Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

wackere Hirten und Seelsorger verschafft. Möge 
Gott die Arbeiten und Unternehmungen dieser Priesier 
segnen! — In verschiedenen Dörfern wurden Kirchen 
und Kapellen gebaut. Zwei derselben verdienen be- 
sonders hervorgehoben zu werden, weil sie Ursache 
gaben zu zwei großen kirchlichen Festen, zu denen 
ganz Samoga sich vereinigt hatte. Schon seit einem 
Jahre bereiteten sich die Dorfleute in Bealatele vor, 
um dem Feste der Kirchweihe einen besonderen Glanz 
zu geben. Auch waren es die Bealatele, bei denen 
die Missionare zuerst Aufnahme fanden und dort 
ihr mühevolles Missionsleben anfingen. Das Fest 
dauerte drei Tage, alles wurde aufgeboten, um die 
kirchlichen Zeremonien feierlich zu gestalten. Der 
Zulauf des Volkes war außergewöhnlich. Die 
üblichen Festgaben von Speisen grenzten ans Un- 
erhörte, und es war nur ein Ruf des Lobes und 
des Erstaunens zu hören von den Fremden und 
Eingeladenen. Die neue Kirche von Bealatele macht 
den Leuten Ehre. Sie ist fast so groß wie die 
Kathedrale von Apia, hat drei schöne Altäre und 
ein gemaltes Chor. Emige Monate nachher fand 
die Einweihung einer anderen neuen Kirche statt. 
Diesmal war es in Amaile auf der Insel Upolu, 
im Heimatsdorf unseres guten Mataafa. Deswegen 
wohl wurde auch dieser Tag ein großartiges Fest, 
an welchem alle Katholiken der Insel Anteil nahmen. 
Das Programm des Festes war demjenigen von 
Bealatele ähnlich. Bei dieser Gelegenheit konnten 
die fremden Eingeladenen bemerken, daß in den 
letzten drei Jahren Samoa einem sichtbaren Fort- 
schritt und Aufblühen entgegengegangen ist. In den 
Dörfern sah alles besser aus als früher. Zahlreiche 
neue Häuser konnte man erblicken, neue und breite 
Straßen. Auch die Pflanzungen waren im besseren 
Zustande und scheinen stets an Zahl und Größe zu 
wachsen. Dabei kommt dem fremden Retsenden 
unwillkürlich der Gedanke, daß Samoa, wenn es 
nicht so oft Krieg und Unruhen gesehen hätte, heute 
eine der reichsten und glücklichsten Inseln der Südsee 
sein könnte. — Die Schule der Maristenbrüder in 
Apia hat dieses Jahr 115 Schüler. Drei Brüder 
erteilen dort den Unterricht. Für den Unterricht in 
der deutschen Sprache wird am meisten Zeit ver- 
wandt. Ein deutscher Bruder gibt in der obersten 
Klasse am Morgen während drei Stunden nur 
deutschen Unterricht. Dasselbe geschieht am Nach- 
mittage für die unteren Klassen. Am Abend ver- 
einigen sich die früheren Schüler bei den Brüdern, 
auch Schüler der deutschen Schule, die schon als 
Angestellte in Kaufläden dienen, lassen sich da sehen 
und bilden einen Fortbildungskursus. Diese Abend- 
schule zählt 20 Schüler. Die Brüder haben also 
Arbeit in Hülle und Fülle. Das Knabenpensionat 
von Moamoa zählt 80 Schüler. Dort sind ver- 
schiedene Alter vertreten, vom siebenjährigen Knaben 
bis hinauf zum 25. Jahre. Alle haben große Lust 
und einen lobenswerten Eifer für die Erlernung der 
deutschen Sprache. Es ist der Unterricht im Deutschen, 
  
der die Jungen anzieht für die Schule und sie 
daselbst ausharren macht. Unterricht und Ver- 
pflegung erhalten sie von den Brüdern, dagegen 
müssen sie täglich während kurzer Zeit gemeinsame 
Arbeit auf den Pflanzungen leisten. — Augenblicklich 
ist die Einwanderung nach Samoga eine sehr große. 
Es kommen wenige Dampfer an, die uns nicht neue 
Zufuhr an Kolonisten aus Europa, besonders aus 
Deutschland, mitbringen. Auf allen Seiten fallen 
die Wälder unter der Axt der Pflanzer. Uberall 
wird Kakao gepflanzt. Dieses Produkt wird, wenn 
man den Kennern glauben kann, der zukünftige 
Reichtum von Samoa sein. Auch die Wege werden 
besser, besonders in der Umgegend von Apia. Kurz, 
es wird eifrig gearbeitet. Wir wollen hoffen, daß 
diese Entfaltung von Energie, unter der einsichts- 
vollen Leltung unserer Regierung, die entstehende 
Kolonie zum Wohlstand führen wird. 
Aus fremden Kolonien und 
Hroduhtionsgebieten. 
Ansiedlungsbestrebungen in Britisch-Ostafrika. 
Nach einem Bericht des Kaiserlichen Vizekonsulats 
in Mombassa hat die Verwaltung von Britisch- 
Ostafrika seit der Vollendung der Ugandabahn in 
erhöhtem Maße ihre Aufmerksamkeit der Ansetzung 
europäischer landbautreibender Ansiedler in den hoch- 
gelegenen Teilen des Landes zugewendet und be- 
sonders im letzten Jahre eine Reihe darauf bezüg- 
licher Bekanntmachungen, Gesetze und Verordnungen 
erlassen. Dabei wird eine ganze Reihe von 
Stellen für geeignet zur Besiedlung erklärt. Es 
sind an der Eisenbahn von Osten nach Westen 
zwischen Meile 473 und 534 und Meile 14 und 274 
die Teita-Hügel, Ndi, Mtoto, Andei, Makindu, 
Simba, Sultan Hamud und Mau Escarpment. Der 
Bericht bemerkt hierzu, der Umstand, daß man sich 
mit der Frage der Besiedlung so ernstlich beschäf- 
tige, scheine notwendigerweise auch auf die Ansichten 
über die Besiedlungsfähigkeit gewisser Teile Deutsch- 
Ostafrikas eine Rückwirkung ausüben zu müssen. 
Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß selbst- 
verständlich erst der Bun der Ugandabahn die Mög- 
lichkeit der Besiedlung jener Teile des inneren Britisch- 
Ostafrika geschaffen hat. 
Erhöhung der Schiffabrtsabgaben in Sansibar. 
Zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika 
und Großbritannien ist ein Abkommen, betreffend die 
Schiffahrtsabgaben in Sansibar, getroffen worden. 
Danach haben die dort anlaufenden Schiffe in Zu- 
kunft für jede Ton einen Zuschlag von 1 Anna zu 
den bisherigen Abgaben zu zahlen.
	        
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