Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Versuche im Gemisch mit besseren Sorten als zur Herstellung von 
Kabeln geeignet. Jedoch war der erzielte Preis von 5 Mk. pro 
Kilo so niedrig, dals die Gewinnung in Kaiser-Wilbelms-Land als 
unrentabel aufgegeben werden mulste. — Das von Schlechter im 
Bismarck-Gebirge gefuandene Gutta wurde übrigens günstiger beurteilt 
und höher bewertet als das in der Astrolabe-Ebene gewonnene. 
Es wurde, wenn man alle Guttasorten in vier Klassen einteilt, der 
dritten Klasse zugeteilt, während das Gutta aus der Ebene als der 
vierten Klasse angehbrig erklärt wurde. — In welchem Grade der 
niedrige Preis etwa auf Rechnung der Herstellungsmethode zu 
schreiben ist, vermag ich nicht zu sagen. 
Der durch die Neu-Guinea-Compagnie angestellte Versuch batte 
wieder die alte Erfahrung bestktigt, dals die Gewinnung von Gutta- 
percha durch Expeditionen unter europäkischer Leitung unrentabel 
ist. Die einzige Möglichkeit der gewinnbringenden Ausbeutung der 
vorhandenen Guttabestände in Neu-Guinea wäre daher nach Anas- 
logie anderer Länder darin zu sehen, dals man die Eingeborenen 
zur Gewinnung des Artikels anlernte. Bei der grolsen Wildbeit 
der Pappa wird letzteres zwar auf bedentende Schwierigkeiten 
stofsen, aber unmöglich ist es nicht. Das haben die Engländer in 
Britisch-Neu-Guinea bewiesen. Als dort vor einigen Jahren die 
Goldsucher in ibren Minen nicht die erbofften Erfolge hatten, 
wandten sie sich der Kautschukgewinnung zu. Sie lehrten die Ein- 
geborenen den Kautschuk aus den in den Urwäldern wachsenden. 
Lianen (Parameria7?) gewinnen und handelten ihn gegen Tausch- 
waren ein. Der Handel breitete sich bis über die deutsche Grenze 
aus. Jedoch waren die Lianen dort durch den Raubbau bald aus- 
gebeutet. — Jetzt sind nur noch geringe Mengen des im übrigen 
sehr guten Kautschuks dort erhaltlich. 
In Abhnlicher Weise wie zur Kautschukgewinnung werden de 
Eingeborenen von Kaiser-Wilbelms-Land auch vielleicht zur Gutta- 
gewinnung zu erziehen sein, obgleich es schwieriger sein wird, sie 
zum Fallen starker Bäume als zum Zerkleinern von Lianen zu be- 
wegen. Vielleicht kann man sie auch zunächst zum Einsammeln 
des Lianenkautschuks, den Schlechter an denselben Stellen wie 
das Gutta gefunden hbat, anlernen und dann allmählich zu der 
schwierigeren Guttabereitung übergehen. Jedenfalls ist die Möglich- 
keit, die Guttabestünde Neu-Guineas mit Hilfe der Eingeborenen 
auszubeuten, nicht von der Hand zu weisen. 
Aber auch die Aussichten für die Guttakultur sind nach den 
neuesten Ergebnissen in Niederländisch-Indien ganz wesentlich 
bessere geworden, als sie es noch bis vor kurzem gewesen sind. 
Nachdem die englischen Fabriken bei Singapore, welche Gutta aus 
den Blattern wildwachsender Bäume herstellten, in eine schwierige
	        
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