Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Usambara-Raffeebau--Gesellschaft. 
Die Gesellschaft gibt ihren Bericht über das 
neunte Geschäftsjahr 190 2/8 heraus. Das finanzielle 
Ergebnis des Berichtsjahres ist nach dem „Tropen- 
pflanzer“ als nicht sehr günstig zu bezeichnen, wenn 
auch der Ernteertrag ein größerer war, als zuerst 
angenommen wurde. Insgesamt wurden nach Ham- 
burg 45 590 kg Hornschalkaffee verladen, bei den 
derzeitigen niedrigen Kaffeepreisen war der Erlös 
aber verhältnismäßig gering. Während die Gesell- 
schaft für den vorjährigen Kaffee noch 56 Pf. per 
Pfund Hornschalkaffee erzielte, konnten für die letzte 
Ernte nur 49 Pf. erzielt werden, so daß die Gesell- 
schaft es vorgezogen hat, einen Teil der Ernte vor- 
läufig unverkauft lagern zu lassen. 
Der niedrige Kaffeepreis und der gegen den 
früheren Pflanzungsleiter Koppeschar verlorene Prozeß 
bedingten allein einen Ausfall von 17 300 Mk., so 
daß das Geschäftsjahr mit einem Verlust von 31 855 
Mark abschließt, welche auf Landkonto (Wertsteigerung) 
überschrieben werden. Die Ausgaben belaufen sich 
auf Abgaben 731 Mk., Verwaltungskosten in Berlin 
7227 Mk., Betriebskosten der Pflanzung 63 927 Mk. 
Abschreibungen 9942 Mk.; die Einnahmen auf Pacht 
und Zinsen 176 Mk., Ernteertrag 49 798 Mk. Am 
31. März 1903 standen noch zur Verfügung: Kassen- 
bestand 1516 Mk., außenstehendes Vorzugskapital 
71 100 Mk., Erntebestand (in Hamburg lagernd) 
42 706 Mk., Debitoren 2556 Mk., die Pflanzungen 
stehen mit 933 658 Mk. zu Buch. An Passiven 
stehen diesem gegenüber: Grundkapital 869 100 Mk., 
Vorzugskapital 142 200 Mk., Reservefonds 8480 Mk., 
Versuchsgartenfonds 974 M., Beamten-Unterstützungs- 
fonds 613 Mk., Kreditoren 26 163 Mk., Kautionen 
4005 Mk., demgemäß stehen zum Weiterbetrieb der 
Pflanzung noch rund 80 000 Mk. zur Verfügung. 
UÜber die Zahl der vorhandenen Kaffeebäume sind 
keine Angaben enthalten, nach Abzug der aufgegebenen 
Felder sind 225 ha mit Kaffeebäumen in verschie- 
denen Jahrgängen vorhanden. Der jetzige Pflanzungs- 
leiter Schmidt legt den Hauptwert auf animalische 
Düngung und Durchführung der Beschattung. Der 
Bestand an Rindvieh, Eseln und Schafen betrug am 
Ende des Geschäftsjahres 131 Stück, die Anpflanzung 
von Schattenbäumen über die ganze Pflanzung soll 
in diesem Jahr beendigt werden. 
Die monatlichen Berichte des Pflanzungsleiters 
gehen dahin, daß das in diesem Jahr zu erwartende 
Ernteergebnis ein geringeres sein wird, wenn dasselbe 
auch durch die Tragreife einer weiteren Anzahl Kaffee- 
bäume vielleicht noch günstig beeinflußt wird. 
  
  
Deutsch-stafrikanische Gesellschaft. 
In der im August stattgehabten Generalversamm- 
lung der Gesellschaft erklärte das Mitglied des Vor- 
standes Kommerzienrat A. Lucas seinen Rücktritt 
von der Leitung, an seine Stelle wurde Herr 
  
Warnholtz, früher langjähriger Generalvertreter der 
Gesellschaft in Afrika, in den Vorstand gewählt. 
Kommerzienrat Lucas wurde in den Aussichtsrat 
gewählt. 
Der letztjährige Geschäftsbericht enthält ausführ- 
liche Mitteilungen über das mit der Regierung neuer- 
dings getroffene Abkommen und begründet die damit 
verbundene Aufgabe bisheriger Privilegien. Die der 
Gesellschaft hierfür gewährten Entschädigungen sind, 
zahlenmäßig ausgedrückt, folgende: 
a) aus der Ersetzung der bisherigen 
fünfprozentigen, zum Kurse von 
105 péCt. rückzahlbaren Anleihe 
durch eine 3½ proz. zu part rück- 
zahlbare Anleihe, nach Abzug aller 
Kosten und Spesen, rund 1300000 M. 
b) bilanzmäßig durch den Empfang 
von nominell 408000 M. Stamm- 
anteilen und von nom. 67000 M. 
zu 85 pCt. eingezahlten, von einem 
dritten vollzuzahlenden Vorzugs- 
anteilen 475000 = 
1775000 M. 
Bezüglich der Konvertierung der zur Rückzahlung 
gekündigten 5 prozentigen Zollobligationen im unver- 
lost umlausenden Betrage von 9 399 600 Mk. und 
Ausgabe von 3½ prozentigen, durch jährliche Zah- 
lungen des Deutschen Reiches sichergestellten Schuld- 
verschreibungen der Gesellschaft im Nennbetrage von 
11 495 000 Mk. ist zu bemerken, daß letztere Anleihe 
zum Zeichnungspreis von 99¼ péCt. vom Neunwert, 
abzüglich der Stückzinsen zu 3½ péCt., bis 31. De- 
zember 1903 elfmal überzeichnet worden ist. Durch 
Beschluß des Bundesrats vom 30. Juni d. Is. sind 
die Schuldverschreibungen der Anleihe als zur Anlage 
von Mündelgeldern geeignet erklärt worden. 
Die unter b aufgeführten Stammanteile und 
Vorzugsanteile stellen den Besitz der von der Heydt- 
schen Schenkung vom Jahre 1898 an den Landes- 
fiskus des ostafrikanischen Schutzgebietes dar, welche 
nunmehr der Gesellschaft überwiesen werden. 
Aus dem dem Bericht beigefügten Vertrag sind 
noch folgende Paragraphen beachtenswert. 
„§ 5. Der Gesellschaft verbleibt für die Dauer 
eines Jahres nach Abschluß dieses Vertrages (15. No- 
vember 1902) das Recht, behufs Ausdehnung der 
Plantagen Kikogwe bei Pangani und Muoa im Bezirk 
Tanga herrenloses Land in der Nachbarschaft dieser 
Plantagen bis zu einer Gesamtfläche von 4000 ha 
für jede Plantage in der bisher zulässigen Weise zu 
okkupieren. 
§ 6. Soweit bis zum 31. Dezember 1935 im 
deutsch-ostafrikanischen Küstengebiet und im Gebiete 
des Kaiserlichen Schutzbriefes vom 27. Februar 1885 
Eisenbahnen gebaut oder konzessioniert werden, ist die 
Gesellschaft bis zu dem genannten Zeitpunkt und 
innerhalb des bezeichneten Gebietes berechtigt, in 
einem Fünftel der rechts und links von den Bahn- 
 
	        
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