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behörden und. Bildungsanstalten, Armee--Einteilung
und Standorte, unter Namenangabe der Korps-,
Divisions-, Brigade= und Regiments= usw. Komman-
deure, Gouvernements und Kommandanturen. Ferner
enthält das Büchelchen eine Gesamtübersicht des
Deutschen Heeres, Ubersicht und Standorte der
Kaiserlichen Marine, der Ostafiatischen Besatzungs-
brigade sowie der Kaiserlichen Schutztruppen mit
der- Neugliederung der Schutztruppe für Südwest-
afrika.
Gurlitt: Die ersten Baujahre in Deutsch-
Ostafrika. Mit 35 Abblldungen und 2 Tafeln.
Preis 3 Mk. Sonderabdruck aus der „Zeitschrift
für Bauwesen“, Jahrgang 1905. Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin.
Einen interessanten Einblick in die Verhältnisse
des Bauwesens von Ostafrika, unserer größten Kolonie,
gewährt die vorliegende Abhandlung. Vom einfachen
Stations= und Kasernengebäude bis zu den archi-
tektonisch schön wirkenden Amtsgebäuden an den
Hauptplätzen des Schutzgeblets sehen wir die Wohn-
und Arbeitsstätten unserer Beamten. Es liegt in
der Natur der Sache, daß in den ersten Jahren
des Bestehens einer Kolonie mehr Wert auf die
Frage der Beschaffung gesunder Wohnungen gelegt
werden muß. Nunmehr treten die großen Ingenieur-
aufgaben, Wege-, Eisenbahn= und Hafenanlagen in
den Vordergrund.
Die wichtigsten Grundsätze des samoanischen
Familien= und Erbrechtes. Von Dr. Schutltz,
Oberrichter in Apia. Verlag von E. Lübke, Apia.
Der Grundgedanke des rechtlichen, sozialen und
politischen Lebens der Samoaner ist die Familie.
Das Volk ist clonartig in Familien gegliedert, die
wieder in Gruppen oder Zweige zerfallen. Die
zweckmäßige und folgerichtige Ausbildung dieses
Systems macht dem Volke alle Ehre. In der vor-
liegenden Broschüre gibt Verfasser ein erschöpfendes
Bild der Gliederung des Familiensystems mit seinen
vielen Namen und Titeln sowie der Vererbung
dieser durch Geburt oder Adoption.
Helene v. Falkenhausen, geb. Nitze. Ansiedler-
schicksale. Elf Jahre in Deutsch-Südwestafrika
1898 bis 1904. Kart. Mk. 3. Berlin, Dietrich
Reimer (Erust Vohsen). 1905.
Frau v. Falkenhausen folgte ihrem Vater, dem
Ansiedler Oberamtmann Nitze, der bereits ein Jahr
lang im Schutzgebiet Vlehzucht und Gartenbau ge-
trieben hatte, 1893 mit seiner Familie nach Wind-
huk, woselbst eine Heimstätte bezogen und mit Er-
folg bewirtschaftet wurde. In Deutschland zur
Lehrerin ausgebildet, unternahm sie den Unterricht
bei den Kindern der dortigen Ansiedler, bis sie 1899
den Farmer v. Falkenhausen heiratete. Herr
v. Falkenhausen bewirtschaftete zunächst elne Farm
in der Nähe von Windhuk, wurde später Fracht-
fahrer, donn Händler und erwarb zuletzt ein Grund-
stück in Okahoa, wo er ein Verkaufslokal eröffnete
und gleichzeitig den Farmbetrieb wieder aufnahm.
Er fiel von der Hand der Hereros als eines der
ersten Opfer des Ausstandes im Dezember 1903.
Frau v. Falkenhausen selbst wurde schwer verwundet,
es gelang ihr aber, sich durch eine verzweifelte Flucht
mit ihren belden Kindern auf eine Missionsstation
zu retten. Hier befand sie sich längere Zeit in der
Gefangenschaft der Hereros, bis sie schließlich nach
achttägiger Fahrt im Ochsenwagen unter steter Lebens-
gefahr und unerhörten Entbehrungen Windhuk er-
reichte. Sie schildert ihre Eindrücke und Erlebnisse
vom ersten Tage ihrer Ankunft im Schutzgebiet an
durch elf Jahre friedlichen und fleißigen Ansiedler-
lebens bis zu den tragischen Begebenheiten der letzten
Monate in einfacher, überzeugender Welse. Ihr
Urteil ist um so höher einzuschätzen, als sie die Ent-
wicklung der Kolonie von Anfang an bis zu dem
letzten Aufstande mit erlebt und persönlich an sämt-
lichen Betrieben teilgenommen hat, die für den
dortigen Ansiedler in Betracht kommen. Es ist ein
uch, das, gerade weil es ganz harmlos nieder-
geschrieben ist, lediglich in der Absicht, den verwaisten
Kindern ein Bild von der Tätigkeit ihres Vaters zu
entwerfen, von jedem gelesen werden sollte, der sich
über die Zustände in der südwestafrikanischen Kolonie
während des letzten Dezenniums unterrichten will.
Rund um die Welt von Victor Ottmann (Verlag
von August Scherl G. m. b. H., Berlin, Preis
gebunden 2 Mk.).
Auch auf das vorllegende Werk, die Zusammen-
stellung von Reisebriefen über eine vom Verfasser
für den Berliner Lokal-Anzeiger unternommene
Reise um die Welt, passen die anerkennenden Worte,
die berelts im Kolonialblatt 1903, Seite 693, über
ein früheres Werk desselben Autors: „Von Marokko
bis Lappland“ gesagt wurden. Eine höchst amüsante
Reiseschilderung mit satirischen Seitenhieben, be-
sonders gegen die für einen Deutschen so entsetzliche
„indigestible food“ auf die man Übersee in allen
Ländern mit anglo-amerikanischem Anstrich angewiesen
ist; daneben packende Schilderungen von Landschafts-
bildern und viele nette, kleine Beobachtungen des
Volkslebens.
Franz Borrmann: Im Lande der Schwarz-
flaggen. Reiseerlebnisse und Beobachtungen
während eines achtmonatlichen Aufenthalts in
Tonkin. Verlag von Max Nössler, Bremen.
Der Verfasser dleser flottgeschriebenen Skizze
war als einer der wenigen Ausländer in französischen
Diensten beim Trassieren einer Eisenbahn in Tonkin
längs der chinesischen Grenze 1899 und 1900 be-
schäftigt. Die Arbeiten, welche leider durch die
chinesischen Wirren unterbrochen wurden, fanden zum
Teil im Gebiete der Schwarzflaggen, Pavillons
noirs, statt, deren Kämpfe gegen die Franzosen be-