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nur wenigen Reitern gegangen ist und in seinem
Bericht diese Aussagen bestätigt hat.
Aus allem, was ich erfuhr und was ich persönlich
gesehen hatte, zeigte sich, daß die Baghirmis tatsäch-
lich hier das ganze Gebiet als ihre Domäne für ihre
Rankzüge betrachten, und wer sich nicht regelmäßigen
Raubzügen aussetzen wollte, mußte Abgaben nach
Baghirmi zahlen. So zahlten sämtliche später an-
getroffenen Orte am rechten Ba-Ili-User Abgaben
nach Baghirmi, und Budugur hatte wohl nur als
erster Stützpunkt nach dem 14stündigen Marsche
vom Schari seine Schonung zu verdanken, da es
behauptete, keine Abgaben nach Baghirmi zu zahlen.
Budugur bildete gewissermaßen das Eingangstor für
die Baghirmi= Einfälle in das reiche Hinterland der
Musgus und wurde dann auch gleich von mir als
Posten der Residentur ins Auge gefaßt. Jedenfalls ist
Budugur ein Punkt, der niemals unbesetzt bleiben darf,
da ein Baghirmi-Vorstoß über ihn imstande ist, uns
in wenigen Stunden beträchtlichen Schaden zuzusügen.
Am 15. März führte der Weg, ungefähr dem
Laufe des Ba-Ili folgend, durch eine fruchtbare,
aber schwach besiedelte Landschaft. Wir durchzogen
die Landschaften Mahel, Mafak und Mekei, getrennt
durch wildreiche Gras= und Buschsteppen, und ge-
langten gegen Mittag nach Gurdom. Die Ortschaft
besteht aus vielen zerstreut liegenden Gehöften, die
einen armseligen Eindruck machten. Auch hier zahlen
die Leute Abgaben nach Baghirmi, was ihnen nun-
mehr auf das strengste untersagt wurde. Die
Wasserversorgung geschah hier durch tiefe Wasserlöcher,
da der Ba-Ill in ziemlicher Entfernung vorüberfloß.
Anm 156. März führte der Weg weiter dem Ba-
Ill folgend durch Landschaften gleichen Charakters.
Kleine Dörfer, so Lutu, Rufu, wurden angetroffen,
getrennt durch Grassteppe, und schließlich gegen
Mittag Dian erreicht. Dian ist ein kleiner, dürftiger
Ort, dicht am Ba-Ili gelegen, der hier bis auf
wenige Stellen ausgetrocknet war.
Die Temperatur war in jenen Tagen hoch.
Gegen 2 Uhr nachmittags 40°% C. im Schatten und
46° C. in der Sonne war die Regel und nachts
sank sie nur wenig unter 20° C.
Am 17. März ging es anfangs durch reiterhohes
Gras, in dem sich die Hitze unerträglich fühlbar
machte, dann durch einen weit ausgedehnten Palmen-
hain nach Morno, einer weit ausgedehnten mittel-
großen Landschaft am Ba-Ili. Hier wurde am
18. März ein Rekognoszierungsritt nach dem Schari
unternommen und am 19. nochmals die genaueste
Auskunft über alle einschlägigen Fragen eingeholt.
Ich war mir bewußt geworden, daß in Budugur
und hier je ein Posten zum Schutz der Eingeborenen
und zum Rückhalt für ihre nunmehr ausgesprochene
Loslösung von Baghirmi unbedingt notwendig sei;
es handelte sich nur darum, ob der Posten hier oder
in Mani-Ilin seinen Standort haben sollte. Alle
diesbezüglichen Anordnungen und Vorarbeiten hierfür
wurden fertiggestellt.
Mit der Wegeaufnahme wurde hier in Morno
mit dem Ritte nach dem Schart abgeschlossen, da
schon anderweltig Morno und Umgebung festgelegt ist.
In den Morgenstunden schoß ich hier ein weib-
liches, doppelt gehörntes Nashorn, meines Wissens
das erste von einem Europäer im hiesigen Schutz-
gebiet zur Strecke gebrachte Stück jener Wildart.
Verschiedene andere Exemplare, auch Löwen und
Leoparden, sind später diesem ersten Stück von anderen
Mitgliedern der Expedition gefolgt, wie überhaupt
wohl die jagdlichen Verhältnisse in dortiger Gegend
als die besten im gesamten Schubgebiet bezeichnet
werden können.
Am 20. März zogen wir, ohne auf eine Ortschaft
zu stoßen, durch eine landschaftlich schöne, mit Palmen
und hohen Bäumen besetzte Gegend nach einem kurzen
Marsche nach Mani-Ilin.
Mani-Ilin, am Ba-Ili gelegen, eine mittlere,
in sich geschlossene Ortschaft, bietet durch die größere
Nähe des Schart und auch durch ihre Lage gegen-
über dem französischen Posten Mandjafa mehr Vor-
teile gegen Morno für die Anlage eines Postens.
So wurden dann am 20. März die schon in Morno
vorbereiteten Anordnungen und Beschlüsse kundge-
geben und folgendes zur Ausführung gebracht:
Die Expedition wurde aufgelöst und meine Rück-
kehr mit meinem Begleitkommando am nächsten Tage
beschlossen. Da ich Kusseri so nahe gekommen war
und ein weiterer Marsch von hier nach Miltu mich
wiederum meinem eigentlichen Wirkungskreis auf
zwei bis drei Monate entzogen hätte, hielt ich es
für das Beste, die Expedition hier aufzulösen und
die Besetzung der Miltu-Gegend einer besonderen
Abteilung der Kompagnie zu überlassen.
In Budugur und Mani-Ilin wurde je ein
Residenturposten unter Asfistenzarzt Heßler und
Unteroffizier Handke zum Schutze der Eingeborenen
und VBerhütens weiterer Kriege derselben unter-
einander, eingerichtet.
Etwa 15 bis 20 Mann und 25 Träger unter
Oberleutnant Sandrock brachen nach Miltu auf und
sollten nach Kenntnis der dortigen Sachlage einen
Posten im dortigen Gebiet, wahrscheinlich in Miltu,
errichten. Die Verlegung des Kompagniesitzes in
den entferntesten Teil des Kompagnie-Bezirkes war
nicht sehr praktisch, entsprang aber der Notlage.
Jeßt galt es außerdem, einen noch nicht in den
Residentur-Bezirk eingeschlossenen neuen Bezirk hin-
zuzusügen, neue Menschen und Gegenden kennen zu
lernen, eventuell mit französischen Posten Verein-
barungen abzuschließen usw., und dafür war für
mich, da ich die Gegend nicht kannte, das Urteil
eines erfahreneren Offiziers notwendig. Aus diesem
Grunde wurde einstweilen der Sitz der Kompagnie
nach Miltu verlegt.
Die noch in Karnak-Logone lagernden Lasten
der Kompagnie sollten durch einen Europäer in
Kanus nach Mani-Ilin geschafft und von dort auf
die verschiedenen Posten verteilt werden.