geschlossene Massiv von 
Nordadamaua im Westen sich erhebt, das sich bis 
  
nördlich Marrua fortsetzt. Uro Borroro ist, wie der 
Name besagt, eine Niederlassung ehemaliger schweifen- 
der Fullahhirten, die sich hier seßhaft gemacht haben. 
„Reichsunmittelbar“ (d. h. Grundbesitzer, morgul 
zahlend und Heerbann stellend) sind Golombe, Uro 
Borroro und Giddr. 
Bis Giddr im Osten und Uba im Westen, aller- 
dings durch das Gebirgsmassiv unterbrochen, sitzen 
die Fullahs geschlossen. 
Die westliche, bisher betretenere Straße nach 
Norden führt bis Uba durch niederes Bergland mit 
Ausblicken auf das geschlossene Mittelmassiv, in dessen 
Ausläusern zwischen beiden Bergen die „Reichs- 
unmittelbaren“ Be, Bazeo und Kau sitzen. Längs 
des Weges bis Uba sitzen die Ndjaien sprechenden 
Heidenstämme der Sumo Holma, Woyla, Kilba, 
Mpaka, Maiha und Zeke, die auf derselben niederen 
Stufe stehen wie die Falli. Die Männer sind mit 
über die Schultern hängenden Fellen bekleidet, Weiber 
und Kinder nackt. Sämtliche Heiden bereiten aus 
Korn ein berauschendes Getränk (H. ugia, F. mbull), 
das ihnen geradezu als Nahrungsmittel dient. Ihr 
Schutz sind die unzugänglichen Berge, in denen sie 
mit wunderbarem Geschick sich zu verbergen wissen. 
Battas, Mundangs und Margis haben eine Art 
von Kultus; bei den Ndjaien und Fallistämmen habe 
ich nirgends Anklänge daran gefunden. 
Bis Mubi ist das Land gut bebaut. Dempßa, 
Sserau, Maiha, Holma und Mubi sind „nreichsun- 
mittelbar“. 
Bei Mubi zweigt die große Bornustraße ab. 
Mubi ist überhaupt ein wichtiger Knotenpunkt 
und großer Markt; denn hier nimmt auch die 
einzige große Straße nach Osten (H. gabbas, 
F. fkunange), die das Nordadamauamassiv in 
der Breitenrichtung nach Marrua hin durchzieht, 
ihren Anfang. Sie führt sehr beschwerlich, 
teils nur als Saumpfad, in zwei Tagen über 
Burrha nach Gauar mitten im Gebirge, wo die 
Straße nach Norden über Samai in 16 Stunden 
nach Madagali abzweigt. Bis nach Marrua gelangt 
man über Gasaua, wo der Weg aus dem Gebirge 
heraustritt, und Miskin in 12 Marschstunden von 
Gauar aus. 
Mubi, Muglubu, Sserau und Dempßa sind alte 
große Plätze, die schon Barth besuchte, und die genau 
erhalten sind, wie er sie beschreibt. Der Anbau des 
Landes ist gut, auch Wasser ist vorhanden. Nördlich 
Mubi führt der Weg in der Ebene mit dem Bilick 
auf die grotesken Felsformationen des Massivs, in 
fünf Stunden nach Uba, das, wie Mischika und 
Moda im Norden, mit reichen Weidegründen „reichs- 
unmittelbar“ ist. 
Nördlich Moda beginnt das Gebiet des zahl- 
reichen, von Barth genau beschriebenen Marykistammes, 
der sich bis weit nach Bornu hinein erstreckt. Die 
Straße folgt den Talwindungen, passiert oft, wie 
bei Uduffu, wo eine große Marykisiedelung ist, ge- 
schlossene Kessel oder gestattet auch weite Ausblicke
	        
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