Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

und drei Maschinengewehren. Die Besatzung von 
Okahandja ist auf 90 Mann und die von Windhuk 
auf 100 Mann gebracht. 
Den 14. Januar. 
Nach hier eingetroffenen Telegrammen haben die 
Hereros durch Einschließung von Okahandja und 
durch Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Osona, 
etwa 5 km östlich von Okahandia, sowie durch 
Unterbrechung der Telegraphenverbindung mit 
Windhuk die Feindseligkeiten eröffnet. Während ein 
letztes, aus Okahandja hier eingegangenes Telegramm 
auch die Telegraphenverbindung mit Swakopmund 
als gefährdet hinstellt, wird unmittelbar darauf aus 
Swakopmund gemeldet, daß diese Verbindung eben- 
falls unterbrochen ist. Ein Verstärkungstransport 
von 56 Mann Reservisten aus Swakopmund mit 
zwel Offizieren und einem Arzt ist sofort von 
Swakopmund nach Okahandja instradiert, bei der 
Station Waldau aber an der Weiterfahrt verhindert 
worden, worauf ein Angriff auf die Station Waldau 
erfolgt ist. Wegen der durch den Ernst der Lage 
sofort gebotenen Maßnahmen schweben zwischen den 
beteiligten Ressorts Verhandlungen. 
3. 
Den 15. Januar. 
Nach hier eingegangenen Telegrammen aus 
Swakopmund hat sich der Herero-Kapuän Michael 
in Omaruru dem Aufstand anscheinend noch nicht 
angeschlossen. Die Elsenbahn ist bis Karibib im 
Betrieb, wo die umwohnenden Farmer versammelt 
sind. Jenseits Karabib sind die Eisenbahnstationen 
verlassen und teilweise ausgeraubt. Die von Swa- 
kopmund unter dem Kommando des Oberleutnants 
v. Zülow auf Okahandja in Marsch gesetzte Kolonne 
in einer Stärke von 100 Mann hat Okasise — 
50 km diesseits Okahandia — passiert. S. M. S. 
„Habicht“ hat in Kapstadt Befehl erhalten, sich 
schleunigst nach Swakopmund zu begeben. 
4. 
Den 16. Januar. 
Die letzten Telegramme aus Swakopmund melden 
die Bedrohung Otiimbingwes. Auf die Bitte um 
Unterstützung, die vom Ansiedler v. Broen von 
Kubas aus telegraphisch nach Swakopmund gerichtet 
worden ist, sind 31 unverheiratete Freiwillige unter 
Leutnant der Reserve Laubschat mit der Eisenbahn 
nach Karibib entsandt worden, denen 30 wetitere 
Mann folgen sollen. In Karlbib befinden sich unter 
Stabsarzt Kuhn 58 Reservisten und 30 Pferde. 
Nach Eintreffen Laubschats soll von Karibib aus der 
Entsatz Otjimbingwes versucht werden. Gemeldet 
werden weiter die Ermordung des Farmers Lange 
und Gerüchte über Ermordung anderer Weißer, die 
zwischen Barmen und Otjlmbingwe wohnen. In 
Swakopmund verbleiben 100 waffenfähige Männer. 
Als Vorsichtsmoßregel sind 500 in und um Swa- 
kopmund beschäftigte Herero-Arbeiter auf im Hafen 
liegenden Schiffen isoliert worden. Gemeldet wird 
90 
  
ferner, daß in Omaruru, Standort der zweiten 
Feldkompagnie, und Waterberg alles ruhig ist und 
im letztgenannten Orte 50 Reservisten versammelt 
sind. Nachrichten von der Kolonne Zülow, die nach 
den gestrigen Meldungen auf dem Marsche nach 
Okahandja die Eisenbahnstation Okasise passiert hatte, 
liegen in Swakopmund nicht vor, ebensowenig solche 
aus Windhuk. Wegen der unter dlesen Umständen 
erforderlichen Verstärkung unserer Streitkräfte im 
Schutzgebiet soll in diesen Tagen den gesetzgebenden 
Körperschaften eine Vorlage zugehen. 
5.— 
Den 17. Januar. 
Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Wind- 
huk, 14. d. M., war Okahandja schwer bedrängt. 
Entsatzversuche von Windhuk aus waren gescheitert, 
Windhuk selbst sehr bedroht. Zahlreiche Verluste. 
Landsturm eingezogen. Sofortige Hilfe erbeten. 
Hereros durch Plünderung gut beritten und bewaffnet. 
— Aus Swakopmund wird von gestern morgen 
gemeldet, daß ein Angriff auf Otjimbingwe noch 
nicht stattgefunden habe, daß aber ein Trupp Ein- 
geborener von Okanjowa und Johann-Albrechtshöhe 
auf Karibib in Anmarsch sei, und daß weitere 25 
Mann Reserven zur Verstärkung der Bahnstationen 
und Kariblbs entsandt seien. Die Expedition 
Laubschats sei Freitag abend wohlbehalten in Karibib 
angekommen, die Expedition Zülow mit 120 Ge- 
wehren jedoch anscheinend bei Waldau gefährdet. 
6. 
Den 21. Januar. 
Nach den letzten über den Herero-Ausstand ein- 
gelaufenen Telegrammen haben Ovambo-Leute einen 
Brief des Wagenbauers Ziebers nach Swakopmund 
gebracht, durch den die bereits früher gemeldete Be- 
lagerung von Omaruru bestätigt wird. Die hello- 
graphische Verbindung nach diesem Ort ist unter- 
brochen. Auch wird die Plünderung Etiros, etwa 
25 Kilometer nördlich Karibib, gemeldet. S. M. S. 
„Habicht", das am 18. abends in Swakopmund 
eingetroffen war, hat am folgenden Tage 2 Oifiziere, 
1 Arzt, 52 Mann, 1 Maschinengewehr und 2 Re- 
volverkanonen nach Karibib entsandt, wo die Ex- 
pedition glücklich eingetroffen ist. Ein später ein- 
gelaufenes Telegramm meldet die Entsendung von 
noch 29 Mann S. M. S. „Habicht“ nach Karibib 
unter dem Ersten Offizier mit einem Maschinengewehr 
und einer Revolverkanone. Es soll, wenn mögllch, 
von Karibib aus ein Vorstoß versucht werden. 
Frauen und Kmder kommen von Karibib nach Swa- 
kopmund. Nachrichten aus Okahandja, von der 
Expedition Zülow und aus Windhuk liegen nicht vor. 
7. 
.. Den 22. Januar. 
Nach heute Nacht aus Swakopmund eingegangenen 
telegraphischen Nachrichten haben die gestern mit der 
Eisenbahn entsandten weiteren 29 Mann S. M. S. 
„Habicht" mit einem Maschinengewehr und einer 
Revolverkanone Karibib erreicht. Die Stations-
	        
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