Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

und nach den gewonnenen Eindrücken rechnet auch 
der Ondongastamm mit dieser Möglichkeit und täuscht 
sich auch keineswegs darin, daß er in einem Kampfe 
gegen die Deutschen unterliegen würde. 
Nach sechstägigem Aufenthalt in Ondonga wurde 
nach dem nordwestlich gelegenen Ukuanjama aufge- 
brochen. Die äußersten Werften dieser beiden 
Ovambostämme liegen voneinonder nur 39 km ent- 
fernt; das dazwischenliegende Gebiet ist mit hohem 
Laubwald bedeckt und weist viele Vleys auf, die zum 
größten Teil Wasser bis gegen Ende August enthalten. 
Der Weg war des tiefen Sandes wegen schwer, 
nur der letzte Teil führte im Rivier auf festem 
Boden. 
Am 18. August traf die Expedition in Omu- 
panda, einer Station der Rheinischen Missions- 
gesellschaft in Ukuanjama, ein, um hier für längere 
Zeit Halt zu machen. Der übliche Besuch beim 
Häuptling Ujulu, dessen Werft 10 km von Omu- 
panda entfernt liegt, wurde in Begleitung des Mis- 
sionars Wulfhorst gemacht, der freundlicherweise 
die Rolle eines Dolmetschers übernahm. Im Gegen- 
satz zu Ondonga machte die Häuptlingswerft einen 
guten Eindruck. Sie ist sehr groß und sauber ge- 
halten. Wir ließen uns als Jäger einführen, jedoch 
teilte Missionar Wulshorst gleichzeitig mit, daß 
Dr. Gerber ein Baumsetzer im Damaraland wäre und 
ich in Swakopmund Steine ins Wasser geworfen hätte. 
Diese Vorsicht war schon deshalb angebracht, weil ich 
sehr vielen Ovambos von Swakopmund her bekannt 
war. Ujulu ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, er 
hat intelligente Gesichtszüge und kleidet sich stets gut. 
Er reitet gern auf Jagd und ist kein Trunkenbold 
wie Kambonde. Die ber seiner Werft ausspannenden 
Weißen oflegt er zu besuchen. Der Gebrauch, Ge- 
schenke dem Häuptling zu bringen und dadurch dessen 
Gunst zu gewinnen, ist hier mehr als anderswo 
ausgeprägt und durch die portugiesischen Händler 
eingeführt. So ist es leicht erklärlich, daß Ujulu, 
wohl der mächtigste Häuptimg der Ovambostämme, 
in dieser Beziehung verwöhnt ist. Daß er jede 
Gelegenheit wahrnimmt, sich Vorteile zu verschaffen 
und Geschäfte aller Art zu machen, ist bei seiner 
unumschränkten Macht nicht zu verwundern; doch ist 
er Fremden gegenüber stets vorsichtig und vermeidet 
sorgfältig, Gewalt anzuwenden. 
Geschenke erwidert er selten, und dann auch nur 
auf besonderes Verlangen; sie wiegen den Wert des 
Gegebenen nicht auf. Dagegen pflegt er den bei 
seiner Werst ausspannenden Weißen öfters Korn, 
Bier, Ziegen und dergl. zu schicken, welch letztere 
bei dem Mangel an frischem Fleisch sehr will- 
kommen sind. 
In Ukuanjama sind drei evangelische Missions- 
stationen vordanden: Namakunde mit Missionar 
Tönges. Omupanda mit Missionar Wulfhorst, Onira 
mit Muissionar Hanefeld. 
Das Ovamboland ist in erster Linie ein Land 
des Ackerbaues; erst an zweiter Stelle kommt die 
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Viehzucht. Während der Ackerbau fast ausschließlich 
zum Lebensunterhalt dient, wird die Viehzucht mehr 
für den Handel getrieben. Es werden hauptsächlich 
angebaut: Korn, Hirse, Bohnen, etwas Mais, Erd- 
nüsse, Kürbisse und Tabak für den eigenen Bedarf. 
Der von den Händlern geführte Plattentabak wird 
indes dem heimischen vorgezogen. Obwohl der 
Ackerbau ganz bedeutend ist, könnte er noch mehr 
ausgedehnt werden. Die Lässigkeit der Eingeborenen 
jedoch, sowie die Furcht, den Neid der Nachbarn zu 
erregen und damit vielleicht den Acker zu verlieren, 
hält die Leute von einer intensiveren Bewirtschaftung 
ab. Die Acker sind da, wo genügend Holz und 
Sträucher noch vorhanden find, zum Schutze gegen 
Eindringen von Vieh umfriedigt. Die Vorarbeiten 
zur Bestellung der Acker werden gegen die Regenzeit 
hin unternommen, welche im Oktober oder November 
einsetzt. Sobald die ersten Regenschauer gefallen 
sind, erfolgt die Aussaat. Geht dieese durch Fort- 
bleiben des Regens verloren, so wird ein zweiter 
und auch dritter Versuch gemacht. Im allgemeinen 
sind die Ernten, welche in die Monate Juni und 
Juli fallen, gut; jedoch kommen auch Mißernten vor. 
Die Acker werden mehrere Jahre hintereinander be- 
baut, bis die Erträge nachzulassen beginnen. Dann 
bleiben sie liegen, und man nimmt andere Flächen 
unter Kultur. So dehnen sich die Felder namentlich 
an der Peripherie der Werften fortwährend aus. 
Der Wald wird niedergebrannt, Gras und Unkraut 
entfernt, und der Boden ist zur Bestellung fertig. 
Eme Düngung des Bodens wird selten vorgenommen. 
Die Missionare haben in Ondonga Versuche mit 
dem Anbau von Baumwolle und auch mit ihrer 
Verwertung gemacht. Sie gedieh zwar gut, indes 
wurde von weiteren Versuchen wegen Unren- 
tabtlitiät Abstand genommen. Ob andere Nutz- 
pflanzen und unsere heimischen Getreidearten sich zum 
lohnenden Anbau eignen würden, erscheint zweifel- 
haft. Auch wenn der jetzt fehlende Absatz in unserer 
Kolonie vorhanden wäre, würde das Ovamboland 
mit dem nördlichen Teile des Damaralandes, welcher 
ebensogut wie ersteres ist, wegen der ungünstigen 
Verkehrsverhältnisse nicht konkurrieren können. 
Auch in der Viehzucht steht das Ovamboland gegen 
andere Teile unserer Kolonie zurück. Der Graswuchs 
ist zwar reich, doch läßt die Beschaffenheit der Gräser 
zu wünschen übrig. Dem Damararind erweist sich 
das dortige Gras geradezu als verderblich, während 
das daran gewöhnte kleine Ovamborind es besser 
verträgt. Das im Walde wachsende Gras ist nahr- 
hafter; dort befinden sich auch während der Trocken- 
zeit die Viehposten der Ovambos. Beim Eintritt 
der Regenzeit werden die Viehherden wieder zurück- 
getrieben und finden dann überall reiche grüne 
Weide. 
Die Schaf= und Ziegenzucht ist unbedeutend und 
hat auch bei dem Mangel an geeignetem Futter 
keme besseren Aussichten. 
Die Pferdezucht ist bei der überall und fast das
	        
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