Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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15 Matrosen je 
1 Schmierer 
1 Oberheizer 35 - 
15 Heizer je 8 bis 15 Rupies monatlich. 
Außerdem erhalten die Farbigen noch freie 
Verpflegung und die üblichen Bordanzüge. 
II. Das englische Unternehmen auf dem Viktorla-See, 
seine Rentabilität und fernere Entwicklung. 
Ich habe bereits im vorigen Abschnitt das 
Material der beiden großen Dampfer „Winifred“ 
und „Sybil“ des näheren detailliert beschrieben. 
Der kleine Dampfer „Percie Anderson“, den die 
Bahnverwaltung zu Schlepperdiensten zwischen Kisumu, 
Jinja, Minoniu und Entebbe verwerten will 
(augenblicklich liegt er außer Dienst im Hafen von 
sumu und wartet auf das Einzlehen neuer Feuer- 
rohre), versah früher in Kilindini bel Mombassa zur Zeit 
6 Bahnbaues Schlepperdienste. Er wurde nach Fertig- 
stellung der Bahn auseinandergenommen und auf 
den See geschafft. Außerdem verfügt die Eilsen- 
bahnverwaltung auf dem See noch über sieben 
Leichter mit einem Fassungsvermögen von je 90 
bis 120 Tonnen. Diese dienten ebenfalls früher 
in Kilindini zur Beförderung des Materials für 
den Bahnbau aus den Dampfern an Land. Sie 
wurden wie der Dampfer auf den See geschafft 
und je nach dem Umfang des Handels der einzelnen 
Plätze am See auf diese verteilt. So befindet sich 
1 Leichter in Kisumu, 1 Leichter in Bukoba, 
1 Leichter in Muansa, 1 Leichter bei der Insel 
Ulerewe zum Brennholzverladen, 1 Leichter in Entebbe, 
1 Leichter in Jinja und 1 Leichter in Minonin. 
Die beiden Dampfer „Winifred“ und „Sybil“ 
sind nunmehr nach elnem bestimmten Fahrplan seit 
einem Jahre in Betrieb. Wenn man heute die 
Beamten des Britlsch-Ostafrika= und des Uganda- 
Protektorats oder die Beamten der Ugandabahn 
er die Einnahmen der Dampfer auf dem Viktoria- 
Niansa sprechen hört, so heißt es stets: „O, die 
#ampfer verdienen nicht nur ihre Instand= und 
Inbetriebhaltungskosten, sondern sie werfen schon 
einen ganz guten Gewinn abl- 
Ich habe diese Angaben mit großer Vorsicht 
ausgenommen und anfangs für übertrieben gehalten; 
aber an der Hand eingehenderer Information bin 
ich zu der Überzeugung gelangt, daß diese scheinbar 
übertriebenen Angaben durchaus glaubhaft sind und 
ie beiden Dampfer das Anlagekapital von 
1440 0oo Mk heute mitetwa 3,5 v. H. netto verzinsen. 
Es unterliegt für einen Kenner der Handels- 
und Entwicklungsaussichten der Gebiete am Viktorla- 
Niansa keinem Zweifel, daß die Einnahmen der 
dn ampfer in der nächsten Zelt rapide steigen werden; 
enn die Gebiete, einmal aus dem Stillstand empor- 
—— steigern ihre Ausfuhr von Monat zu 
onat. Ich werde in dem nächsten Abschnitt 
auf die Ausfuhr der einzelnen Gebiete näher eingehen. 
Es darf wohl nicht in Abrede gestellt werden, 
10 Rupies monatlich, 
30 - 
  
daß das englische Schiffahrtsunternehmen auf dem 
See ein durchaus glückliches genannt werden kann. 
Man wird es daher begreiflich finden, daß die 
Engländer olle nur erdenklichen Anstrengungen 
machen werden, dieses Dampsschiffunternehmen weiter 
auszubauen und so ertragfähig wie nur möglich zu 
gestalten. So liegt denn auch bereits dem englischen 
Parlament der Antrag zur Bewilligung des Baues 
eines dritten und größeren Dampfers vor. Es ist 
für denselben die Gesamtsumme von 47 000 2E ge- 
sordert worden. Die Bewilligung wird nicht lange 
auf sich warten lassen. Die hiesigen wohlinfor- 
mierten englischen Kreise sprechen von dem dritten 
Dampfer als wie von einer bereits vollendeten 
Tatsache, und ich glaube mit der Annahme nicht 
fehl zu gehen, daß der Dampfer in spätestens zwei 
Jahren in den Betrieb eingestellt sein wird. 
Wenn man die Engländer fragt, warum sie 
einen dritten Dampfer bauen, da zur Zeit die 
beiden vorhandenen Dampfer für die Bewältigung 
des Verkehrs ausreichen, ja noch nicht einmal aus- 
genutzt werden, so erhält man die Antwort, daß 
zwei Dampfer keine Verkehrssicherheit bieten. Da 
die Ugonda-Eisenbahnverwaltung nun einmal den 
Verladern gegenüber die Verpflichtung übernommen 
hätte, die Güter, die mit der Bahn zur Beför- 
derung gelangen, auch in die am See und in seiner 
Nachbarschaft liegenden Gebiete zu befördern, so 
müßte sie nun auch dafür Sorge tragen, daß diese 
einmal ins Leben gerufene Verkehrseinrichtung dem 
Publikum unter allen Umständen und als eine Ein- 
richtung, mit der man jederzeit und mit Sicherhelt 
rechnen könne, gewährleistet würde. Sollte unter 
den jetzigen Umständen der eine oder der andere 
der beiden Dampfer Schaden, Havarie oder gar 
Strandung erleiden, so könnte die Bahnverwaltung 
der einmal übernommenen Verpflichtung nicht mehr 
nachkommen, und das Publikum würde das Ver- 
trauen zu dieser Verkehrseinrichtung verlieren, die 
Bahn ihrerseits schwer geschädigt werden. Diese 
Darlegung der Benötigung eines dritten Dampfers 
kann man gelten lassen; aber das ist wohl nicht der 
einzige Grund, der die Engländer veranlaßt, so 
schnell einen dritten Dampfer auf den See zu setzen. 
Meines Erachtens ist einer der Hauptgründe der, 
daß unsere englischen Nachbarn von vornherein in 
Anbetracht der Möglichkeit einer Konkurrenz 
deutscher Schiffahrtsunternehmungen die Vorherr- 
schaft ihrer Schiffahrt auf dem See möglichst be- 
festigen und ausbauen wollen. Daß den Engländern 
sehr daran liegt, wird durch eine Reihe von 
Tatsachen bewiesen. Das Entgegenkommen gegen 
die deutschen Stationen am See und die deutschen 
Ausfuhrhäfen sowie die große Bereitwilligkeit, mit 
der sie den deutschen Stationen am See helfen 
wollen, die Lösch= und Ladeeinrichtungen zu ver- 
bessern und gute Lagerplätze für die ankommenden 
und ausgehenden Waren zu schaffen, sowie die 
eigenen Arbeiten, die sie in ihren Häfen Entebbe,
	        
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