andern sind Eigentum von Sultanen, Arabern oder
Indern. Eine nennenswerte Bedeutung haben diese
Dhaufahrzeuge für den Seeverkehr kaum noch, seit
die von Mombassa aus gebaute Uganda-Eisenbahn in
Kisumu oder richtiger bezeichnet in Port Florence
den Viktoria-Njansa erreicht hat, und ihre Wichtig-
keit und ihr Wert sinken von Tag zu Tag mehr, seit
von der Verwaltung der Uganda-Eisenbahn die
beiden Dampfer „Winifred“ und „Sybil“ auf den
See gebracht wurden, die seit nunmehr einem Jahre
regelmäßige Rundfahrten ausführen und alle Handels-
plätze in dreiwöchentlichen Intervallen mit Port
Florence und unter sich verbinden. Die Bahn-
verwaltung trägt sich bereits mit der Absicht, den
Verkehr der Dampfer zu einem 14 tägigen zu ge-
stalten und einen dritten Dampfer, größer als die
beiden andern, zu bauen und sofort in den Dienst
einzustellen. Mit diesem Zeitpunkt wird der
Dhauverkehr noch viel unbedeutender werden und
sich, wie er es schon jetzt ist, immer mehr auf die
Kisumu zunächst gelegenen Orte am See be-
schränken. Der Dhauverkehr wäre ohnehin bei den
sehr unregelmäßig wehenden Winden, die durchweg
nur lokalen Charakter haben, nie ein ernstlich zu
erwägender Faktor gewesen, um für den sich sehr rege
entwickelnden Handel der Territorien am See ein
hinreichendes und genügend zuverlässiges Mittel
darzustellen und dem sich immer mehr hebenden
Import schwerer Maschinen für Bewirtschaftung des
Bodens, Ausbeute der Goldfelder in Jkoma usw.
zu genügen.
b) Englischerseits:
Die Verkehrseinrichtungen der Engländer auf
dem Viktoria-See beschränkten sich bis noch vor
zwel Jahren im wesentlichen auf den gleichen Um-
fang wie die vorgenannten deutschen Einrichtungen.
Wohl verfügte das Uganda-Protektorat schon länger
über einige kleine Dampffahrzeuge und Segler;
aber sie leisteten und leisten noch heute, wie der
Bootspark der deutschen Stationen, nur lokale
Dienste und kommen daher für den Handel und
Verkehr nicht zur Geltung. So besitzt das Uganda-
Protektorat einen etwa 90 Tonnen großen Dampfer
„Mac-Kennon“, und eine Dampfpinasse „Biktoria“, die
beide in Entebbe stationiert sind und nur für
Dienstfahrten der Beamten und Offiziere dienen.
Es sind ferner ein kleines Dampfboot „Ruwensort“
und ein Segelkutter in Kisumu vorhanden, die hin
und wieder zu Postzwecken Verwendung finden, und
der kleine, der Bahnverwaltung gehörende Dampfer
„Percie Anderson“ und ein gleich großer Dampfer
„Kampala“, neuerdings in „Irene“ umgetauft, der
sich in Privatbesitz befindet und zum Verkaufe aus-
geboten wird. Die Dhauschiffahrt der Engländer
auf dem See ist etwa doppelt so groß als die
unserseits geführte.
Einrichtung der Dampfschiffahrt dasselbe Schicksal
wie die deutsche Dhauschiffahrt. ;
Die Sachlage änderte sich mit einem Male, als
378
Sie erleidet natürlich selt der-
die Uganda-Eisenbahn den Hafenplatz Kisumu und
damit den See erreichte. Es ist staunenswert, wie
dieses Verkehrsmittel, auf welches von fast allen
Selten hinsichtlich des pekuniären Erfolges und einer
in absehbarer Zeit sich ergebenden Rentabilität mit
wenig günstigen Blicken geschaut wurde, und dessen
Unternehmen wohl den meisten nur als wichtiges
strategisches Bauwerk der Engländer verständlich
erschien, in der kurzen Zeit seines nunmehr 3⅛/=
jährigen Bestehens elnen so ungeheuren Einfluß nicht
nur auf die am See gelegenen Gebiete hat ge-
winnen können, sondern seinen Einfluß auf weiter
entfernt liegende Gebiete auch unserer Kolonie in
einer Weise ausübt, daß sich die Physiognomie
Inner-Ostafrikas mit seinen bis dahin fast sta-
gnierenden Handels= und Verkehrsverhältnissen nicht
unwesentlich verändert hat und täglich weiter
verändert.
Heute zeigen sich in den Ländern am Viktoria-See
und den daran angrenzenden Bezirken Perspektiven,
an die noch vor zwei Jahren nur wenige geglaubt
hoben. Heute find die Aussichten, diese Territorien
zu Quellen eines üppigen Handels und Verkehrs zu
erschließen, kein leerer Wahn mehr, und das Zauber-
mittel, welches die bislang schlummernden Kräfte zu in-
tensiver Entfaltung sich plötzlich regen hieß, war die
Ugandabahn.
Kaum hatten die Engländer mit ihrer
Bahn den See erreicht, als sie auch schon er-
kannten, daß die Beherrschung des Verkehrs
auf dem See, ein sehr wichtiger Faktor in
der Entwicklung der Seegebiete und der Nachbar-
territorlen und eine nicht zu unterschätzende Ein-
nahmequelle für dle neue mit so erheblichen Geld-
opfern gebaute Eisenbahn zu werden verspräche.
Die Verwaltung der Uganda-Eisenbahn setzte daher
mit großer Schnelligkeit im Laufe von nicht ganz
zwei Jahren 2 größere Dampfer „Winifred“ und
„Sybil“ auf den See (jeder Dampfer hat ein
Fassungsvermögen von 687 Tonnen), und indem sie
die Durchfrachtung der mit der Uganda-Eisenbahn
zur Verladung gelangenden Güter und die Beförderung
der Passagiere über den See selbst übernahm, sicherte
sie sich sofort die Herrschaft auf dem See hin-
sichtlich des Verkehrs.
Die beiden Doppelschraubendampfer „Winifred“
und „Sybil“ sind Schwesterschiffe. Sie sind
175 Fuß zwischen den Perpendikeln und 196 Fuß
„über alles“ lang und 34 Fuß breit, bei einem
Tiesgang von 6 Fuß leer und 8 Fuß mit voller
Ladung. Ihre flache Bauart ohne Kiel wurde
bedingt durch die wenig günstigen Tiefenverhältnisse
des Viktoria-Rjansa, die sich besonders in der Bucht
von Kisumu unliebsam bemerkbar machen. Die
Kisumu-Bucht weist zum Leidwesen der Engländer
nur eine durchschnittliche Tiefe von 9 Fuß auf.
Man wird es daher erklärlich finden, daß die Eng-
länder, da fle heute aus dem Gang, den die
Entwicklung ihres Dampferverkehrs genommen hat,