Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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gütlich an einem kleinen Krokodil. Oberhäuptling 
Madola aß eine Schildkröte und ich kostete einen 
jungen Hirscheber, den ich im Flusse geschossen hatte. 
Beri-Beri und Schlaskrankbeit in Ramerun. 
Im November v. Je. wurde in der deutschen 
Presse berichtet, daß ein Arzt in Sumatra eingehende 
Beobachtungen über den Einfluß des Reisgenusses 
auf die Entstehung von Beri-Beri angestellt habe 
und zu dem Schluß gekommen sei, daß tatsächlich 
der Reis die Schuld an der Erkrankung tragen 
könne. Der kaltstehende gekochte Reis nehme Keime 
in sich auf, die später den Krankheitsstoff im mensch- 
lichen Körper bilden, und durch Abwägung des 
richtigen Maßes an Reis, so daß jede Mahlzeit frisch 
zubereitet werden mußte, sei es dem Arzt gelungen, 
den Erkrankungen an Beri-Beri erfolgreich zu be- 
gegnen. — Unter Bezugnahme auf diese Mitteilungen 
schreibt der Regierungsarzt Stabsarzt I#r. Ziemann 
in Kamerun: » 
Schon vor Jahren bin ich der Uberzeugung ge- 
wesen, daß Beri-Beri, wie sie an der afrikanischen 
Westküste vorkommt, keine Infektionskrankheit ist, 
sondern eine Intoxikationskrankheit, im Sinne der in 
Italien grassierenden Pellagra. Diese hauptsächlich 
das Nervensystem treffende Krankheit wird bekannt- 
lich durch den Genuß von schlechtem Mais bedingt. 
In einem Aussatze über „Schlafkrankheit“, Zentral- 
blatt für Bakteriologie 1902, in dem ich die Ursache 
der Schlafkrankheit auf den Genuß von Maniok 
zurückführe, erkläre ich auch die Beri-Beri als 
chronische Irtoxikation (Vergistung) durch Nahrungs- 
mittel, wobei eben nur die Ernährung mit Salz- 
fleisch und Reis in Frage kommen konnte. Die 
neuerdings in Duala gemachten Erhebungen bestätigen 
die früheren Erfahrungen durchaus. Ich nehme 
daraus Anlaß vorzuschlagen, daß schon jetzt die Er- 
nährung durch Reis und Salzfleisch in den Gefäng- 
nissen durch die gewohnte landesübliche Kost ersetzt 
wird. Sollten hierbei günstige Erfahrungen gesammelt 
werden, so würde später in Erwägung zu ziehen 
sein, ob nicht systematisch und schrittweise die Er- 
nährung durch Reis und Salzfleisch bei einigen 
Kategorien der farbigen Gouvernementsangehörigen 
abgeschafft werden könnte, z. B. bei den Polizei- 
truppen. 
Die letzten Erhebungen bezüglich der Schlafkrankheit 
der Neger, wovon ich einen Fall im Hospital gerade 
wieder zu behandeln habe, können mich nur in der 
Annahme wieder bestärken, daß der Grund jener in 
Uganda, Angola rc. so verheerenden und schnell 
tödlich verlausenden Krankheit in dem Genuß von 
rohem, bezw. unzweckmäßig bereitetem Maniok zu 
suchen ist. Die Schlafkrankheit ist auch bei den 
Balundus im Nordosten des Kamerungebirges als 
Dipapagombe wohlbekannt und gefürchtet, die Lepra 
als „Diauge“. Jedenfalls kommt die Schlafkrankheit 
  
im Hinterlande Kameruns recht häufig vor. Wenn 
der von mir aufzustellende Fragebogen weiteres 
Material geliefert haben wird, besteht event. die 
Möglichkeit, ja hohe Wahrscheinlichkeit, durch weit- 
gehende und im Hinterlande zu verbreitende Be- 
lehrungen jener Krankheit Schranken zu gebieten. 
Der Hinweis im oben erwähnten Zeitungsbericht, 
den Reis nicht auf einmal für länger dauernden 
Konsum, sondern nur für den jeweiligen Bedarf zu 
kochen, erscheint mir beachtenswert. 
Togo. 
Außenhandel von Togo im Jahre 1902. 
Der Außenhandel des Schutzgebietes Togo hat 
im Jahre 1902 seine günstige Entwickelung fort- 
gesetzt. Nach vorläufigen Nachweisungen hat der 
Wert der Einfuhr und Ausfuhr sich solgendermaßen 
gestaltet: 
Einfuhr 1902. 
= 1901 
mithin Zunahme 
Ausfuhr 1902 
6240 000 Mark, 
4 723 000 = 
1.517 000 Mark. 
4194 000 Mark, 
- 1901 3690 000 -= 
mithin Zunahme 504 000 Mark. 
Bei der Einfuhr haben von allen Positionen die 
Baumwollwaren die größte Steigerung erfahren (um 
etwa 400 000 Mark). 
  
  
Deuksch-Südwestafrika. 
Bericht des Generalkonsuls v. Lindequist über einen 
Besuch Deutsch-Südwestafrikas. 
Generalkonsul v. Lindequist in Kapstadt hat 
sich Anfang Februar d. Is. mit elf Abgeordneten 
der Kapstädter deutschen Kolonie, darunter Professor 
Hahn, mehrere Kaufleute, der Präsident des Klubs 
„Deutsches Haus“, Vertreter dreier Kapstädter 
deutschen Vereine und je ein Mitglied der Vorstände 
der deutschen Kirchen= und Schulgemeinden in 
Wynberg und in der sogenannten Vlakte, nach dem 
deutsch-südwestafrikanischen Schutzgebiete begeben, um 
einer Aufforderung des Kaiserlichen Gouvernements 
entsprechend an der feierlichen Schlußsteinlegung der 
Mole in Swakopmund teilzunehmen. Seinem über 
die Reise erstatteten Bericht entnehmen wir folgendes: 
Auf der Mole fanden wir bei der bei glatter 
See unter Salut erfolgenden Landung eine große 
Festversammlung vor. Auf der äußersten Kaimauer 
des Molenkopfes war der Gesangverein der Molen- 
arbeiter, weiter nach dem Ufer zu der Kriegerverein 
und der Turnverein von Swakopmund aufgestellt. 
Nachdem der Schlußstein gelegt und die Mole vom 
Bauinspektor Ortloff dem Kaiserlichen Gouvernement 
übergeben worden war, brachte der stellvertretende
	        
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