Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

ihrer Vorbereitung. Von selbst, angetrieben durch 
Dankbarkeit, kamen sie, ihren Seelsorger und ihre 
Lehrerinnen um Verzeihung zu bitten und das Ver- 
sprechen abzulegen, gut zu bleiben. .... Unser 
Patronsfest, das Fest „Unserer Lieben Frau vom 
guten Rat“, ist unseren Herzen immer besonders 
teuer, und wir bieten alles auf an Gesang und Aus- 
schmückung der Kapelle, um den Leuten die Größe 
Mariens sowie unsere Liebe und Verehrung zu ihr 
begreiflich zu machen. Seit einigen Tagen arbeiten 
wir am Ausschachten eines Brunnens; einige Zeichen 
vom Vorhandensein von Wasser ließen mich diesen 
Versuch machen, gebe Gott, daß er gelinge! Wir 
könnten dann die Leute Gärten anlegen lassen, um 
ihren Unterhalt so zu finden. 
In den „Monatsheften zu Ehren Unserer Lieben 
Frau zum hlst. Herzen Jesu“ schreibt P. Bögers- 
hausen aus Matupi: 
In unserer Kirche steht neben der Kommunion= 
bank auch ein Harmonium, ein altes, aber gutes 
Stück Möbel, welches ich von einem Konfrater ge- 
erbt habe. Dieses leistet mir gute Dienste. Meine 
Schüler, etwa 100 an der Zahl, singen ziemlich gut, 
d. h. wenn sie wollen und nicht noch halb schlafen, 
wie dieses des Morgens bei Kanachen der Fall ist, 
welche erst gegen 10 Uhr auftauen. Ich habe be- 
züglich des Singens keine Mühe gespart und mit 
Ziffermusik angefangen. Wenn die Kinder die Me- 
lodie in Ziffermusik beinahe auswendig können, wer- 
den kanachische Lieder und Verse gedrechselt und das 
Lied wird rein und deutlich gesungen, wenn auch 
ein bischen laut und aus voller Kehle. Es ist eine 
Freude, einige Schüler zu hören, welche leichtere 
Lieder geläufig vom Blatt absingen. Hier in Ma- 
tupi wird nämlich auf Gesang viel gehalttn. 
Wir wollen nun noch einen weiteren Blick in die 
Kirche tun. Da steht rechts die weiße Herz Jesu- 
Statue und links eine allerliebste Statue U. L. Frau 
v. hlst. Herzen. Der Zementboden ist teilweise ein 
Geschenk eines hiesigen Chinesen, welcher auch die 
Kirche erbaut hat. Mein Wohnhaus ist aus 
Brettern gebaut mit Wellblechdach. Es umfaßt 
drei Zimmer, ein jedes von 4 m Breite und 5 m 
Länge. Das ganze Haus entlang geht auf der 
Vorderseite eine Veranda von 2½ m Breite und 
etwa 15 m Länge. Auf der anderen Seite stehen 
zwei kleine Ausbauten, welche ebenfalls in der Mitte 
mittels einer kleinen Veranda verbunden find 
Wenn wir nur die Kinder etwas mehr in unserer 
Gewalt hätten, um sie in die Schule zu bekommen. 
Wir könnten hier in den meisten Stationen und be- 
sonders in Matafa die schönsten, regelmäßigsten 
Schulen haben, wo viel geleistet würde. Wir haben 
nur die moralische Kraft, und die reicht bei einigen 
Bengels nicht aus. Diese Burschen, von denen viele 
lesen und schreiben, einige rechnen, und beinahe die 
meisten die Hauptwahrheiten des Religionsunterrichts 
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können, diese würden alle viel weiter gebildet sein, 
wenn sie zusammen und regelmäßig die Schule be- 
suchten. Aber heute ist es der Onkel, morgen die 
Mutter, welche sie zurückhalten. Oder es kommt ein 
Schiff; da müssen sie hinter den Matrosen und 
Passagieren herlaufen und sehen, wohin die gehen, 
was die tun, und beobachten, ob nicht ein alter 
Lappen Zeug, eine alte Mütze oder ein Stück Tabak 
für sie abfällt — oder aber es ist die angeborene 
Faulheit, welche sie einfach im Gehöft oder am See- 
ufer zurückhält. Nachts, besonders beim Mondschein, 
haben die Kinder gesungen, getanzt, gelärmt bis 
2 Uhr und schlafen dann in den Tag hinein. Das 
Sprichwort: „Morgenstunde hat Gold im Munde“ 
ist ihnen unbekannt.. Heute habe ich 10, mor- 
gen 20 oder 40 in der Schule. Der Unterricht 
leidet sehr darunter und die Geduld des Lehrers 
noch mehr. Da tröstete mich denn letztens ein Kon- 
frater, dem ich die Saumseligkeit meiner Schüler 
beschrieb, mit den Worten: „Mir geht es oft noch 
schlimmer. Ich blase morgens 7 Uhr das Tritons- 
horn für die Schule und warte. Um ½11 Uhr 
kommt ein Schüler und nachher kommt keiner mehr.“ 
Da wir nun eben von der Schule sprechen, wollen 
wir auch das Schulgebäude besuchen. Es ist ganz 
aus Kokosstämmen, Blättern und Bambus gebaut. 
Wo eigentlich am Hause die Fenster sind, haben wir 
hier Holzluken, welche einfach geöffnet werden, um 
Licht hineinzulassen. 
Ferner erfahren wir folgendes über Neueinrich- 
tung einer apostolischen Präfektur in Holländisch- 
Neu-Guinea: 
Eine der letzten Bestimmungen der Kongegration 
de Propaganda flde unter der Regierung des sel. 
Papstes Leo XIII. war die Errichtung der neuen 
apostolischen Präsektur von Holländisch-Neu-Guinea 
in Australien. Dieselbe umfaßt die nördliche Hälfte 
der großen Südseeinsel Neu-Guinea, die Molukken, 
die Halmarei-, Aru= und Kei-Inseln. Da diese 
Inseln und Inselgruppen zu den holländischen Kolo- 
nien gehören, wurde das neue Missionsgebiet den 
Missionaren der holländischen Provinz der Herz- 
Jefu-Genossenschaft übertragen, die ihre Klöster in 
Tilburg, Arnheim, Antwerpen und Löwen haben. 
Die südliche Hälfte von Neu-Guinea teilen sich be- 
kanntlich Deutschland und England. Im deutschen 
Anteil entfalten die Steyler Missionare eine segens- 
reiche Missionstätigkeit; im englischen Gebiete arbeiten 
seit nahezu 25 Jahren die Missionare der franzö- 
sischen Ordensprovinz vom hlst. Herzen Jesu, an 
ihrer Spitze Erzbischof Andreas Navarre und Bischof 
Alanus de Boismenu.
	        
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