Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. 
Bischof Hirth, der apostolische Vikar von Süd- 
Nyanza (Deutsch-Ostafrika), begeht in diesem Jahre 
sein silbernes Priesterjubiläum. Seit 25 Jahren 
weilte er in den schwersten Missionen und hat, wie 
der „Afrika-Bote“ betont, unvergleichliches geschaffen 
in seiner jetzt so blühenden Mission Innerafrikas. 
Zum 25 jährigen Jubiläum der innerafrikanischen 
Vissn der Weißen Väter schreibt der „Afrika- 
ote“: 
„Es war der 21. April des Jahres 1878, als 
zehn Patres aus der Genossenschaft der Weißen 
Väter unter Führung des Bischofs Livinhac nach 
Innerafrika aufbrachen. In den ersten Jahren war 
der Kampf gegen alle bösen Elemente überaus heiß; 
Sklavenjäger durchzogen mit ihren räuberischen Söld- 
lingen das Land, alles verwüstend; am Tanganyika 
wurden mehrere Missionsstationen monatelang von 
den Arabern belagert und in wenigen Wochen die 
Arbeit langer Jahre wieder zerstört. Heute zählen 
wir in unseren innerafrikanischen Missionen 244 000 
Christen! Das Christentum ist in den meisten Vika- 
riaten fest gegründet; zahlreiche Schulen — im 
deutsch-ostafrikanischen Gebiete allein sind es 87 — 
ermöglichen es uns, die Jugend christlich zu erziehen; 
Lehrerseminarien und Katechetenschulen vermitteln 
höheren Unterricht; Pflanzungen und Handwerker- 
schulen verbessern die materielle Lage, so daß allent- 
halben blühendes Leben aufsproßt mitten in dieser 
alten Heidenwelt. 25 Jahre der Leiden, der Ver- 
folgungen und mannigfacher Trübsal; 25 Jahre, in 
denen fast 70 Missionare ihr junges Leben im Opfer- 
dienste aushauchten und Märtyrerblut zur Ehre 
Christi geflossen ist, aber auch 25 Jahre der Erfolge 
und Siege. Diese 25 Jahre bilden aber bloß den 
Anfang dieser fruchtreichen Tätigkeit; diese Erfolge 
können uns wohl aufmuntern, indem sie uns Gottes 
Schutz erblicken lassen; wir dürfen uns aber damit 
nicht zufrieden geben. Die Grundlage weiterer Ent- 
wickelung dieser Christenheit ist gegeben; sie ist fest- 
gekittet durch Blut und Leiden, aber es heißt nun 
weiterarbeiten und aufbauen.“ 
Dem in der Missionszeitschrift „Gott will es“ 
veröffentlichten Jahresbericht über das apostolische 
Vikariat Südnyanza entnehmen wir folgendes: 
Die Mission von Südnyanza weist in den ein- 
zelnen Teilen des Vikariats ganz verschiedene Erfolge 
auf. Gerade jetzt, wo sie eine schwere Krisis zu 
bestehen hat, erweckt sie die größten Hoffnungen. 
Besonders die junge Mission von Ruanda, im west- 
lichen Teile des Vikariats, bietet die schönsten Aus- 
sichten auf ein erfreuliches Gedeihen. Hunderte, ja 
Tausende von Negern wohnen unserem Unterrichte 
regelmäßig bei; die Schuppen genügen nicht mehr, 
um alle Zuhörer zu fassen, wir sind ganz mit Ar- 
333 
  
beiten überhäuft, und statt drei Stationen hätten 
wir hunderte nötig, eine solche Bewegung zur Massen- 
bekehrung macht sich bei diesem sehr gut veranlagten 
Volke bemerkbar. — Im Juni 1902 zählte das 
apostolische Vikariat Südnyanza neun Stationen mit 
28 Missionaren, 4 Schwestern, 118 Katechisten, 
2439 Neugetauften, 7628 Katechumenen, 23 Schulen 
mit 1106 Schülern und 18 Wohlrätigkeitsanstalten. 
Während des Berichtsjahres zählten wir: 214 Taufen 
Erwachsener, 139 Taufen von Christenkindern, 
717 Taufen auf dem Todesbette, 126 Firmungen, 
49 Ehen, 27 596 Beichten, 26 329 Kommunionen, 
77 103 Kranke, die von der Mission verpflegt 
wurden. 
Das „Evangel.-luth. Missionsblatt“ berichtet: 
In Schira (Deutsch-Ostafrika) zog Br. Bleicken 
Anfang Oktober mit seiner jungen Frau ein, freudig 
begrüßt von den Kostschülern. Den Unterricht be- 
gann er im November mit 20 Schülern und 6 Die- 
nern. Auf Veranlassung des Häuptlings Sinare 
kamen etwa 100 Landschaftsschüler auf die Station, 
in deren Unterricht die Missionare Bleicken und 
Fokken sich teilten. Der Bau der verschiedenen 
Stationsgebäude ging rasch vorwärts. Am 23. De- 
zember konnte Br. Fokken in das von ihm selbst 
erbaute Suahelihaus, als sein eigenes Heim, ein- 
ziehen. Bis Ende Dezember war das Mauerwerk 
der steinernen Missionarswohnung fast vollendet. 
Die Arbeit am Dachstuhl wurde wegen der nahe 
bevorstehenden Regenzeit so beschleunigt, daß man 
bis Ende März damit ziemlich fertig war. Die 
nahe Steppe bot schönes Bauholz für den Bau. 
Mitte März war auch ein kleines Kostschulhaus für 
Mädchen vollendet. 
Der „Evangelische Heidenbote“ teilt mit, daß die 
Amerikaner ihre Mission in Südkamerun, deren 
Übergang auf die Baseler Missionsgesellschaft eine 
Zeit lang in Frage stand, behalten werden. 
Im 73. Jahresbericht der Rheinischen Missions- 
gesellschaft heißt es über die Entwickelung der Mission 
in Windhoek (Deutsch-Südwestafrika): 
Das ganze Jahr haben wir wieder die er- 
freulichsten Berichte von hier empfangen. Die Ar- 
beit wächst hier dem Missionar unter den Händen, 
zeigt aber auch schöne Erfolge. 140 konnten 
wieder aus den Heiden getauft werden, und 225 
verblieben noch im Taufunterricht. Die Gemeinde 
zählt jetzt bereits 575 Glieder. Ein sehr bedeutungs- 
volles Ereignis war für Windhoek, daß es nun 
Eisenbahnstation geworden ist, wodurch ohne Zweifel 
der Platz noch belebter werden wird, als er schon 
bisher war. Für die farbige Gemeinde war jedoch 
das wichtigste Ereignis, daß am 2. März der 
Grundstein zur Kirche gelegt werden konnte, an 
(Fortsetzung Seite 336.)
	        
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