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Am 26. Dezember trat ich von Nyassoso aus
über Nlo, Bakumo, Ngkusi, Mafura (hinter Masura
überschreiten des Mungo auf einer Hängebrücke),
Etam den Rückmarsch nach Mundame an. Der Weg
war überall gut und für Viehtransport geeignet.
Nur kurz vor dem Mungo führt er durch eine Fels-
schlucht (etwa zehn Minuten lang), die schwer zu
passieren ist. Hier müßte eine Wegebesserung ein-
treten. Das von Bakossi und Ninong mitgenommene
Vieh wurde von Etam aus über Johann Albrechts-
höhe nach Busa geschickt. Ich selbst fuhr von Mun-
dame aus am 29. mittelst Kanu nach Muynka. Von
Muyuka aus gelangte ich am 30. wieder nach Buöa.
Bericht des Dauptmanne Engelhardt über seine Reise
von Mbua-Bestmbo nach Bertug.
Der Leiter der Südkamerun-Grenzexpedition,
Hauptmann Engelhardt, berichtet über seine Reise
nach Bertua, die er von Mbua-Besimbo aus nach
Messung der geographischen Länge und Breite dieses
Ortes am 25. Dezember v. JIs. angetreten hat:
Die Landschaft Besimbo, die der aus Norden
kommende Kadei und der in südwestlicher Richtung
fließende Dume bei ihrer Vereinigung unschließen,
ist fruchtbar, gut bevölkert und wohl angebaut. Das
teils ebene, teils flach hügelige Land ist da, wo sich
nicht Kulturen vorfinden, mit hochstämmigem Urwald
bedeckt, in den nur selten sumpfige Grasflächen ein-
gestreut sind. Die naturgemäß nur kurzen Wasser-
läufe, die, wie fast durchgehends bei lateritischem
Boden, eisenhaltiges Wasser führen, haben breite,
sumpfige Talsohlen, die mit einem Gewirr von Farn,
Schilfgras und Raphiapalmen bedeckt sind.
Die Bewohner, Kaka, haben erst seit wenigen
Jahren hier ihre Wohnsitze ausgeschlagen; sie saßen
früher südlich des Dume und waren Nachbarn des
Kakahäuptlings Delele. Der jetzige Chef Mbua hat,
als er von Delele bedrängt wurde, sein Volk hier-
her geführt. Die alten Nachbarn stehen heute zwar
noch in Verbindung miteinander, völlig aber ist der
Friede noch nicht hergestellt, und die Träger und
Wegführer, die ich aus dem Delelegebiet mit hier-
hergebracht hatte, wurden nicht eben freundlich an-
gesehen.
Der Häuptling Mbua hat wenig Gewalt über
seine Leute. Jeder Familienvater oder richtiger gesagt
jeder Besitzer von einigen Weibern ist sein eigener
König. Dieser Zustand macht das Anwerben von
Trägern, ja selbst das Beschaffen des Essens für
größere Karawanen zu einem umständlichen und
zeitraubenden Geschäft, weil mit jedem der kleinen
Unterhäuptlinge dasselbe Palaver zu erledigen ist.
Das Gebiet des Häuptlings Nambalo, in dessen
Hauptdorf ich vom 25. bis 26. Dezember lagerte,
grenzt im Norden an Besimbo. Es zeigt im allge-
meinen denselben landschaftlichen Charakter wie
Besimbo und ist ebensogut bevölkert und bebaut.
Der Chef Nambalo, der mir nicht, wie die meisten
seiner Landesgenossen, in schmutzigem Haussagewande,
sondern in sauberem Kakianzuge entgegentrat, ist ein
sehr verständiger Mann; er erfreut sich großer
Autorität bei seinen Untertanen und führt anscheinend
ein strammes Regiment. Auf meine Fragen über
die Wegeverhältnisse, über Landesprodukte, Land und
Leute erhielt ich klare und, wie sich später heraus-
stellte, auch wahrheitsgetreue Antworten. Ohne die
törichten Ausflüchte zu gebrauchen, die den Neger-
häuptlingen so geläufig sind, wurden alle meine
Wünsche, die sich vornehmlich auf die Gestellung von
Wegführern und das Herbeischaffen von Kanus für
den UÜbergang über den Kadei erstreckten, pünktlich
erfüllt. Ich habe Herrn Grünewald, den Agenten
der Gesellschaft Südkamerun in Beri, darauf auf-
merksam gemacht, daß er an dem einsichtsvollen
Nambalo eine bessere Stütze für seine auf die Ver-
mehrung der Gummiproduktion und Ausdehnung
des Handels gerichteten Bestrebungen finden wird
als an den Häuptlingen Beri, Bua oder dem
Sultan von Gamana.
Schon in Besimbo war ich auf v. Steins Spuren
getroffen; um seine Route über Beri nach Bertua
nicht nochmals aufzunehmen und das Kartenbild des
noch wenig erforschten Kadeigebietes weiter zu ver-
vollständigen, hatte ich den Plan gefaßt, von Nambalo
aus auf das linke Kadeiufer überzugehen, um über
Baturi, bezw. über Gasa nach Bertua (Gamana)
zu gelangen.
Rasch ging am Morgen des zweiten Weihnachts-
feiertages der Übergang über den etwa 100 m
breiten Kadei von statten, so daß ich noch am
selben Tage einen starken Marsch zurücklegen konnte.
Der Weg führte meist durch unbewohnten Urwald,
wohl den Galeriewald des Kadei. Am nächsten
Tage erreichte ich Baturis Hauptdorf, wo sich eine
Faktorei der französischen Konzessions-Gesellschaft
„La Haute Sanga“ befindet.
Der dortige Agent nahm mich freundlich auf.
Baturis Gebiet ist sehr volkreich; von dem weit-
hin das Land beherrschenden Sultanssitze aus konnte
ich nach allen Richtungen Gruppen von Dörfern
sehen, die über das wellige Grasland verstreut waren.
Die Bevölkerung besteht aus Kaka, die mehr noch
als die unter Delele, Bua und Nambalo stehenden
Teile dieses großen Stammes den Haussa in Kleidung
und Sitten folgen. Aus den Wäldern im Süden
des Baturigebietes wird Kautschuk in ansehnlicher
Menge gewonnen, und der französische Agent war
mit dem Geschäft, das seine Faktorei macht, sehr
zufrieden. Die Eingeborenen hatten mir dagegen
schon während des Marsches geklagt, daß sie wenig
nicht angeschnittene Kickrien mehr sänden.) Die
Transportkosten der Haute Sanga find sehr hohe; für
*) Im Galeriewald des Kadei habe. ich- verschiedentlich
sachgemäß angeschnittene bezw. angeritzte Kickrien gesehen