Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

etwas angepaßt. Fühlt eine Frau ihre Stunde ge- 
kommen, so holt der Ehemann 2 einige 
wöbrene ältere Weiber herbel. Er selbst darf bei der 
* urt nlcht zugegen sein, hält sich aber in der 
7 he der Hütte. Die Geburt erfolgt in Hockstellung. 
an schneldet die Nabelschnur mit einem scharfen 
Schilssplitter ab, der vom Dach der Hütte ent- 
nommen sein muß, und vergräbt sie in der Tür. 
Wenn alles vorüber ist und man das Kind gebadet 
hat, holt die weise Frau den Vater herbei. Er 
mi vor der Hütte einiges Gras (elne harte, lang- 
Lie ge Art) ausraufen und die Stielenden dicht über 
der Wurzel zerkauen. Dann führt ihn die Frau, 
ndem sie ihm die Augen zuhält, in die Hütte und 
an das Lager des Kindes, über das er die Gras- 
b me ausspuckt. Ohne zu reden verläßt er dann 
76 Hütte und darf eist draußen die Augen öffnen. 
un bringt eine der Frauen das Kind an die Tür 
und zeigt es dem Vater, der hat pflichtschuldigst 
berr Esceut sein und zu rusen: „E, e, da hat sie 
eur a." fzuein ganz besonders prächtiges Kind ge- 
Die Mutter bleibt fünf Tage mit dem Kleinen 
und einer Freundin allein. u die Hüften bindet 
man ihr für diese Frist eine Bastschnur. Der Vater 
W * ach Sbesen a die Hütte wieder be- 
"„ an erst, wenn 
3 kurn sein Sprößling zu 
Knaben werden lieber gesehen als Mädchen, 
Zwillug= desselben Geschlechts *— Glück. sh 
vegen Zwillinge verschiedenen Geschlechtes geboren, 
* das eln Zeichen, daß der Vater bald sterben 
K. Man bringt in diesem Falle Mutter und 
din er bald nach der Geburt in eine andere Hütte, 
ie ut wird * mehr betreten. 
amen erhalten die Kinder je nach Geschlecht 
den Vater oder Mutter. Namen haben - 
ndng. auch bei Zwillingen nicht. Nur wenn viele 
den der Mutter vorher gestorben sind, nennt man 
ra Jungen stets „Bueresa“, das Mädchen „Kaiku- 
⁊ „diese Namen wenden Unheil ab. 
S odesfälle feiert man wie allenthalben mit 
E l Trinkgelagen. - 
CI!hinta,sobegrabeninielneBets 
wandten vor der Hütte in dem Viehkraal p einer Stelle 
mit vie 
zwei ——— Man schlachtet dann ein oder 
höft vir 
##Die Wolcu „trauern“ zwel. M - 
borben. Wenn ein Sultan MNat. — 
#em n Jahr lang ohne zu arbelten und zu ackern 
deer Fruet dann während dieser Zeit Verpflegung 
nrden? achbarländern. Vor seinem Tode bestimmt 
— an einen seiner Söhne als Nachfolger und 
Fben nicht immer den ältesten. So ist 3. B. 
ombo auch nicht Rutwes ältester Sohn. 
200 
  
An ein Forkleben der Seele oder an eine Wan- 
derung von Seelen der Großen und Sultane wie 
z. B. in den Waheia-Ländern glaubt man nicht. 
Togo. 
Keue topograpbische Arbeiten. 
Selt 1. November 1908 (Schluß des Berichts- 
jahres 1902/03, Denkschrist über die Verwendung 
des Afrikasonds) ist bel der Kolonial-Abtellung des 
Auswärtigen Amts wiederum eine Fülle neuer topo- 
graphischer Arbeiten eingegangen: 
Für die südlichen Bezirke Lome und Misahöhe 
sind besonders zwei Arbeiten von grundlegender 
Bedeutung, einmal die Vermessung Oberleutnant 
v. Seefrieds der deutsch-englischen Grenze zwischen 
Küste und Dsawok, bezw. zwischen Daji-Mündung 
und Dsawoe (astronomische Ortsbestimmungen, Theo- 
dolitzugs= und Kompaßaufnahmen mit Bandmaß 
bezw. Schrittzähler), ergänzt von englischer Seite 
durch die Arbeiten Lieut. Coninghams, sodann die 
genaue, höchst detaillierte Aufnahme der Trasse der 
Bahn Lome—Palime., Des weiteren gingen ein 
von v. Seefried eine Route im östlichen Teil des 
Lome-Bezirkes und die interessante Aufnahme des 
unteren und mittleren Haho-Laufs, von Dr. Gruner 
und Oberleutnant Smend eine Unmasse kleinerer und 
größerer Routenaufnahmen, Notizen und Berichti- 
gungen, den ganzen Bezirk Misahöhe betressend, so- 
wie von dem Assistenten Glahn verschiedene Wege- 
aufnahmen in dem westlichen Teil und von dem 
Assistenten Schröder eine große Zahl den südlichen 
Teil des Bezirks, besonders das Adaklu-Gebiet, kreuz 
und quer durchzlehende Routen. 
Unsere Kenntnis der Atalpame= und Sokodé= 
Bezirke berelchern verschiedene Aufnahmen des Leut- 
nants Rieck, des Hauptmanns v. Doering und des 
Assistenten Blank, unter den letzteren die Festlegung 
des Monu-Laufs von Tschamba bis Kpedii (Pessi). 
Direktor Hupfeld hat während seines letten 
Aufenthaltes in Togo im Jahre 1903 belnahe das 
ganze Schutzgebiet durchzogen und für die Gebiete 
zwischen der Küste und Kabou-Land wiederum eine 
große Zahl wertvoller Aufnahmen und berichtigender 
Notizen geliefert. 
Im nördlichsten Bezirke, Sansane-Mangu, war 
Oberleutnant Mellin außerordentlich für weltere 
Ausnahme des Tschokossi= und Tamberma-Geblets 
tätig. Schließlich hat v. Seefried bei Gelegenheit 
des Setzens der Grenzpfeiler längs der neuen 
deussch-englischen Grenze noch einige Wege auf- 
genommen.
	        
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