Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Der Ausbreitung der Heves Kultur stand überall auf der Welt, 
auch in Indien, lange Zeit der Umstand entgegen, dals man bei 
den Versuchszapfungen stets vur verhältnismölsig geringe Mengen 
von Kautschuk erbielt. Erst in den Jahren 1898 und 1899 machte 
man in den Versuchsgärten von Ceylon, Singapore und Penang die 
Beobachtung, dals es bei Hevea zunächst einer Verwundung in 
Gestalt eines einmaligen Zapfschnittes bedarf, um die Milch zu 
einem reichlicheren Ergufs während der nächstfolgenden Anzapfungen 
im Laufe der nächsten 2 bis 3 oder mehr Wochen anzuregen. 
Durch das Bekanntwerden dieses eigentümlichen Verhaltens der 
Hevea gewann erst die Kültur dieses Baumes ihren jetzigen, bis 
vor kurzem kaum geahnten Aufschwung, welcher auch die Erfindung 
geeigneter Zapfinstrumenre im Gefolge hatte. Das in Ceylon ge- 
brhuchliche Zapfinstrument sollte schleunigst auch in Kamerun an 
Stelle der dort üblichen rohen, viel zu breiten Hohlmeilsel einge- 
führt werden. Auch die dort verbreitete Methode des Anzapfens 
vermittels des sog. Grätenschnittes mülste als barbarisch und ge- 
fährlich zugleich fallen gelassen werden, Ich bin überzeugt, dals 
dem Grätenschnitte, besonders in der bei den Eingeborenen be- 
liebten gründlichen Auslührung, schon unzählige Kickxia-Baume in 
Westafrika zum Opfer gefallen sind, und dals noch viel mehr ihm 
zum Opfer fallen werden, wenn man nicht rationelle Zapfmethoden 
an seiner Stelle einführt. Nach meinen Beobachtungen über das 
Anzapfen der Hevea in Ceylon und Singapore bin ich der Meinung, 
dals diese Art in Kamerun bei Anwendung der geeigneten Zapf- 
methode ebenso reiche Ertruge an Kautschuk liefern wird wie in 
Indien. Es würe sehr wünschenswert, dals die erforderlichen Ver- 
suche unverzüglich in dem botanischen Garten von Viktoria ange- 
stellt wörden, damit das Vertrauen zu der Hevea-Kultur gehoben 
würde, denn der Heves- Kautschuk ist wertvoller als der Kickxia- 
Kautschuk und eine Heven- Panzung zweifellos ertragreicher als eine 
Kickxia-Pflanzung, obgleich genaue Daten über die Erträge einer 
Kickxria-Pflanzung noch fehlen. Der Kickxia-Kautschok des Handels 
in Kamerun wird etwa mit 3,50 bis 3,60 Mk. per Pfund bezahlt 
gegenüber 7. Mk. für ein Pfund Hevea Kautschuk auf Ceylon. 1n- 
dessen ist es ganz sicher, dals ein gut präparierter Plant 12 
von Tickzia weit höhere Preise erzielen wird als der jetzige 
Handelskautschuk. 
Als sehr empfehlenswert muls es aulserdem bexeichnet werden, 
dals man in allen unsern Kolonien nicht nur eine Art allein, 
sondern mebrere Arten nebeneinander kultiviert, wobei freilich 
auf die am besten erscheinende das Hauptgewicht gelegt werden 
mülste. Erstens kann man nur auf diese Weise feststehende. Urteile
	        
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