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in der Stellung der Frau ist zwischen Nord und
Süd ein großer Unterschied. Während die Frau im
Norden nicht mehr darstellt als das Lasttier des
Mannes, so emanzipiert sich die Süd-Neu-Mecklen-
burgerin wenigstens insoweit von der Bedrückung
durch den Ehegatten, als sie nicht die ganze Haus-
und Feldarbeit besorgt, sondern von dem Manne mit
Erfolg verlangt, daß er sich wenigstens den Feld-
arbeiten unterzieht.
Die Neigung der Männer geht dahin, sich ledig-
lich mit Jagd und Fischfang zu beschäftigen und die
noch reichlich verbleibende Zeit mit Vorbereitungen
zu den zahlreichen Tanzfesten auszufüllen, die in dem
Leben der Eingeborenen eine außerordentliche Rolle
spielen. Tanzfeste, im Pigeon-Englisch Sing-Sing
genannt, in der Neu-Mecklenburg-Sprache Malma-
loang, sind der Schrecken eines jeden europälschen
Arbeitgebers, gleichviel, ob derselbe Pflanzer, Arbeiter-
anwerber oder Händler ist. Eine eigentliche Tanz-
saison gibt es nicht. Es wird aber jede Gelegenheit,
die eventuell Anlaß dazu geben könnte, mit Freuden
ergriffen. Kein Todesfall, keine Heirat oder Geburt
ohne Tanzfest und großes Essen. Abgesehen von
diesen Ueineren Festen, feiert jeder Stamm alljährlich
zwel große Feste, zu denen die Vorbereitungen drei
bis vier Monate vorher getroffen werden. Zunchst
wird ein großes, vorn offenes Haus gebaut, welches
zur Aufnahme und Schaustellung der zahlreichen
Schnitzereien (Malagen) dient, die zum Andenken an
Verstorbene, bemerkenswerte Taten usw. gearbeitet
werden. Die Bildnisse großer Häuptlinge werden
in Kopf= oder Brustformat an den großen Schnitze-
reien angebracht, und sobald eins dieser Bilder ge-
schnitzt ist, wird ein kleines Fest gefelert, so daß schon
biese Vorbereitungen eine ununterbrochene Reihe von
feierlichen Veranstaltungen bedeuten. Die Weiber
schleppen in der Zwischenzeit Taros, Nams und
Feuerholz heran.
Sind alle Vorbereitungen getroffen, so ergehen
die Einladungen an befreundete Stämme, und ein
bis zwei Tage vor der Feier werden die Schweine
gefangen, geschlachtet und in Bananenblätter gewickelt,
zwischen heißen Steinen geröstet. Wie gewöhrlich,
sind auch bei diesen Veranstaltungen die Vorberei-
tungen das Reizvollste. Die eigentliche Feier nimmt
einen ziemlich schnellen und geschäftsmäßigen Verlauf.
Die erschienenen befreundeten Stämme führen in
rascher Reihenfolge ihre Tänze aus, unter denen
Speer= und Vogeltänze eine große Rolle elnnehmen,
erhalten ihren Anteil an dem Essen und begeben sich
gewöhnlich direkt nach Beendigung der Feier nach
ihren Dörfern zurück. In den meisten Fällen haben
die Leute weite, oft tagelange Reisen auszuführen,
um diesen Feiern beizuwohnen, und wenn man be-
denkt, daß dies noch vor vier Jahren mit Gefahr
für Leib und Leben geschah, so wird man sich sagen,
daß nach unseren Begriffen das Gebotene in keinem
Verhältnis zu dem Einsatz steht; man wird aber
auch einen Schluß auf die Leldenschaftlichkeit, mit
der die Eingeborenen sich diesen Festen hingeben,
ziehen können. Welchen nachteiligen Einfluß die so
andauernd betriebenen, anstrengenden Vergnügungen
auf die Arbeitsfreudigkeit und somit notwendigerweise
auch auf die kolonisatorische Arbeit haben müssen,
wird auch dem Fernstehenden einleuchten.
Unser Südseebesitz ist nicht so überreich an vor-
handenen natürlichen Erzeugnissen, daß die Ent-
wicklung der Kolonie lediglich durch den Handel
zu erwarten ist. Die Zukunft Neu-Guineas und
des Bismarck-Archipels liegt vielmehr in dem
rationellen Pflanzungsbetriebe, mit dessen Vorwärts-
gehen auch der Handel zu weiterer Eatwicklung
kommen wird. Durch die Anlage von Pflanzungen
wird das Land in weit höherem Maße kultiviert,
ein solider und nachhaltiger Wohlstand geschaffen.
Pflanzungen wurden bei Ubernahme des Bezirks
nur von der Neu-Guinea-Kompagnie und einem
kleineren Privatpflanzer betrieben. Der Handel Neu-
Mecklenburgs lag und liegt vorläufig bei drei Firmen,
die sich eine gewaltige Konkurrenz machen. Besonders
eine Art von Geschäft ist durchaus geeignet, die
Ausdehnung des Handels zu verhindern, die Prospe-
rität desselben zu verringern und die Eingeborenen
dem Müßiggang zuzuführen. Es ist dies die von
einem australischen Händler eingeführte Gepflogenheit
des Kreditgebens an Eingeborene. Die gewöhnliche
Art, wie dies Geschäft gemacht wird, ist folgende:
Der Eingeborene erhält eine Kiste mit Waren in
ungefährem Betrage von 40 bis 150 Mk. und soll
nun für diesen Betrag Produkte liefern. Obgleich
nach melnen Erfahrungen sich eine Vorausbezahlung
an Eingeborene selten bewährt, so ließe sich schließlich
gegen dies Geschäft nichts einwenden, wenn es sich
in bescheidenen Grenzen halten würde. Das Land
ist aber mit diesen Kisten überschwemmt. Die Ein-
geborenen, mit Waren auf lange Zeit versehen, wer-
den lässig und jeder Tätigkeit abgeneigt. Gern
würden die Firmen, die durch ihre Händler in dieses
Geschäft hineingedrängt sind, einen Riegel vorschieben.
Keiner wagt aber anzufangen. Eine hohe Besteuerung
jeder Kiste würde voraussichtlich zum Ziele führen.
Als ich mit meiner Frau, einigen Dienern und
acht Soldaten, mehr waren wegen der vorauszu-
sehenden Unbequemlichkeiten und Gefahren vor der Hand
nicht zu haben, in Käwieng, dem nachherigen Re-
gierungssitze, landete, fanden wir mit Ausnahme eines
kleinen, aus Blättern gebauten Hauses für die Sol-
daten, noch ein ebenfalls aus Blättern und Rohr
gebautes, kleines Häuschen vor, welches ein mir von
früher her bekannter Eingeborener für uns errichtet
atte. Leider waren wir aber nicht in der Lage,
dieses Palais völlig für uns in Anspruch nehmen zu
können, sondern mußten die Hälfte davon an unsere
Hühner und Enten abgeben, die dazu berufen waren,
die Stammütter und -väter ihrer Art für Neu-
Mecklenburg zu werden. Einige gleichfalls mitge-
brachte Zucht= und Gebrauchspferde fanden eine
ähnliche Unterkunft wie wir.