Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

dann erst zur Verschulung die Pflanzen in Zinnkästen 
gesetzt werden. Beete und Plätze für Zinnkästen 
sind beiderseits in Abständen von 1,50 bis 2 m mit 
kleinen etwa 30 cm hohen Holzsäulen eingefaßt, über 
welche — auf ihnen mit Krampen befestigt — Drähte 
gespannt sind. Auf diese Drähte und ihre Stütz- 
punkte passen Holzrahmen von entsprechender Größe, 
die ein eingespanntes Stück Hanfleinen tragen und 
als bewegliche Schattengitter dienen. 
Am Nachmittag führte uns der Weg nach Howil, 
wo uns die Wattleplantage von Mr. Ellis, dem 
Manager der Gesellschaft, gezeigt wurde. Die Be- 
stände machten mir im allgemeinen einen noch besseren 
Eindruck, als die im Nodsberger Bezirk, die im 
Verlauf von sechs bis sieben Jahren erreichten Di- 
mensionen der Stämme sind ganz außerordentlich. 
Die sehr günstigen Bodenverhältnisse und das frische 
Höhenklima sind zweifelsohne günstig, zu einem Teil 
trägt auch die seit einigen Jahren durchgeführte 
zweckmäßige Durchforstung zur vollkommeneren Ent- 
wicklung im hiebsreisen Alter bei. Sie geschieht 
hier nach Aussage des Managers nicht reihenweise 
oder prozentualiter, sondern nach Erfordernis und 
Qualität; an sich schon ein prinzipieller Vorzug, der 
sich auch praktisch wirksam macht, wenn auch massen- 
weise Mißgriffe in der Auswahl des auszuscheidenden 
Materials von den Arbeitern felbstverständlich be- 
gangen werden. Die Saat erfolgt hier rein, ohne 
Fruchtanbau. Die Größe der gesamten Betriebsfläche 
beträgt 2300 Acker. Bei Besuch mehrerer Schläge 
fiel sofort die verschiedene Schälmethode auf, welche 
hier, im Vergleich zum Bezirk Nodsberg, gehandhabt 
wird. Möglichst wenig über dem Wurzelknoten wird 
die Rinde bis auf das Holz eingekerbt. Der unterste 
Teil des Stammes wird dann mit der Rückseite der 
Axt beklopft, so daß sich die ihn umgebende Rinde 
15st. Der Kaffer erfaßt dann die gelösten Stellen 
dicht über der Kerbe und zieht sie lappenförmig 
vom Stamm ab, dabei, wie schälendes Rotwild, 
rückwärts gehend, den Lappen erst möglichst hoch 
oben zum Abreißen zu bringen. So wird ein gutes 
Teil der Rinde, oft weit über die untersten Aste 
hinaus, am stehenden Stamm gewonnen, erst wenn 
der Arbeiter keine Lappen mehr erreichen kann, wird 
der Baum gefällt und die Arbeit vollendet. Ich 
habe den Eindruck, als ob diese Methode der Rinden- 
gewinnung unter Benutzung des Stammes als Stüt- 
punkt im allgemeinen praktischer sei; das Schälen 
geht leichter und schneller, die langen Streifen lassen 
sich besser zum Trocknen aufhängen, speziell bei An- 
wendung des hier gebrauchten, höchst sinnreichen und 
zweckmäßigen Rindentrocknungsverfahrens, dessen ein- 
gehende Beschreibung ich mir für einen weiteren 
Bericht vorbehalte. 
Am Abend desselben Tages erfolgte die Rückfahrt 
nach Pietermaritzburg und von da aus in derselben 
Nacht die Weiterreise nach Durban, wo ich am folgen- 
den Tage (29. April) die Fahrt nach Port Elizabeth 
mit der Walmer Castle antrat. Die Ankunft in 
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Port Elizabeth erfolgte am 1. Mai. Nachdem ich 
am 2. mit dem deutschen Konsul durch das. mit 
natürlichem Busch bedeckte, umgebende Hügelland einen 
Ritt unternommen hatte, machte ich am 3. — eben- 
falls zu Pferde — einen Ausflug nach Humwood 
und von da mit dem englischen Lokalforstbeamten 
durch das weite mit Busch bedeckte, sandige Gelände 
zunächst nach dem Saat= und Pflanzkamp. Die 
Pflanzenzucht erfolgt hier im großen und ganzen 
nach dem bereits beschriebenen System; von den 
Kiefernarten war besonders halepensis in größerer 
Menge gezogen. Sie wächst hier auf dem ärmsten, 
trockensten Sande, wo alle andere Holzarten versagen, 
und soll sich vollkommen frosthart zeigen. Nach 
Verlassen des Kamps wurde der Weg durch von 
wehendem Sande bedeckte Flächen nach dem Dünen- 
gelände zu genommen. Verschiedene Büsche und 
Gräser werden hier als Sandpflanzen und Sand- 
binder geschätzt. Ein den Boden gut deckender Busch 
ist Myoporum insulare, er wächst sehr rasch aus 
Stecklingskulturen, gedeiht in trockenem Sand und 
ist zum Anbau der Dünen hier begehrt. Andere 
wirksame Sandpflanzen sind Myrica cordifolia 
(Wachsberg) und Ehrharta gigantea. Besucht 
wurden nun die Flächen, auf denen gegenwärtig 
Sandbindungsarbeiten vorgenommen werden. Zweck 
der Arbeiten ist, die Stadt und ihre südliche Um- 
gebung vor Überlagerung und Flugsand zu schügen. 
Port Elizabeth liegt nordöstlich an der Wurzel einer 
kleinen Landzunge, über deren flaches Gelände der 
Sand durch südliche Winde sich allmählich ausgebreitet 
hat und hier und da bis in unmittelbare Nähe der 
Stadt gedrungen ist. Weite, ehemals fruchtbare 
Landstrecken sind von weißem Sand überlagert, der 
in den Senkungen stellenweise 10 bis 20 m hoch 
liegt. Bei der Aufgabe, diesen Sand zu binden, 
war man von fachmännischer Seite von der Erwä- 
gung ausgegangen, an den Dünen der Südküste zu 
beginnen und alsdann unter dem Schutgze der dort 
errichteten, das Eindringen frischen Meersandes ab- 
wehrenden Schutzvorrichtungen und Anpflanzungen 
allmählich nach Norden weiter vorzugehen. Nachdem 
die Stadt aber, um zunächst in ihrem unmittelbaren 
Weichbilde einen Schutz zu haben, sich für ein ent- 
gegengesetztes Verfahren ausgesprochen hatte, wählte 
man den Mittelweg und entschied sich für etappen- 
weises Vorgehen. Zunächst wurde in mäßiger Ent- 
fernung von der Stadt ein ringförmiger Streifen 
mit Schutzwehren gegen den Sand (ganz nach euro- 
päischer Art) versehen und unter dessen Deckung 
allmählich mit Festigung und Bindung des Sandes 
in Richtung auf die Stadt vorgegangen. Nach Fertig- 
stellung dieses ganzen Abschnitts stellte man die 
Schutzwehren im Süden des bisherigen Standorts 
in angemessener Entfernung auf und ging dann 
wieder mit den Bindungsarbeiten von Süden nach 
Norden vor. In diesem Teil waren die Arbeiten 
zur Zeit meines Besuchs noch im Gange. Die 
Bindung fand statt, wie folgt: Auf den Sand wird
	        
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