Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Nachrichten aus den deutschen Schungebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutfsch-Dltafrika. 
Antrag auf Verbesserung der Verkehrsverhältnisse. 
Auf einer Pflanzer= und Kaufleuteversammlung, 
die unlängst unter dem Vorsitze des Gouverneurs 
Grafen v. Götzen in Daressalam stattfand, wurde 
als letzter Punkt der Tagesordnung nachstehender 
Antrag des Herrn Devers auf Verbesserung der 
Verkehrsverhältnisse angenommen: 
„Die zu Daressalam am 12. September 1903 
versammelten Vertreter der Kaufmannschaft und der 
Pflanzer Deutsch-Ostafrikas richten an den Kaiser- 
lichen Gouverneur die dringende Bitte, daß er und 
die Kaiserliche Regierung ihren ganzen Einfluß aus- 
üben möchten, um die gesetzgebenden Körperschaften 
des Reichs von der Notwendigkeit einer Verbesserung 
der Verkehrsverhältnisse Deutsch-Ostafrikas zu über- 
zeugen. 
Die wirtschaftliche Lage der Kolonie ist infolge 
des Mangels an Einrichtungen, deren sich alle 
Nachbarkolonien zu erfreuen haben, in eine schwere 
wirtschaftliche Krisis geraten, deren Ende nicht ab- 
zusehen ist. Nur die schleunige Inangriffnahme der 
notwendigsten Eisenbahnbauten kann uns Hilfe 
bringen. Nur dadurch wird sich Deutsch-Ostafrika 
zu einem nützlichen Bestandteil des Deutschen 
Reiches entwickeln können. Die fortgeschrittene 
Kenntnis des Landes läßt uns heute mit Sicherheit 
behaupten, daß es in seinen Menschen und feiner 
Natur die Möglichkeit einer bedeutenden Entwicklung 
in sich trägt. 
Das ungeheure Gebiet, das fast doppelt so groß 
ist als das Deutsche Reich, ist aber heute für Handel, 
nutzbringende Landwirtschaft und Bergbau unzugäng- 
lich. Es kann niemals dazu beitragen, das Mutter- 
land von fremden Nationen unabhängig zu machen, 
wenn keine Verkehrsmittel geschaffen werden. Der 
heute übliche Trägertransportverkehr ist teuer, un- 
rentabel und entzieht Tausende gerade der kräftigsten 
Leute der Bodenbewirtschaftung. Ein Fahrverkehr 
erweist sich als unmöglich, weil wir nicht imstande 
sind, der verheerenden Seuche Herr zu werden, die 
das Zugvieh dahinrafft. 
Eine Besserung ist, wie die Fortschritte der um- 
gebenden, unter gleichen klimatischen Verhältnissen 
stehenden fremden Kolonien beweisen, nur durch Bau 
von leichten und billig herzustellenden Bahnen zu 
erwarten. 
Die Versammlung hält es für dringend geboten, 
zunächst die Hauptstadt der Kolonie, die vermöge 
ihres guten Hafens zu einem Handelsplatz von Be- 
deutung zu werden verspricht, durch eine Eisenbahn 
mit dem Hinterland zu verbinden und dadurch die 
Möglichkeit zu schaffen, weitere menschenreiche und 
  
fruchtbare Gebiete für Handel und nutzbringende 
Landwirtschaft zu erschließen. 
Die Versammlung muß es ferner als dringend 
erforderlich bezeichnen, eine Eisenbahnverbindung von 
Kilwa nach einem Punkt am Nyassasee herzustellen, 
um den Handelsverkehr der deutschen, britischen und 
kongolesischen Seengebiete, der jetzt infolge fehlender 
leichter Verbindung mit der Küste immer mehr 
zurückgeht, neu zu beleben und vor allem nach der 
deutschen Küste zu lenken, auf einem Wege, den die 
Natur als kürzesten und billigsten vorgezeichnet hat. 
Wir bitten deshalb, auch dieser Bahnverbindung 
volle Aufmerksamkeit zu schenken und ohne Zeit- 
verlust die technischen Vorarbeiten in Angriff nehmen 
zu lassen.“ 
Rheinische Land#i-Plautagengesellschaft. 
Der Vorstand der Gesellschaft hat über das 
siebente Geschäftsjahr 1902 einen Bericht erstattet, 
dem wir folgendes entnehmen: 
Unsere Pflanzung Ngambo hat sich auch in 
diesem Berichtsjahre erfreulich weiter entwickelt. 
Der Vorstand beschloß, unseren Generalbevollmäch= 
tigten Herrn W. v. St. Paul im August 1902 nach 
Ngambo zu entsenden, um die Pflanzung eingehend 
zu besichtigen, zu vermessen und die vorhandenen 
Kaffeebestände nach Zahl und Qualiät festzustellen. 
Auf Grund des von Herrn v. St. Paul in elf 
Blättern im Maßstabe von 1:2000 hergestellten 
Kulturplanes wurde die Größe der seit Eröffnung 
der Pflanzung in jedem Jahre urbar gemachten 
und bepflanzten Flächen festgestellt. Das Resultat 
war folgendes: 
Bepflanzte Schläge von 1897 30 ha 26 a 20 cm 
1898 79 = 84- 80 = 
- - -1899 89 - 34-20 - 
- - - 1800 11 - 26- — - 
- - -Ê19801 7 = 68-- 40 
- - = 1902 24 62 — 
  
zusammen 243 ha — a 60 qm 
Das Gesamtareal der eigentlichen Pflanzung, 
einschließlich des Geländes der Europäerwohnungen, 
Fabrikanlage und Arbeiterdörfer (2 ha 70 à 90 cm), 
der Stauteiche (3 ha 74 a 60 am), der aufgegebenen 
Flächen (7 ha 12 a 60 qm), der Schutzwaldstreifen 
(10 ha 90 a), der Bachniederungen zum Teil mit 
Arbeiterfeldern (53 ha 98 a 60 qm) und der in 
der Anlage begriffenen neuen Saatbeete (67 a 50 qm), 
beträgt 322 ha 14 a 80 qm. Zur Erweiterung 
unserer Pflanzung sind westlich der Grenzen der 
Pflanzung Bulwa der U. K. G. etwa 350 ha noch 
unvermessenen Urwaldes vorhanden. Auch im 
Osten von Bulwa verfügen wir noch über gutes, 
im einzelnen ebenfalls noch unvermessenes Urwald-
	        
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