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in Abbruch sind. Viele Inseln, völlig verkrautete
Ausbuchtungen und Seitenarme vervollständigen das
Bild der Verwilderung. Der Stromlauf selbst ist
frei von Pflanzenwuchs und das Wasser klar. Zur
Zeit des Hochwassers tritt der Kunene weithin über
seine Ufer aus; das Uberschwemmungsgebiet kenn-
zeichnet sich durch die Waldränder und ist 1 bis 2 km
breit. Nach den Schlammmarken an Bäumen und
Sträuchern zu urteilen, steigt das Hochwasser bis zu
4 und 5 m über den Winterwasserstand. Die
niedrigeren Stellen des Überschwemmungsgebiets sind
in ausgedehntem Maße mit üppigem, rohrartigem
Gras bedeckt. Zur Zeit unserer Anwesenheit war das-
selbe in der Stromrichtung umgelegt und bildete so
eine starke, nachgiebige Decke, welche das Gehen
außerordentlich erschwerte.
Außerordentlich reich ist die Vogelwelt am Ku-
nene vertreten. Fischadler, riesige Gänse und Enten,
Reiher, Taucher, Eisvögel, Wasserhühner, Strand-
läufer und viele andere unbekannte Arten geben der
an und für sich schon interessanten Wasserlandschaft
einen erhöhten Reiz. Dem Zoologen würde sich hier
ein reiches Feld zu Beobachtungen und Unter-
suchungen sicher noch nicht gekannter Vögel eröffnen.
Alligatoren sind noch häufig, Flußpferde nur wenig
vorhanden. Letztere finden in den verkrauteten toten
Flußarmen die ihnen zusagende Nahrung in großer
Fülle. Uber die im Kunene vorkommenden Fischarten
konnte wegen des kurzen Aufenthalts nichts Näheres
ermittelt werden; die Emgeborenen fangen sie in
Reusen. Auch Krebse ungefahr von der Größe des
Hummer beherbergt der Kunene.
Nur etwa 40 km vom Kunene entfernt liegt die
südlichste Niederlassung und Militärstation der Por-
tugiesen in Angola, der Ort Humbe.
Der portugiesische Handel erstreckt sich südlich
nicht weiter als bis zum Ukuanjamastamm; nach
Ondonga wagen die portugiesischen Händler nicht
mehr zu kommen.
Die vorhandenen Pferde stammen sämtlich aus
Deutsch-Südwestafrika, da Portugiesisch-Angola selbst
Bedarf daran hat. Sie sind sehr begehrt und werden
gut bezahlt.
Nach der Rückkehr vom Kunene zeigte Ujulu
gegen uns das alte freundliche Benehmen. Die
Freundschaft des Ujulu ging jetzt sogar so weit. daß
er unsere Geschenke durch Ubersendung eines Ochsen
erwiderte und Führer für unsere weitere Reise stellte.
Trotz einer dreiwöchigen Ruhepause hatten sich
unsere Ochsen nicht erholt, sie waren eher noch
magerer geworden. Alle Bemühungen, neue zu
mieten oder zu kaufen, waren vergeblich. Dazu kam
noch, daß das eine Hinterrad des Wagens sich in
einem sehr bedenklichen Zustande befand. Dasselbe
auszubessern oder em neues zu erhalten, war hier
nicht möglich. Unsere Aussichten auf eine glückliche
Durchführung der Exvedition waren demnach gering,
zumal gerade der schwierigste Teil der Reise durch
wenig bekannte Gegenden noch bevorstand.
in Bur über Deutsch-Sübwestafrika.
Der ehemalige Freistaat-Bur Th. G. de Wet,
von dem schon mehrfache Außerungen über Deutsch-
Südwestafrika an dieser Stelle wiedergegeben wur-
den,) tritt in einem „Eingesandt“ an die Kapftädter
Zeitung „Ons Land“ einem anonymen Briefe mit
allerlei Klagen über das deutsche Schutzgebiet ent-
gegen, der Mitte des Jahres in der genannten Zei-
tung erschienen war. De Wet führt aus, daß er als
Ansiedler in Grootfontein bisher keinen Grund ge-
habt habe, sich über die deutsche Regierung zu be-
klagen, und nennt verschiedene Afrikander mit Namen,
die es in Deutsch-Südwestafrika in wenigen Jahren
zu einer gewissen Wohlhabenheit gebracht hätten.
Alles in allem gefalle ihm seine neue Heimat recht
gut. Es sei ja richtig, daß noch manches zu wün-
schen bleibe, aber das sei schließlich überall der Fall.
„Ich bin“ — so schreibt er — „mit Grootfontein,
Nord-Damaraland, sehr zufrieden, sowohl mit der
Regierung wie mit dem Land, umsomehr, wenn ich
bedenke, was der Transvaal und Freistaat im Beginn
waren und was sie heute sind. Man muß nicht
vergessen, daß die meisten Afrikander, die zuerst in
das deutsche Gebiet zogen, sich nur mit Jagd und
Transportfahren beschäftigten und nichts dazu bei-
trugen, das Land vorwärts zu bringen. Dies machte
einen schlechten Eindruck auf die Regierung, so daß
sie sich genötigt sah, zum Kaufen von Land zu
zwingen. Andere kamen, um zu spekulieren und
um ihre Taschen zu füllen und nicht um Land zu
bebauen und waren somit die Ursache von strengeren
Landgesetzen. Ich bin überzeugt, wenn man trachtet,
das Vertrauen der Regierung zu gewinnen und mit
Geduld zu Werke geht, so kann viel erreicht werden.“
Deutsch-Lüdwestafrikanischer Marmor.
Nach dem Urteil der Königlichen Bergakademie,
Berlin, des Professors Weinschenk in München und
der Bildhauer Valentino Casal, Friedenau, und Pro-
sessor Herter, Charlottenburg, sind die dem #olon#al=
Wrntschaftlichen Komitee durch den Kaiserlichen Gou-
verneur übersandten Marmorblöcke aus Etusis rein
und ohne Flecken, von lebhafter Farbe und schönem
Korn. Dagegen enthalten sie zahlreiche Schichten
von Tremolit, welche der Verarbeitung hmmderlich
sind. Durch Hauptmann a. D. v. Perbandt Winde-
kaym veranlaßte fabrikatorische Versuche durch die
Marmorwerke Kiefersfelden und Wiesbaden stellen
das gleiche Ergebnis bezüglich der Qualität des
Marmors fest. Die Marmorlager in Etusis sollen
eine beträchtliche Ausdebnung haben, und werden die
fabrikatorischen Versuche nunmehr mit aus anderen
Lagen stammenden Blöcken fortgesetzt werden.
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 609, und
S. 18.
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