Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Das anfangs sehr enge Mkungutal verbreiterte sich 
nach Norden allmählich bis auf 1500 m. Zu beiden 
Seiten schließen hohe Bergzüge das Tal ein; die 
Bevölkerung ist sehr dicht, der Anbau ungemein 
sorgfältig und reich. Wie überall in Ruanda, so 
werden auch hier neben Bohnen, Erbsen und süßen 
Kartoffeln, hauptsächlich Bananen gepflanzt. Mtama 
dient ausschließlich zur Pombebereitung. 
Am Kitschiebach, hart am Mkungu= Ufer, 
schlugen wir am 8. Oktober auf kurzer Grasnarbe 
unser Lager auf und wurden hier von einem Un- 
wetter mit bohnengroßen Hagelkörnern überrascht, 
welche in solchen Mengen fielen, daß wir in wenigen 
Minuten hinreichend Eis zum Kühlen von Getränken 
sammeln konnten. Am 9. Oktober gelangten wir 
bei ununterbrochenem Regen über verwitterte Lava- 
felder zum Mugarabach unweit des Mkungu und 
am nächsten Tage in die Landschaft Mrera zum 
Dorfe des Mshoza Mhigo, wo wir Lager bezogen. 
Mshoza Mhigo, welcher die deutsche Flagge gehißt 
hatte, verpflegte die Karawane reichlich und versprach 
während der Arbeiten der kongolesischen Grenz- 
kommission in der Landschaft Mrera zu verweilen 
und die genannte Kommission durch Lieferung von 
Lebensmitteln und Gestellung von Arbeitern zu 
unterstützen. Nach einem Ruhetage beim Mshoza 
Mhigo marschierte ich dann an den See Ngesi ya 
luhondo, dessen Bevölkerung im vorigen Jahre 
bestraft werden mußte, da sie den Arbeiten der 
deutschen Kommission sich feindlich gezeigt hatte. 
Die Eingeborenen erschienen diesmal sofort im 
Lager, welches ich unmittelbar am See außfge- 
schlagen hatte, lieferten Verpflegung, versicherten 
wiederholt ihre Ergebenheit und stellten mir sogar 
vier Einboote zur Fahrt auf dem See zur Ver- 
fügung. In diesen fuhren wir dann nach den nur 
1 Stunde entfernten Mtarukofällen und stiegen von 
diesen über die nur 500 m breite Wasserscheide zum 
Ufer des Sees Ngesi ya Bolera hoch. Dieser 
etwa 50 m häher gelegene See gibt sein Wasser in 
den genannten Fällen zum Ngesi ya luhondo ab. 
Die Mtarukofälle sind etwa 50 m hoch und 10 m 
breit und bilden mehrere Absätze. Unmittelbar unter 
den Fällen fanden wir vollständig ruhiges Fahr- 
wasser, so daß die Annahme berechtigt erscheint, daß 
hier unterirdische Abflußkanäle vorhanden sind; einen 
solchen Kanal fanden wir auch auf Viertelhöhe der 
Fälle. Die Eingeborenen wetteiferten hier, uns 
sowie die uns begleitenden Askaris durch die Fälle 
zu tragen und zogen uns sogar die steilen Abhänge 
empor. Den Rückweg zu unserem Lager am Luhondo- 
see nahmen wir über die fruchtbare und gut be- 
völkerte Lavaebene am Fuß des Vulkans Kirunga 
oder Muhawura. Vom Luhondosee marschierte ich 
wieder zum Dorf des Mshoza Mhigo zurück und 
passierte den Kilmgobach, welcher auf seinem rechten 
Ufer eine wahrscheinlich kohlensaure Quelle von 
2 bis 3 m Durchmesser zeigte. Am 15. Oktober 
marschierte ich dann mit der gesamten Karawane in 
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nördlicher Richtung an den Fuß des Kanavulkans, 
wo wir an einem kleinen Bache unser Lager auf- 
schlugen. Auch hier erhielten wir reichlich Verpfle- 
gung, die Bevölkerung zeigte sich friedlich und 
zutraulich. 
Am 16. bis 18. Oktober unternahmen Oberarzt 
Dr. Engeland und ich mit nur wenigen Askaris und 
den notwendigsten Lasten und Trägern eine Besteigung 
des noch unbekannten Vulkans Kirunga ya Sabyingo, 
welchen ich auf 3300 m Höhe schätze. Am ersten 
Tage benutzten wir den Verbindungsweg zwischen 
den Landschaften Ufumbiro und Mrera, welcher neben 
den Sattel zwischen den Vulkanen Kana und Kirunga 
ya Sabingo führt. Wir passierten stetig ansteigend 
zunächst niedrigen lichten Busch, weiterhin Bambus. 
Der breite Weg glich einer mit Kopfsteinen ge- 
pflasterten, ausgerissenen Straße und zeigte unzählige 
Wasserrinnen mit vielen Sumpfstellen. Nach etwa 
dreistündigem Marsche gelangten wir auf den Sattel 
zwischen den Veiden genannten Vulkanen und schlugen 
auf einer Lichtung im Bambuswald an einem kleinen 
Bache unser Lager auf. Wir hatten von hier einen 
herrlichen Blick auf die Gegend nördlich der Vulkaue 
bis tief in die Rutschuruebene hinein. Der Kana 
zeigte bis auf sein Plateau dichten Bambuswald, 
während der Sabinyo nur bis zur Hälfte Bambus 
mit einzelnen Bäumen und bis zur Spitze immer 
spärlicher werdende Vegetation hatte. Auch hier in 
unserem Lager auf etwa 2500 m Höhe erhielten 
wir reichlich Verpflegung von den tief in der Ebene 
wohnenden Eingeborenen. Am 17. Oktober ver- 
ließen wir mit einer Zeltausrüstung, acht Wasserlasten, 
fünf Askaris und den notwendigsten Trägern unser 
Lager auf dem Sattel und gelangten in 4½/ Stunden 
bis zu einer Höhe von etwa 3100 m. Der Weg 
führte uns zunächst über vereinzelte Felspartien 
durch den nicht sehr hohen Bambuswald mit dichtem 
Untergestrüpp, durch welches wir uns zwei Stunden 
lang mit dem Messer den Weg bahnen mußten, 
trotzdem wir des öfteren Elefantenpfade benutzten. 
Wir trafen hier auf viele Rinderspuren und Bam- 
bushütten, welche den Eingeborenen der Landschaft 
Usumbiro zum Schlupfwinkel gedient hatten. Nach 
zwei Stunden Marsch gelangten wir auf Stein- 
geröll mit Brombeersträuchern und Blaubeerpflanzen. 
Die Vegetation wurde mit jedem Schritt spärlicher, 
die Steigung immer größer und der Weg be- 
schwerlicher, so daß wir die letzten /4 Stunden nur 
noch über große Steinblöcke klettern mußten. Wir 
befanden uns auf einem nach Südwesten zu an- 
steigenden Felsgrat, zu beiden Seiten eine steil ab- 
fallende, tiefe Schlucht. Der Grat war gerade noch 
breit genug, daß wir schwindelfrei vorwärts kommen 
konnten. In einer Höhe von etwa 3100 m schlugen 
wir unser Zelt auf einer durch Bewerfen von Moos 
möglichst eben gemachten Stelle auf, welche gerade 
Platz für unsere Zeltdecke bot, während die Holz- 
pflöcke schon am Abgrund befestigt werden mußten. 
Unsere Träger und Askaris suchten Schutz in den 
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