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Die Schutzpockenimpfung der Eingeborenen wurde im vergangenen Jahre in größerem Umfange
in Angriff genommen. Die hierzu erforderliche Lymphe konnte im Schutzgebiete selbst bereitet werden.
Bei den Impfreifen der Regierungsärzte wurde leider auch festgestellt, daß der Aussatz (Lepra) im
Schutzgebiete unter den Eingeborenen eine viel größere Verbreitung hat, als man früher annahm. Das
Gouvernement hat zur Errichtung eines Lepraheims Vorbereitungen getroffen.
Kamerun.
Ülber die Ergebnisse der in dem Vorjahre tätig gewesenen Jola-Tschadsee= und Südkamerun-
Grenzexpedition hat sich dagegen eine abschließende Verständigung mit den beteiligten Mächten noch
nicht erzielen lassen. Im Oktober d. J. wird in Brazzaville eine deutsch französische Grenzkommission
zusammentreten, deren Aufgabe sein wird, zunächst die Lage von Banja, Gaza und Kunde astrono-
misch festzulegen.
Die Ruhe im Schutzgebiete hat auch im letztverflossenen Jahre mehrfache Störungen erfahren.
Jedoch hatten diese durchweg nur einen lokalen Charakter und gingen nur von Stämmen aus, die
bisher entweder noch gar nicht oder doch nur in sehr geringem Maße mit Europäern in Berührung
gekommen waren. Zwar konnte bereits Anfang August v. J. der Kommandeur der Schutztruppe melden,
daß der Aufstand am Croß. Flusse niedergeschlagen sei. Kurz darauf entstanden aber bei Durchführung
wichtiger Wegearbeiten im Bezirke Bamenda Verwickelungen, welche auch dort ein Eingreifen der Schutz-
truppe und kriegerisches Vorgehen gegen die unbotmäßigen Stämme erforderlich machten. Zur Zeit ist
die Ruhe auch dort wiederhergestellt.
Neuerdings zeigten einige Stämme des Sübbezirks, insbesondere die Maka am oberen Njong,
eine unruhige und feindliche Haltung. Die Kolonialverwaltung hat es für ihre Pflicht gehalten, um allen
Eventualitäten gewachsen zu sein, nicht nur die im Vorjahre versuchsweise in Wegfall gebrachte 7. Feld-
kompagnie der Schutztruppe wieder aufzustellen, sondern die Schutztruppe auch um weitere 2 Kompagnien
zu vermehren. (Vgl. hierüber auch den Abschnitt -Schutztruppen“.) Um einer bedrohlichen Ansammlung
von Feuerwaffen und Munition in den Händen der Eingeborenen vorzubeugen, ist bis auf weiteres
im ganzen Schutzgebiet ein allgemeines Einfuhrverbot für Vorderladergewehre und Handelspulver er-
lassen worden.
Im Arschluße an die Unterdrückung der Unruhen im Rdjem- und Rdsimu-Lande (vgl. die dem
Kolonialrate gelegentlich seiner letzten Tagung vorgelegte Ubersicht) ist der Hauptsitz der Verwaltung
bes Ssanga-Ngoko-Bezirkes von Molundu weiter westwärts nach Lomie am oberen Dja verlegt worden.
EGleichzeitig sind in dem Gebiete eine Anzahl kleinerer Posten angelegt, deren Aufgabe es ist, den Ülber-
landweg von der Westküste in die äußerste Südostecke des Schutzgebiets zu sichern. Die Station Jaunde
ist ihrer Bedeutung entsprechend in ein Bezirksamt umgewandelt und der Sitz des Kommandos der
Schutztruppe nach Fertigstellung der erforderlichen Kasernements von Duala nach Sopo verlegt worden.
Die Bildung des Gouvernementsrates ist erfolgt. Es sind 7 außeramtliche Mitglieder und
7 Stellvertreter für diese ernannt worden. Von den Ernannten sind 6 Kaufleute, 4 Pflanzer und
4 Missionare. Im Anschluße an die Landungsbrücke in Viktoria, deren Bau von der Woermann-
L#nie in Angriff genommen ist, wird eine Strandstraße von dort nach Kakaohafen gebaut zur Auf-
nahme eines Schienenstranges, der die Verbindung der Brücke mit der Esserschen Pflanzungsbahn
herstellen soll.
Der Gesellschaft Südkamerun ist es gelungen, einen kleinen Dampfer auf den oberen Njong
zu schaffen. Es hat sich herausgestellt, daß der Njong von den Tappenbeckschnellen etwa noch 200 km
aufwärts mit Dampffahrzeugen befahrbar ist.
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