Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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worden sind. Von größerer Bedeutung ist der 
Ackerbau in Waterberg jedoch nicht, er reicht nur dazu 
hin, einer Anzahl von Emgeborenen Nahrung zu geben. 
Die Gebirge von Waterberg sind ausgedehnte 
Tafelberge aus rötlichem, quarzitischem Sandstein. 
Ihr oberer Rand ist auf mehrere hundert Meter 
Breite durch das herabstürzende Regenwasser stark 
zerklüftet. Außer der schon erwähnten Quelle weisen 
die Waterberge auch an anderen Stellen Quellen, 
jedoch von geringerer Stärke, auf. Sie werden alle 
von dem auf das Sandsteinplateau niedergehenden 
Regenwasser gespeist. 
Von Waterberg führte der Weg zunächst in 
südwestlicher Richtung, dann nach Norden umbiegend 
den nordwestlichen Abhang der Waterberge entlang 
nach Otjemba, einem größeren Hererodorf mit einer 
christlichen Gemeinde. Dieser Platz ist ausgezeichnet 
durch seinen Wasserreichtum. In einer mulden- 
artigen Bodensenkung gelegen, tritt das Grundwasser 
daselbst aus der Kalktuffdecke in großer Menge zu 
Tage. Die Umgegend weist guten Busch= und Baum- 
bestand sowie genügenden Graswuchs auf. 
Neben anscheinend bedeutender Viehzucht wird 
auch Ackerbau betrieben. Dabei ist erwähnenswert, 
in welcher Weise das Regenwasser, das in einem 
Graben zum Abfluß gelangt, durch Sammelbehälter 
nutzbar gemacht wird. Seitwärts des Grabens sind 
im Acker Gruben angelegt und mit ersterem durch 
Stichkanäle verbunden. Hat der Regen den Abfluß- 
graben gefüllt, so tritt das Wasser durch die Stich- 
kanäle in die Sammelbehälter ein. Während nun 
der Graben bald leer wird, bleibt in den Behältern 
ein gewisser Wasservorrat aufgespeichert. 
Die nächste größere Station, Otavi, wurde am 
5. Juli erreicht und daselbst bis zum 7. dess. Mts. 
Aufenthalt genommen. Das Gelände zwischen den 
Waterbergen und Otavi ist eine weite Ebene mit 
hohem Grase, stellenweis bestanden mit lichtem Busch- 
und Baumwald und unterbrochen von einzelnen, 
aus weißem, festem Kalktuff bestehenden Bergzügen. 
Aus dem gleichen Gestein sind auch die Otaviberge 
zusammengesetzt, welche ein großes Gebirgsgebiet 
bilden. Die bekannten Kupfererzlager, die von der 
Otavigesellschaft mit großem Kostenaufwand unter- 
sucht worden sind, befinden sich an verschiedenen 
Stellen der Otaviberge. Ihre Besichtigung konnte 
aus Mangel an Zeit, und weil die Schächte und 
Stollen teils verschlossen, teils überhaupt nicht zu- 
gänglich waren, nicht stattfinden. Die zu den Unter- 
suchungsarbeiten verwandten Maschinen und Mate- 
rialien sind zur Zeit in einem Schuppen in Otavi 
untergebracht, wo eine größere Niederlassung der 
Otavigesellschaft besteht. Otavi besitzt eine reiche 
Quelle, die aus einem offenen Becken von Kalktuff 
auf der Höhe eines flachen Hügels hervorkommt. 
Die Temperatur des Wassers beträgt 26,5° C. Ein 
regulierter Graben leitet das Wasser in starkem Ge- 
fälle zu den am Fuße des Hügels gelegenen Gärten 
und Feldern der Truppe, der Otavigesellschaft und 
der Eingeborenen. Sie sind zusammen etwa 4½ ha 
  
groß. Indes find noch sehr ausgedehnte, für Ge- 
treide- und Gemüsebau vorzüglich geeignete Flächen 
vorhanden, deren Anbau sich vorläufig wegen des 
mangelnden Absatzes nicht lohnt. 
Außer der erwähnten Hauptquelle sind noch 
kranzförmig um Otavi eine Anzahl schwächerer 
Quellen verteilt. Der Viehbestand des Platzes, zum 
Teil der Gesellschaft gehörig, war damals nicht be- 
sonders groß. Die Aufsicht über die Anlagen hat ein 
Angestellter, der gleichzeitig fortlaufende meteorologische 
Beobachtungen macht, Thermometer= und Barometer- 
ablesungen sowie Messen der Niederschlagsmengen. 
In Otavi bot sich Gelegenheit, ein seltenes Tier, 
einen Zwergmaki, in Gefangenschaft zu sehen. Diese 
Halbaffen sollen in der Kolonie nur im Gebiete der 
Otaviberge vorkommen. Bisweilen nehmen die Tiere 
ihren Aufenthalt in den Hütten der Eingeborenen, 
wo sie dann gefangen werden. In der Gefangen- 
schaft wird ihnen Baumharz, Milch und rohes Fleisch 
als Nahrung gereicht. Ihre Mordlust haben sie 
an zugesellten Tauben betätigt. Im übrigen sind die 
lichtscheuen Tiere sehr zart, Versuche, sie in gepolsterten 
Körben zu transportieren, find fehlgeschlagen. 
Die Reise nach Grootfontein führte über Gaub, 
um, wenn möglich, den daselbst wohnhaften Bastard 
Krüger, der im ganzen Norden des Schutzgebietes 
eine wohlbekannte Persönlichkeit ist, als Führer zu 
gewinnen. Er ist der Sohn des verstorbenen deutschen 
Jägers Krüger und einer Hererofrau. Der Versuch 
schlug indes fehl, weil Krüger eine Geschäftsreise in 
das Ovamboland unternehmen wollte. Gaub ist eine 
Station der rheinischen Missionsgesellschaft, die da- 
selbst auch einen Okonomen für Gartenanlagen an- 
gestellt hat. Sie beabsichtigt, hier eine Gartenschule 
anzulegen, in der Eingeborene Anleitung im Anbau 
von Gemüse, Getreide, Tabak, Fruchtbäumen und 
anderen Nutzpflanzen erhalten sollen. Wasser findet 
sich reichlich unter einer Kalktuffdecke auf einer Lehm- 
schicht als Träger. Schädlich wirken hier wie auch 
in Otavi bisweilen auftretende Nachtfröste. Der 
Ort war früher wegen häufiger Malariaerkrankungen 
ungesund; seitdem jedoch für Abfluß des Wassers 
gesorgt ist, haben sich die Gesundheitsverhältnisse 
bedeutend gebessert. 
Am 10. Juli wurde Grootfontein erreicht. Das 
Gelände von Otavi bis dahin ist eine Berglandschaft 
mit Busch= und Baumbestand und gutem Graswuchs. 
Es tritt jedoch der Baumbestand schon mehr hervor. 
Zu erwähnen sind der wilde Feigenbaum, der Omum- 
borombonga, Tambutti. 
Was nun die Bodenverhältisse auf der ganzen 
Strecke von Okahandya bis Grootfontein betrifft, so 
herrscht fast durchgehend ein roter sandiger Lehm- 
boden vor, der nur hinter Waterberg und bei 
Otjemba durch Beimengungen von Kalk grau gefärbt 
ist. Im allgemeinen ist dieser Boden tiefgründig 
und für Ackerbauzwecke gut geeignet, besonders in 
dem der Otavigesellschaft gehörigen Gebiet. Kalk- 
tuff tritt hinter Okahandya selten, nach Norden zu 
häufig an die Oberfläche. Während sich dieser Kalk-
	        
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