Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Theeversuchspflan zungen. 
Der Gouvernementsgärtner Deistel berichtet über 
Theeversuchspflanzungen in Buea, wie folgt: 
Vor etwa 6 Jahren wurden in Buea einige 
Theesträucher angepflanzt. Dieselben entwickelten sich 
günstig, mußten jedoch im Jahre 1899 infolge eines 
Neubaues fortgenommen werden und sind, schon als 
volle, buschige Sträucher, einzeln im Stationspark 
verpflanzt. Einige vertrugen die Verpflanzung nicht 
und gingen ein. Die übrigen haben sich jedoch fort- 
gesetzt günstig entwickelt und sind schöne pyramiden- 
förmige kräftige Sträucher geworden. Diese Thee- 
sträucher brachten einigen Samen, der im Jahre 
darauf ausgesät wurde. Die hieraus erzielten 
Pflänzlinge ergaben das Pflanzmaterial zur Anlage 
eines kleinen Theegartens in Buea. In gehöriger 
Entfernung angepflanzt, gediehen die Pflänzlinge 
günstig weiter und sind jetzt zu ansehnlichen Sträuchern 
herangewachsen. Hliervon stehen in dem erwähnten 
Theegarten dreißig Sträucher. Ein Schnitt, wie 
derselbe in den Kulturdistrikten Indiens an den 
1½ bis 3 jährigen Theesträuchern 30 bis 50 cm 
über der Erde ausgeführt wird, ist noch nicht aus- 
geführt worden. Jetzt, nachdem die Sträucher 1 bis 
1½2 m hoch gewachsen sind, soll derselbe geschehen 
und dann jährlich wiederholt werden, wie es in den 
Theekulturen geschieht. Zu diesen Sträuchern sind 
weitere dreißig Pflänzlinge aus dem botanischen 
Garten in Victoria hinzugekommen. Ende vorigen 
Jahres angepflanzt, treiben dieselben gut. 
Von den alten Sträuchern, die in den Jahren 
ungemein kräftig heranwachsen und reichen Blüten- 
und Samenansatz brachten, sind weitere Samen 
gesammelt und in gut bereitete Saatbeete ausgesät 
worden. Die Samen keimten gut, und es sind 
150 Sämlinge herangezogen. Nachdem die Pflänz= 
linge genügend erstarkt waren, sind sie in letzter Zeit 
ausgepflanzt worden. Wie in den Theedistrikten am 
Himalayagebirge in Indien zur Anlage einer Thee- 
pflanzung meist Bergabhänge, die in östlicher und 
südöstlicher Richtung liegen, gewählt werden, eignen 
sich in Buea die oberen Grasabhänge des alten 
Parkes entsprechend für die Anpflanzung. Es wurde 
ein von zwei parallel laufenden Wegen eingefaßter 
Rasenplatz gewählt, auf demselben wurden tiefe 
Pflanzlöcher ausgehoben, mit guter Erde an- 
gefüllt und in diese die Pflänzlinge gesteckt. Der 
gewählte Abhang ist südöstlich gelegen und hat die 
volle Morgensonne. Als Pflanzweite ist, wie auch 
unter ähnlichen Verhältnissen in Indien, 1½ m 
zwischen und in den Reihen gewählt. In dieser neu 
angelegten Theepflanzung stehen also 200 Pflänzlinge. 
Des weiteren sind 270 Pflanzlöcher mit je zwei 
frischen, jetzt geernteten Samen belegt, nach deren 
Aufgehen die Pflanzung einen Bestand von 470 Thee- 
sträuchern aufweist. Die Pflanzung umfaßt etwa 
1/8 Hektar und könnte im nächsten Jahr durch eigene 
geerntete Samen sehr vergrößert werden. Die Gras- 
abhänge haben den Vorteil, daß bei dem schweren 
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Regen die Erde und besonders die obere Humus- 
schicht, welche die Pflänzlinge gerade in der ersten 
Zeit nötig bedürfen, nicht fortgeschwemmt wird. Da- 
mit das Gras den Pflänzlingen nicht die Nahrung 
entzieht, wird um jeden derselben eine größere Fläche 
kreisförmig gereinigt und der Boden gelockert, so daß 
auch die Luft Zutritt gewinnt. Auf diese Weise 
bleibt stets der gute Boden den Pflanzen gewahrt, 
und die schweren Regen können nichts schaden. 
Natürlich muß das Gras stets kurz gehalten werden. 
Sind die Sträucher erst größer geworden, so unter- 
drücken sie selbst teilweise das Gras. Diese Methode 
des Kreisereinigens hat sich in den Kameruner 
Pflanzungen am besten bewährt. Irgend welche 
Schädlinge sind an den Theesträuchern bisher nicht 
ausgetreten. 
Deistel faßt als Ergebnis der bisherigen Ver- 
suche zusammen, daß der Thee im Kamerungebirge 
gut wächst, voll und buschig wird und zahlreiche 
gesunde Blatttriebe in dichtester Fülle bringt. Boden 
und Klima bezeichnet er als günstig für die Thee- 
kultur. 
Deutsch-Südwelkafrika. 
UÜamenänderungen. 
Das Gouvernement hat einige Anderungen in 
der Bezeichnung von Stationen der Eisenbahn 
Swakopmund — Windhuk vorgenommen. Ersetzt 
wurden: 
Kapenoussön durch Waldau, 
Kamembonde „ Wilhelmstal, 
Otjimukoka „ Johann-Albrechtshöhe, 
Okajimukuja „ Friedrichsfelde, 
Otjihavera-Rivier „ Otzihavera. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Der Oberleutnant Techow zu Windhuk in 
Deutsch-Südwestafrika hat der zoologischen Samm- 
lung des Königlichen Museums für Naturkunde zu 
Berlin eine von ihm angelegte Naturaliensammlung 
übersandt, welche folgende Obiekte enthielt: 
1 Säugetierfell, 10 Eidechsen, 8 Schlangen, 
300 Käfer, 9 Neuropteren, 69 Hymenopteren, 
1 Wespennest mit zugehörigen Wespen, 13 Dipte- 
ren, 1 Odonat, 63 Orthopteren, 6 Myriopoden, 
49 Rhynchoten und 34 Spinnen. 
Die Konservierung der meisten Tiere ist gut, 
besonders der in Alkohol aufbewahrten Arthropoden. 
Unter den Insekten, Spinnen und Tausendfüßlern 
befinden sich viele recht willlommene Arten. Die 
den Spinnen beigefügten Angaben sind wertvoll. 
Die Amphibiensammlung enthält wichtige und inter- 
essante Stücke. Willkommen war auch das Säuge- 
tierfell; es gehört zu den Schuppentieren und ist 
wegen seiner Seltenheit von besonderem Werte.
	        
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