Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

wurde am 18. Oktober der Rückmarsch nach Beri 
angetreten. Die Wahl eines anderen Weges erschien 
wegen der außerordentlichen Stärke der Expe- 
dition (mit auswandernden Sklavenstämmen, Haufsas, 
Gefangenen usw. wohl an tausend Köpfe) und im 
Interesse der angelegten Berifaktorei der Gesellschaft 
Südkamerun untunlich. Trotz dieser Wahl des kür- 
zesten und begangensten Weges nach Süden stellten 
die zahlreichen und starken Wasseradern jetzt am Ende 
der Regenzeit ebenso wie die außerordentliche Höhe 
des zu dieser Zeit gerade in Blüte stehenden Grases 
der Expedition teilweise größere Schwierigkeiten in 
den Weg, die mangels geelgneter Dauerverpflegung 
aus Gamane infolge des Krieges sich noch erhöhten. 
Vom 19. bis 25. Oktober wurde in Beri 
Aufenthalt genommen, um der dortigen Neuanlage 
der Gesellschaft Südkamerun nach Möglichkeit die 
Wege zu ebnen und das durch die Kämpfe gegen 
Bertua hervorgerufene außerordentliche Entgegen- 
kommen der Eingeborenen nach Möglichkeit auszu- 
nutzen. Auch harrten verschiedene Streitigkeiten unter 
den Makastämmen der Erledigung, um die vorher 
allgemein übliche Ent#scheidung derselben durch kleine, 
dem Handel äußerst hinderliche Kriegszüge ein für 
allemal aus der Welt zu schaffen. Eine umfang- 
reichere Streitigkeit zwischen den beiden größten 
Bujoghäuptlingen, Beri und Vama, wurde beseitigt 
und Anordnungen über die Ansiedlung der von Ga- 
mane ausgewanderten Sklavenstämme Buginde, Dassi 
(teilweise), mehrerer Bujogdörfer und einiger Gadschi- 
leute in für die neu angelegte Faktorei vorteilhafter 
Weise getroffen. 
Die gesamte von Gamane ausgewanderte Haussa- 
niederlassung hat sich zu einer Ansiedlung in 
Beri bewegen lassen, dessen Chef diese Ansiedlung, 
Uberwachung und Herstellung eines direkten Haussa- 
weges Beri— Betakoro dafür übernommen hat. Die 
seinerzeit dem Chef der Haussaansiedlung für Gamane 
ausgefertigte Marktgerechtigkeit ist auf Beri über- 
tragen worden. Ein beträchtliches Aufblühen der 
Haussaanfiedlung in Beri steht zu erwarten, da ein 
recht bedeutender Bruchteil der in Massen nach Tibati 
und Ngaundere zur Versendung kommenden Kola- 
nüsse aus der Dume-Kadstlregion der Gesellschaft 
Südkamerun stammt und durch die nun vollendete 
Pazifizierung dieser Distrikte den Haussas eine weitere 
Ausdehnung dieses Handels nahegelegt ist. Im ge- 
samten Nordgebiet bis nach Molundu hinab sind 
jedenfalls jetzt schon einzelne Vertreter dieses Stammes 
zu finden, wenn ich auch über ihre Nützlichkeit und 
Verwendbarkeit für die europäischen Unternehmungen 
zur Zeit ein abschließendes Urteil noch nicht abzu- 
geben in der Lage bin. 
Ich empfing ferner in Beri eine Reihe von Ge- 
sandtschaften, die alle ein dauerndes Entgegenkommen 
ihres Chefs gegenüber den Wünschen der Verwaltung 
und der neueingerichteten sogenannten Dume-Kadei- 
region der Gesellschaft Südkamerun versicherten. 
Am wichtigsten erscheint mir eine abermalige Ge- 
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sandtschaft des nach dem Tode Bertuas wohl mäch- 
tigsten Chefs des gesamten Distriktes, des Bago- 
häuptlings Baturi, dessen Dorf, nur drei Stunden 
östlich Beri gelegen, noch größer als Gamane sein soll. 
Die neu eingerichtete Faktorei, der ich bei Aus- 
wahl und Einrichtung ihres Platzes noch behilflich 
sein konnte, hat bezüglich der Verkehrsverhältnisse, 
des Produktenreichtums und der Trägergestellung 
eine sehr glückliche Lage, wenn auch der Überschwem- 
mungsverhältnisse halber die Neuherstellung einer 
Verbindung nach Süden sich als notwendig erwiesen 
hat. Eine dauernde durchschnittliche tägliche Be- 
schaffung von etwa 100 kg erstklassigem Kautschuk 
mit der ständigen Möglichkeit, denselben verhältnis- 
mäßig billig zum Djah zu transportieren, stellt 
einen abermaligen beträchtlichen Ausschwung des 
Exportes in Aussicht. Der Elfenbeinhandel wird, 
falls nicht etwa fünf Tage weit nach Westen und 
Nordwesten ständig Einkäufer vorgeschoben werden, 
in diesen schon seit Jahren von Haussas ausgebeu- 
teten Gegenden ziemlich unbedeutend bleiben, zumal 
nördlich des Dume auf meinen gesamten Märschen 
östlich des Rdio Elefantenspuren nicht mehr vor- 
gefunden wurden. Anzuerkennen ist, daß die in dem 
Beridistrikt zuerst von den Franzosen eingeführte 
Kautschukgewinnung auf durchaus rationellem Wege 
erfolgte. 
Gefangene, freiwillige und Strafarbeiter sowie 
Weiber, insgesamt über 100 Köpfe, schickte ich aus 
Verpflegungs= und Unterkunftsrücksichten zu dieser 
Zeit mit einer Bedeckung nach Yukaduma voraus, 
um mich selbst vor dem definitiven Abmarsch nach 
Süden eingehend mit der Schaffung gesicherter Ver- 
hältnisse in der neuen Handelsregion zu befassen, für 
die Zweigfaktoreien in Gobila, Ndungi und Bimba, 
eventuell sogar in Mesima, teils geplant, teils bereits 
angelegt waren. 
Am 26. Oktober schlug ich den Weg nach dem 
noch unbekannten Yama ein, in dem ich zu meiner 
Überraschung ein Bert mindestens gewachsenes, außer- 
ordentlich großes Dorf fand. Ich konnte dort mit 
geringer Mühe die auf Eifersüchteleien zwischen Beri 
und Yama beruhenden Streitigkeiten, ebenso eine alte 
Totschlagaffaire zwischen Dama und dem mich be- 
gleitenden Haussachef aus der Welt schaffen. Die 
Kautschukproduktion und Trägergestellung von seiten 
Yamas erscheint der von Bert fast gleichwertig. Auch 
hier empfing ich wiederum mehrere Gesandtschaften, 
darunter abermals eine solche des mit Yama ver- 
schwägerten Baturi mit einem größeren Geschenk. 
Ebenso wurden die Vorbedingungen zu der projek- 
tierten Karawanenstraße mit Yama besprochen, da 
dieser den an der neuen Straße anzusiedelnden Bu- 
giedeleuten (Bertuasklaven) zunächst die Verpflegung 
zustellen sollte. 
Die Aufnahme in Yama war hervorragend gut. 
Zur besseren Verbindung der kartographischen 
Aufnahmen der Nordwest-Expedition 1901 mit denen 
der Bertua-Expedition 1902 einesteils, dann aber 
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