Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Zukunft. In der Station von Maria-Hilf wurden 
460 Taufen gespendet; 343 der Täuflinge waren 
Erwachsene. Die zunehmende Anzahl der Christen 
erfordert den Bau einer größeren Kirche. Aus St. 
Michael in Msalala sendet Pater Voltz recht tröstliche 
Nachrichten: „Die Prüfungen, welche solange unsere 
Station heimsuchten, scheinen ein Ende zu nehmen. 
Seit einiger Zeit entsteht eine große Bewegung zu 
Gunsten des Christentums.“ Die Mission von St. 
Josef in Ndala ist immer in gutem Gange und 
konnte in diesem Johre 40 Taufen von Erwachsenen 
aufweisen. 57 Erwachsene wurden getauft in der 
Station Herz-Jesu in Muyaga. Aus St Antonius 
in Mugera schreibt man uns: „An den Sonntagen 
wird der Katechismusunterricht von 300 bis 600 
Negern besucht; während der Woche sind es etwas 
über hundert. Die Zauberer sind im ganzen Lande 
noch sehr mächtig und recht feindlich gesinnt. Doch 
trotz aller Verleumdungen, die sie über uns verbreiten, 
und aller Drohungen, mit welchen sie unsere Kate- 
chumenen zu erschrecken suchen, tragen über hundert 
Jünglinge und Mädchen auf ihrer Brust mit Stolz 
die Muttergottesmedaille, das Abzeichen der Kate- 
chumenen. Endlich wurde in letzter Zeit mit mehreren 
Häuptlingen der Nachbarschaft das Uberemkommen 
getroffen, daß sie der Reihe nach an den verschiedenen 
Wochentagen mit allen ihren Leuten dem Katechis- 
musunterricht beiwohnen könnten. Schwierigkeiten 
werden uns aber nicht fehlen.“ Besser sind die 
Aussichten der jungen Mission von Tabora. Die 
Araber, die früher in Tabora allmächtig waren, 
sind jetzt die demütigen Untertanen der européischen 
Eroberer, und der letzte Neger fürchtet sich nicht 
mehr, diejenigen bei Gericht zu verklagen, deren 
Herrschaft ihn noch vor geringer Zeit erzittern ließ. 
Dieses Bewußtsein ihrer Würde und ihrer Rechte, 
welches bei den Schwarzen sich immer mehr aus- 
bildet, ist gerade dasjenige, was uns mit Hoffnung 
auf eine günstige Entwickelung der Mission von 
Tabora erfüllt. Trotz des religiösen Gegensatzes, 
der uns in dieser zum großen Teil mohammedanischen 
Bevölkerung entgegentritt, haben wir schon 40 Kate- 
chumenen, die alle mit einem großen Eifer beseelt 
sind. Zu diesen Katechumenen in der eigentlichen 
Stadt, welche regelmäß'g dem Unterrichte beiwohnen, 
suchen wir in der Umgegend die Landbewohner zu 
gewinnen, welche die wirklichen Besitzer des weiten 
Landes Unyomwesi sind. Dieselben waren bis jetzt 
Heiden geblieben, denn sie haben sich stets mutvoll 
gegen den Islam gewehrt und sind mit tiefeinge- 
wurzeltem Abschen erfüllt gegen alles, was irgendwie 
von Arabern oder mohammedanischen Negern (Wan- 
quana) kommt. Ohne Zweifel wird unser Heiland 
unter ihnen seine zahlreichsten und eifrigsten Anhänger 
finden, denn dieses Volk ist für die Verkündigung 
des Evangeliums sehr empfänglich. — Im Juni 
1902 zählte das apostolische Vikariaot Unyanyembe 
sechs Stationen mit 24 Missionaren, 6 Schwestern, 
36 Katechisten, 2204 Neugetauften, 2971 Katechu- 
155 
l 
  
menen, 18 Schulen mit 400 Schülern und 18 Wohl- 
tätigkeitsanstalten, in welchen 83719 Kranke verpflegt 
wurden. Während des Berichtsjahres zählten wir: 
487 Taufen Erwachsener, 124 Taufen von Christen- 
kmdern, 88 Taufen auf dem Todesbette, 408 Fir- 
mungen, 75 Ehen, 28 470 Beichten, 28011 Kom- 
munionen. 
„Schöne Hoffnungen für die Zukunft“ be- 
richtet P. Wohlrab von den Missionsschulen in 
Usambara (Deutsch-Ostafrika) in den „Nachrichten 
aus der ostafrikanischen Mission“ (Berlin III): 
„Es ist erhebend und herzerquickend, zu sehen, 
wie in dieser Zeit unser Gott mit immer stärkeren 
Antrieben das Volk für das Kommen des neuen 
Reiches zubereitet. Mit Staunen sehen wir älteren 
Missionare, die wir jahrelang die Jugend zur Schule 
zu laden versucht haben, jetzt eine große Wendung 
in allen Teilen des Landes. Von vielen Seiten find 
wir in letzter Zeit um Unterricht gebeten worden, 
auf manchen Stationen hat sich die Zahl der Heiden- 
schüler stark vermehrt, einzelne Ortschaften haben uns 
sogar ausgesprochen, daß sie selbst Schulhäuser bauen 
wollten. So ist in Bumbuli die Zahl der Schüler 
von 29 auf etwa 230 gestiegen; in Wuga kam zu 
Anfang des Jahres ein auswärtiger Knabe zur 
Schule, am Schluß des Jahres hatte Wuga 48 aus- 
wärtige Schüler, die zum Teil aus dem zwei Stunden 
weiten Mbusii und weiterher zum Unterricht sich 
einstellten. In der Neubethel-Schule stellen sich 36 
Heidenschüler regelmäßig ein. Auf den Außenstationen 
von Hohenfriedeberg ist die Zahl der Heidenschüler 
auch stark gestiegen, in Mbaramu und Tewe waren 
es zuletzt etwa 25. Zwischen Mbaramu und Tewe 
haben sich mehrere Ortschaften vereinigt und mitten 
in der Landschaft auf einer weithin sichtbaren Berg- 
spitze ein Schulhäuschen errichtet, das bereits unter 
Dach ist. Bei Neubethel haben die Leute von Mit 
und Umgegend auch einen Bau begonnen, die Land- 
schaft Mambo will gleichfalls bauen, ebenfalls Ponde. 
Die Zahl unserer Schulen beträgt am Schluß des 
Jahres 1902 neun, in ihnen werden gegen 500 
Schüler unterrichtet. Mit Ausnahme der Gemeinde- 
kinder, die zum Schulbesuch verpflichtet sind, kommen 
alle aus freien Stücken und zwar zum größten Teil 
regelmäßig. Das ist uns ein Wunder und eine 
Herzensfreude und ein Zeichen, daß unser Gott die 
Jugend unseres Volkes zu einem neuen Streben auf- 
weckt. Für diese schnell auwachsenden Scharen reichen 
unsere europäischen Kräfte nicht mehr aus, wir müssen 
eingeborene Gehilfen uns zur Seite stellen. Bis jetzt 
haben wir 20, die meisten freilich mit noch recht ge- 
ringen Vorkenntnissen für ihren Dienst. Das immer 
dringender werdende Bedürfnis nach Gehilfen führte 
uns im Oktober dieses Jahres zur Gründung einer 
Mittelschule, in der die tüchtigsten Schüler unserer 
Stationen, wie auch von Lutindi und Tanga, sich 
sammelten, zunächst 18. Die Schüler sind noch jung, 
im Alter von 14 bis 16 Jahren. Es ist bei diesem
	        
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