Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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zu tätiger Beihilfe in der Entwicklung derselben an- 
regen. Neuerdings werden im Iinja-Bezirk An- 
pflanzungsversuche mit ägyptischer Baumwolle im 
großen gemacht. 
MWeährend wir die unseren deutschen Seebezirken 
benachbarten Territorien so weit kennen, um zu 
wissen, daß der Tabora-Bezirk eine reiche Kornkammer 
zu werden verspricht und daß die Gebiete zwischen 
dem Viltoria = See, Tanganjlka und Kiwu frucht- 
bare Provinzen mit reicher Bevölkerungszahl sind, 
läßt sich von den englischen Gebieten nördlich vom 
Viktoriasee kaum ein gleich günstiges Bild entrollen. 
Die Schlafkrankheit hat unter den Eingeborenen 
furchtbar ausgeräumt und ganze weite Gegenden 
völlig entvölkert. Die Länder am oberen Nil und 
das Land der Nandi sollen fruchtbar sein. Von dem 
Nandi-Lande munkelt man in englischen, wohlunter- 
richteten Kreisen von jüngst gemachten guten Kohlen- 
funden. Daß dieses Gebiet jedenfalls in nicht zu 
ferner Zeit nutzbar gemacht werden soll, glaube ich 
daraus schließen zu sollen, daß die Engländer eine 
Stichbahn von Port Vlktoria in dasselben planen. 
Schließlich möchte ich nicht unterlassen, der Gold- 
selder in Ikoma und südlich vom Viktoria -Njansa 
Erwähnung zu tun. Mit dem beginnenden Abbau der- 
selben ist es wohl kaum fraglich, daß in Ermanglung 
jeglicher geeigneten Verkehrsstraße in Deutsch-Ost- 
afrika von dort zur Küste der Anschluß an den 
Viktoriasee an den Flußläufen den Mbarageti, Ru- 
wara entlang zum Spekegolf gesucht und gefunden 
werden wird. Die Bahnverwaltung rechnet auch 
damit und hat auch bereits erklärt, daß sie in diesem 
Falle ihre Dampfer stets regelmäßig den Spekegolf 
anlaufen lassen wird. 
Hamerun. 
Wisfenschaftliche Sammlung. 
Der Stabsarzt Dr. Mansfeld in Ossidinge 
hat dem Zoologischen Museum in Berlin folgende 
Gegenstände übersandt: 
13 Säugetiere in Alkohol, 38 Vogelbälge, 
12 Reptilien, 19 Amphibien, 50 trockene Schmetter- 
linge, 3 Schmetterlinge und 3 Raupen in Alkohol, 
54 Käfer und 10 Käferlarven, 4 Neuropteren, 
8 Hymenopteren und 7 Wespenpuppen in Alkohol, 
1 Wespennest, 3 Dipteren, 9 Orthopteren, 11 Rhyn- 
dhosn, 15 Arachnoiden, 74 Myriopoden, 2 Krebse, 
1 Schnecke und 6 Erdwürmer. 
Die Konservierung der meisten Tiere war gut. 
Unter den Säugetieren befand sich ein kleiner 
Flugbilch, der von der 8 ähnlichsten Art Idiurops 
macrotis so verschieden ist, daß er als neue Form 
beschrieben werden muß. 
Besonders willkommen war der junge Anoma- 
lurus fraseri, weil von dieser Art unserm Museum 
ein so junges Exemplar noch fehlte. 
  
Die Vögel gehören häufigeren Arten an, sind 
aber in zoogeographlscher Hinsicht als Ergänzungs- 
stücke für die Sammlung erwünscht. · 
Die meisten Reptilien, Amphibien und Insekten 
waren bekannte Arten. Besonders wertvoll sind 
manche Wanzen, Orthopteren und Myriopoden. 
  
Togo. 
Die Rüstenbahn.“) 
Dem Bauberichte von Anfang Mai entnehmen 
wir folgendes: 
Die Strecke wurde bis Porto-Seguro, der 
Quarantänegrenze, befahren. Die Gleisverlegungs- 
arbelten sind fertig, bis auf die Nebengleise des 
Bahnhofs Anecho; die Verlegungsarbeiten wurden 
hier durch Verhängung der Sperre über Anecho 
unterbrochen. 
Die Gleisanlagen des Bahnhofs Porto-Seguro 
ist fertig gestopft und gerichtet. Mit dem Bau der 
Laderampe und Wasserstation dort ist noch nicht 
begonnen worden. Von Porto-Seguro ab nach 
Lome zu sind bis jetzt etwa 3 km sertig (2 mal) 
gestopft und gerlchtet. Der Pflanzenwuchs am 
Bahndamm ist stärker als wünschenswert. Be- 
sondere Sicherungsmaßregeln zum Schutze der 
Böschungen sind daher überflüssig. 
Ein ÜUbelstand ist es, daß die Eingeborenen mit 
Vorliebe den Bahndamm als Fußweg benutzen und 
das Planum beschädigen. 
Der Brunnen der Station Bagldo ist fertig. 
Die Telephonleitung ist bis Kilometer 42 fertig. 
Da der weiße Lokomotivführer nach Hause 
geschickt werden mußte, fahren jetzt nur eingeborene 
Solomottoführer (frühere Schlosser), die ihre Sache 
recht gut machen. 
Der Andrang der Eingeborenen zu den Zügen 
ist sehr stark. Es wurde daher der Firma ge- 
stattet, Passagiere gegen Entrichtung eines Fahr- 
geldes von 50 Pfg. auf den Banzügen mitzu- 
nehmen. Die Einnahme kommt dem Baufonds zu 
gute. * höchste Tageseinnahme betrug bisher 
100 Mk 
Der Personenverkehr wird, sobald die Sperre 
über Anecho aufgehoben ist, stark wachsen. Be- 
schäftigt sind bei dem Bahnbau zur Zeit 4 Weiße 
und etwa 150 Eingeborene. 
Der Gesundheitszustand des Curopäerpersonals 
war sehr schlecht. 
* # 
* 
Nach neuerer Meldung des Gouvernements wird 
die Bahn bereits im Juli dem öffentlichen Verkehr 
übergeben werden können. 
59) Sgl. Deutsches Kolontalblatt Nr. 8, 1905,
	        
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