Männer, darunter auch der Stammeshäuptling
To Kulau, fast alle mit Speeren bewaffnet, aus
dem Busch geschlichen. Wie ich jetzt erfuhr, hatten
ihnen die Lamasso-Leute eingeflüstert, daß in Bälde
eln großes Schiff mit Soldaten aus Herbertshöhe
ommen wülrde, um sie wegen ihres Streites mit
ihnen zu bestrafen. Aus Furcht hierüber sind sie
alle aus Labum weggeflüchtet. Durch einiges Zu-
reden beruhigte ich sie und bewog sie auch, mir nach
ihrem Dorse auf ihrer Insel zu folgen. Nach langem
Hin= und Herreden der beiden Häuptlinge To Puang
und To Kulau gelang es mir, den Streit zwischen
belden Stämmen wieder zu schlichten.
Auch Häuptling To Kulau und seine Leute be-
richteten mir, daß sie schwer von To Kabar heim-
gesucht worden wären; so hätten vor nicht langer
Zeit die Leute To Kabars vier auf dem Festlande
in einem Tarofelde arbeitende Frauen, darunter
seine eigene Tochter, getötet und mit sich wegge-
schleppt. Da mir die Klagen der Lamassa-Einge-
borenen über das Treiben des To Kabar und seiner
Sippe nunmehr bestätigt schienen, beschloß ich jetzt,
mit bewaffneter Macht strafend gegen ihn einzu-
schreiten. Als Führer nahm ich auch hier den
Häuptling und einen ortskundigen Eingeborenen an
Bord des Schiffes. Da nach Angabe der Einge-
geborenen bei einem Vorrücken von hier aus über
die Berge wir den stets auf der Streife befind-
lichen Leuten des To Kabar zu frühe zu Gesicht
kümen und dadurch ein Entweichen derselben
ermöglicht würde, beschloß ich, von der Ostseite
her vorzugehen. Wir fuhren deshalb um das
ap St. Georg, Südspitze von Neu-Mecklenburg,
und gingen in der Liklliki-Bucht vor Anker. Bei
unserer Ankunft dort neigte sich die Sonne schon
sehr dem Untergange zu. Ein Vorrücken an diesem
age, zumal auch nach Aussage unserer Führer der
latz des To Kabar weit im Innern gelegen war,
schien nicht mehr ratsam. Am nächsten Morgen ließ
ich mich vor Tagesgrauen durch die Boote des
„Seestern“ mit meinen Polizeijungen an Land setzen,
alsdann wurde unter meiner Führung der Vor-
marsch ins Innere angetreten. Kapitän Möller
vom „Seestern“, der sich mir angeschlossen hatte,
übernahm die Führung der Nachhut. Wir zogen
zuerst in nördlicher Richtung über eine breite Fluß-
arre dem Strande des Meeres entlang, sodann
über Tarosümpse durch etwa einstündigen Busch, bis
wir an ein ungefähr 1200 m breites, meistenteils
mit Kieselsteinen übersätes Flußbett kamen. Dieses
nahmen wir jetzt zum Wege. Nach vierstündigen
austrengendem Marsche, wobei wir das in unendlich
* Biegungen durch das Tal sich windende Fluß-
* unter fortwährendem Regen teils watend, teils
gtwimmend unzählige Male überschreiten mußten,
Fehen wir auf einer durch Ülberflutungen des
d usses gebildeten Kieselbank auf einige Kanaken,
er sobald sie unserer ansichtig wurden, die Flucht
Hrrifen. Dieselben hatten sich, wie aus den in
ngst und Eile zurückgelassenen Gegenständen zu
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schließen war, zum Fischen oder Krebsen von ihren
Bergen an den Fluß begeben. Von hier aus
marschierten wir noch eine Stunde immer durch
das Flußbett weiter, bis das Tal durch einen hohen
Bergesrücken sich teilte. Der Fluß verlor sich nach
der linken, westlichen Seite, während wir rechts in
östlicher Richtung marschierten. Große Taro-
pflanzungen auf noch fernen Bergesrücken zeigten
uns an, daß wir bald in der Nähe von Einge-
borenenniederlassungen uns befinden mußten. Nach
kaum ½ Stunde Marsch bezeichneten uns auch
unsere Führer eine unweit gelegene Anhöhe, aus
der Rauch emporstieg, als den Platz des To Kabar.
Als wir kaum auf halber Höhe angelangt waren,
wobei ich den linken, Kapitän Möller den rechten
Flügel führte, wurden wir mit einem Hagel von
Steinen und Speerwürfen begrüßt, ohne daß jedoch
jemand verwundet worden ist. Die vorher flüchtig
gegangenen Kanaken hatten offenbar unser Anrücken
gemeldet. Wir gingen nun im Sturme gegen das
Dorf vor. Im Kampfe fielen sechs Eingeborene.
Unserseits wurde niemand verletzt. Das Dorf
selbst war bei unserer Ankunft geräumt. Bei der
Verfolgung der Elngeborenen durch die Polizei-
truppe wurden noch zwei weitere Kanaken getötet.
Da inzwischen der Abend hereinbrach, eine
weitere Verfolgung in die steilen Schluchten des
südlichen Roffelgebirges voraussichtlich ohne Erfolg
geblieben wäre, die ertellte Strase mir auch als
ausreichende Sühne erschien, bezogen wir am Plotze
To Kabars das Lager. Am nächsten Morgen
traten wir, nachdem wir vorher noch, um eine Rück-
kehr der Kanaken nach diesem Platze unmöglich zu
machen, die vorhandenen Hütten niedergebrannt
hatten, den Rückmarsch nach dem „Seestern“ an,
um noch am gleichen Tage nach Labum und Lamassa
zu gelangen, woselbst wir unsere Führer wieder ab-
setzten. Da mich vor meiner Abfahrt die beiden
Stammeshäuptlinge darum angingen, ihnen ebenso
wie den mit ihnen im Verkehr stehenden Häupt-
lingen in Birara Mütze und Stab, die Abzeichen
der vom Gouvernement bestellten Häuptlinge, zu
verleihen, entsprach ich gerne im Interesse der Aus-
gestaltung der angebahnten Organisation ihrem
Antrage.
Anderen Tages erreichte der „Seestern“ über
Mioko wieder Herbertshöhe.
Bel elner zweiten vor einigen Tagen abermals
nach Süd-Neu-Mecklenburg unternommenen Fahrt
wurde mir von den Häuptlingen To Puang und
To Kulau berichtet, daß To Kabar sich mit seinen
Leuten in der Richtung nach Wuliama in die Berge
zurückgezogen habe und ihnen von dort aus Freund-
schaft angeboten habe. To Kulau habe sich dann
auch, mit den ihm kürzlich verliehenen Häuptlings-
abzeichen bekleidet, zu ihm begeben und habe mit
ihm Frieden geschlossen. Sicher ein Zelchen, daß
die dem To Kabar erteilte Lektion ihre beabsichtigte
Wirkung nicht verfehlt hat.