eingerichtet hatte, und nachdem Mitte desselben
Monats der letzte Warentransport von etwa
100 Lasten in gutem Zustand hier angekommen
war, entwickelte sich mit den hier anfässigen Haussa
ein überraschend starker Gummihandel, so daß die
Waren bereits gegen Ende August umgesetzt waren
und zur Zeit etwa 4 Tonnen la Kautschuk nach
der Küste befördert werden.
Die Elfenbeinanlieferung war dagegen eine geringe,
welcher Umstand jedoch weniger auf den Mangel an
solchem zurückzuführen ist, als vielmehr darauf, daß
die zum Einhandeln an Elfenbein notwendigen
Waren noch nicht am Lager waren. Haussa-Händler
wurden nach Baka, Kongola und Hamam vor-
geschoben und arbeiten mit guten Resultaten.
Schriftliche Anknüpfungen mit dem Lamido von
Bubandjida führten zu dem erfreulichen Erfolg, daß
einige Lasten Elfenbein und Guttapercha nach
Ngaundere zum Verkauf gebracht wurden. Dem
sehr bereitwilllgen Entgegenkommen der Kaiserlichen
Residentur, der Firma auf entsprechendes Gesuch in
Tibati ein Grundstück zu den gleichen Bedingungen
wie in Ngaundere zu überlassen, ist es zu danken,
daß dort in Kürze eine Zweigfaktorei errichtet
werden kann, welche unter Zuhilfenahme der starken
Hausso-Niederlassung in Tibati den Handel nach
d der französischen Grenze anliegenden Gebleten
betreiben kann und außerdem als Stützpunkt für
die zwischen Ngaundere und Jaunde verkehrenden
Trägerkarawanen dient.
Es ist gelungen, einen Vertragszusatz von dem
Lamido von Ngaundere zu erwirken, wonach die
kostenlose Trägerstellung von Ngaundere nicht nur
bis Joko, sondern direkt bis Jaunde gewährt wird,
ein in mehrfacher Bezlehung eminenter Vortell.
E erübrigt für die Firma, auch in Garua ein
GEGrundstück zu erwerben und dort eine Faktorei
zu errichten, welche zunächst zum Einkauf von
Guttapercha, später aber als Ausgangspunkt für die
in obsehbarer 1 Zeit stattfindende Verschiffung von
Waren sowohl wie von Produkten auf dem Niger—
Benus und als Depot für eine event. in Marua zu
errichtende Faktorei dienen soll.
Farbige Dandwerker.
Im Gegensatz zu früheren Zelten werden von
Seiten der Reglerung selt etwa zwel Jahren nur
noch Kameruner als Handwerker ausgeblldet.
Die Ausbildung stieß anfangs auf Schwierigkeiten,
da die Kameruner scheinbar nicht so geschickt und
eifrig waren, als die Togo= und Akkra-Leute. Aus
Bequemlichkeitsgründen hat man früher nicht nur
ausschließlich schon ausgebildete Ausländer ange-
worben, sondern auch gestattet, daß diese ihre eigenen
Lehrlinge aus dem Auslande mitbrachten, die dann
hier lernten. Die natürliche Folge war, daß im
Inlande andauernder Handwerkermangel bestand, da
120
die im Schutzgebiete angelernten Handwerker nach
Beendigung der Lehre meist das Land wieder ver-
ließen, um in ihre Heimat zurückzukehren, bezw. um
anderswo mehr Geld zu verdienen.
Fortgesetzte Bemühungen der Regierung und
die Erfahrungen der neueren Zeit haben indessen
bewiesen, daß Kamerun in den Duala-Leuten einen,
wenn auch zur Zeit den Togo-Leuten noch nicht
ganz ebenbürtigen, so doch recht brauchbaren und
ausbildungsfähigen Handwerkerschlag besitzt. Der
Duala ist zu allen Handwerken geeignet. Dabei
arbeitet er für bedeutend weniger Geld als der
Togo= und Akkra-Mann und wandert nie aus. In
der Regenzeit geht er zu den Seinigen nach Duala-
zurück, um sich nach Beendigung derselben wieder
zur Arbeit zu stellen. Auch mit anderen Stämmen
sind Versuche im Gange, so ist z. B. der beste
Drechslerlehrling in Buea ein Bakwiri. Regierungs-
schulen und Missionen unterstützen die Bestrebungen
zur Heranziehung der Handwerker, indem sie deutsch-
sprechende Jungen schicken. Noch wenige Jahre
weiter, und Kamerun wird einen gut ausgebildeten
Stamm von Handwerkern haben.
Zur Zelt besteht infolge der zahlreichen, aber
wegen Mangel an geeigneter Arbeitsgelegenheit nicht
immer genügend durchgebildeten Handwerker, welche
auf den Missionen lernten, ein Uberangebot an Ar-
beitskrästen im Maurer= und Zimmermannshandwerk.
Infolgedessen konnten z. B. die hohen Löhne im
Dezember 1908 recht bedeutend herabgesetzt werden,
ohne daß eine Störung eintrat. Die Heranbildung
zu Schlossern (Schmieden) und Tischlern ist neueren
Datums. Die Erfolge find sehr ermutigend, vor
allem in der Tischlerei und Dreherei. Naturgemäß
wurde zunächst die Bautischlerei (Türen, Fenster,
Treppen) in den Vordergrund gestellt. Die Möbel-
tischlerei setzt jetzt ein.
Von anderen Handwerken sei erwähnt, daß
Schneider überall genügend vorhanden sind, ander-
seits aber auch genügend Arbeit haben. Die Preise
sind verhältnismäßig hoch, es sind noch viele Aus-
länder unter ihnen. Sehr unangenehm wird überall
empfunden, daß es noch so gut wie gar keine Schuh-
macher gibt. Die Heranbildung dieser Handwerker-
klassen dürfte jedoch mehr Aufgabe der Missionen
sein. Beiläufig sei erwähnt, daß die Köche und
Waschleute meist Togo-Leute sind. Hier kann nur
Wandel geschaffen werden, wenn jeder Weiße in sich
die Pflicht fühlt, Kameruner durch die Togo-Leute
heranziehen zu lassen, und wenn den Ausländern
verboten wird, elgene Jungen mitzubringen. Von
nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, daß die
Weißen sich immer mehr und mehr verheiraten und
daß die Ehefrauen dann einheimische Köche und
Waschleute heranbilden können.
Als Fortschritt muß bezeichnet werden, daß von
der Regierung an Handwerker und Lehrlinge nur
noch Geldverpflegung ausgegeben wird. Den Hand-
werkern wird der Lohn um monatlich 12 Mk. er-