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worden sind. Von größerer Bedeutung ist der
Ackerbau in Waterberg jedoch nicht, er reicht nur dazu
hin, einer Anzahl von Emgeborenen Nahrung zu geben.
Die Gebirge von Waterberg sind ausgedehnte
Tafelberge aus rötlichem, quarzitischem Sandstein.
Ihr oberer Rand ist auf mehrere hundert Meter
Breite durch das herabstürzende Regenwasser stark
zerklüftet. Außer der schon erwähnten Quelle weisen
die Waterberge auch an anderen Stellen Quellen,
jedoch von geringerer Stärke, auf. Sie werden alle
von dem auf das Sandsteinplateau niedergehenden
Regenwasser gespeist.
Von Waterberg führte der Weg zunächst in
südwestlicher Richtung, dann nach Norden umbiegend
den nordwestlichen Abhang der Waterberge entlang
nach Otjemba, einem größeren Hererodorf mit einer
christlichen Gemeinde. Dieser Platz ist ausgezeichnet
durch seinen Wasserreichtum. In einer mulden-
artigen Bodensenkung gelegen, tritt das Grundwasser
daselbst aus der Kalktuffdecke in großer Menge zu
Tage. Die Umgegend weist guten Busch= und Baum-
bestand sowie genügenden Graswuchs auf.
Neben anscheinend bedeutender Viehzucht wird
auch Ackerbau betrieben. Dabei ist erwähnenswert,
in welcher Weise das Regenwasser, das in einem
Graben zum Abfluß gelangt, durch Sammelbehälter
nutzbar gemacht wird. Seitwärts des Grabens sind
im Acker Gruben angelegt und mit ersterem durch
Stichkanäle verbunden. Hat der Regen den Abfluß-
graben gefüllt, so tritt das Wasser durch die Stich-
kanäle in die Sammelbehälter ein. Während nun
der Graben bald leer wird, bleibt in den Behältern
ein gewisser Wasservorrat aufgespeichert.
Die nächste größere Station, Otavi, wurde am
5. Juli erreicht und daselbst bis zum 7. dess. Mts.
Aufenthalt genommen. Das Gelände zwischen den
Waterbergen und Otavi ist eine weite Ebene mit
hohem Grase, stellenweis bestanden mit lichtem Busch-
und Baumwald und unterbrochen von einzelnen,
aus weißem, festem Kalktuff bestehenden Bergzügen.
Aus dem gleichen Gestein sind auch die Otaviberge
zusammengesetzt, welche ein großes Gebirgsgebiet
bilden. Die bekannten Kupfererzlager, die von der
Otavigesellschaft mit großem Kostenaufwand unter-
sucht worden sind, befinden sich an verschiedenen
Stellen der Otaviberge. Ihre Besichtigung konnte
aus Mangel an Zeit, und weil die Schächte und
Stollen teils verschlossen, teils überhaupt nicht zu-
gänglich waren, nicht stattfinden. Die zu den Unter-
suchungsarbeiten verwandten Maschinen und Mate-
rialien sind zur Zeit in einem Schuppen in Otavi
untergebracht, wo eine größere Niederlassung der
Otavigesellschaft besteht. Otavi besitzt eine reiche
Quelle, die aus einem offenen Becken von Kalktuff
auf der Höhe eines flachen Hügels hervorkommt.
Die Temperatur des Wassers beträgt 26,5° C. Ein
regulierter Graben leitet das Wasser in starkem Ge-
fälle zu den am Fuße des Hügels gelegenen Gärten
und Feldern der Truppe, der Otavigesellschaft und
der Eingeborenen. Sie sind zusammen etwa 4½ ha
groß. Indes find noch sehr ausgedehnte, für Ge-
treide- und Gemüsebau vorzüglich geeignete Flächen
vorhanden, deren Anbau sich vorläufig wegen des
mangelnden Absatzes nicht lohnt.
Außer der erwähnten Hauptquelle sind noch
kranzförmig um Otavi eine Anzahl schwächerer
Quellen verteilt. Der Viehbestand des Platzes, zum
Teil der Gesellschaft gehörig, war damals nicht be-
sonders groß. Die Aufsicht über die Anlagen hat ein
Angestellter, der gleichzeitig fortlaufende meteorologische
Beobachtungen macht, Thermometer= und Barometer-
ablesungen sowie Messen der Niederschlagsmengen.
In Otavi bot sich Gelegenheit, ein seltenes Tier,
einen Zwergmaki, in Gefangenschaft zu sehen. Diese
Halbaffen sollen in der Kolonie nur im Gebiete der
Otaviberge vorkommen. Bisweilen nehmen die Tiere
ihren Aufenthalt in den Hütten der Eingeborenen,
wo sie dann gefangen werden. In der Gefangen-
schaft wird ihnen Baumharz, Milch und rohes Fleisch
als Nahrung gereicht. Ihre Mordlust haben sie
an zugesellten Tauben betätigt. Im übrigen sind die
lichtscheuen Tiere sehr zart, Versuche, sie in gepolsterten
Körben zu transportieren, find fehlgeschlagen.
Die Reise nach Grootfontein führte über Gaub,
um, wenn möglich, den daselbst wohnhaften Bastard
Krüger, der im ganzen Norden des Schutzgebietes
eine wohlbekannte Persönlichkeit ist, als Führer zu
gewinnen. Er ist der Sohn des verstorbenen deutschen
Jägers Krüger und einer Hererofrau. Der Versuch
schlug indes fehl, weil Krüger eine Geschäftsreise in
das Ovamboland unternehmen wollte. Gaub ist eine
Station der rheinischen Missionsgesellschaft, die da-
selbst auch einen Okonomen für Gartenanlagen an-
gestellt hat. Sie beabsichtigt, hier eine Gartenschule
anzulegen, in der Eingeborene Anleitung im Anbau
von Gemüse, Getreide, Tabak, Fruchtbäumen und
anderen Nutzpflanzen erhalten sollen. Wasser findet
sich reichlich unter einer Kalktuffdecke auf einer Lehm-
schicht als Träger. Schädlich wirken hier wie auch
in Otavi bisweilen auftretende Nachtfröste. Der
Ort war früher wegen häufiger Malariaerkrankungen
ungesund; seitdem jedoch für Abfluß des Wassers
gesorgt ist, haben sich die Gesundheitsverhältnisse
bedeutend gebessert.
Am 10. Juli wurde Grootfontein erreicht. Das
Gelände von Otavi bis dahin ist eine Berglandschaft
mit Busch= und Baumbestand und gutem Graswuchs.
Es tritt jedoch der Baumbestand schon mehr hervor.
Zu erwähnen sind der wilde Feigenbaum, der Omum-
borombonga, Tambutti.
Was nun die Bodenverhältisse auf der ganzen
Strecke von Okahandya bis Grootfontein betrifft, so
herrscht fast durchgehend ein roter sandiger Lehm-
boden vor, der nur hinter Waterberg und bei
Otjemba durch Beimengungen von Kalk grau gefärbt
ist. Im allgemeinen ist dieser Boden tiefgründig
und für Ackerbauzwecke gut geeignet, besonders in
dem der Otavigesellschaft gehörigen Gebiet. Kalk-
tuff tritt hinter Okahandya selten, nach Norden zu
häufig an die Oberfläche. Während sich dieser Kalk-