Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Nach kurzer Rast nahm Generalleutnant von Trotha unter den größten Anstrengungen und 
Entbehrungen die Verfolgung mit Gewaltmärschen wieder auf. Hierbei gelang es nur, kleinere 
Abteilungen zu erreichen und zu zersprengen, während die Hauptmassen weiter nach Osten in das Sand- 
feld flüchteten, deren weitere Verfolgung zunächst der Abteilung von Estorff übertragen wurde. Die 
Omaheke wurde durch Truppenpostierungen abgesperrt. Als dann die Unruhen im Süden die Ver- 
wendung eines erheblichen Teiles dexy im Norden stehenden Truppen auf dem südlichen Kriegsschauplatze 
notwendig machten, wurde die Absperungslinie unter dem Kommando des Majors von Mühlenfels 
immer schwächer, so daß eine beträchtliche Anzahl von Hereros sich zwischen den absperrenden Truppen- 
abteilungen durchgeschlichen hat und vielfach kleinere Banden im Hererolande umherziehen, welche einen 
ermüdenden Kleinkrieg notwendig machen. Einige Teile der Flüchtigen sind auf englisches Gebiet über- 
getreten, andere sitzen im Kaoko-Feld, noch andere sind nach dem Süden geslüchtet, ein Teil hat 
sich ergeben. 
Durch diese umherziehenden Banden war die Unsicherheit im Lande noch groß. Es mußten 
daher zur Säuberung der unmittelbar westlich Windhuk gelegenen Komas-Berge gegen den Hererokapitän 
Andreas Etappentruppen entsandt werden. Andreas wurde geschlagen und in das Kuiseb-Tal abgedrängt. 
Unter diesen Umständen war es angezeigt, die Absperrung der Omaheke aufzugeben und zu 
Stationsbesatzungen überzugehen, von welchen die Erkundungen in östlicher Richtung fortgesetzt werden 
— Patrouille Graeff, Abteilung von Oertzen und Rembe. 
An Truppen befinden sich im Norden auf die wichtigsten Punkte verteilt unter Oberstleutnant, 
von Mühlenfels 11¾ Kompagnien, 2 Batterien, 2 Maschinengewehre, 2 Maschinenkanonen. 
Die Eisenbahn sowie die Hauptorte sind mit Etappentruppen besetzt. 
Die Niederwerfung des Bondelszwarts-Aufstandes hatte nicht vermocht, den Süden völlig wieder 
zu beruhigen. Es gärte weiter unter den Eingeborenen und wurde daher die Verstärkung der Be- 
satzung des Südens notwendig. Das hierfür bestimmte Detachement unter Führung des Majors 
von Lengerke traf am 2. Juli 1904 in Lüderitzbucht ein. 
Am 23. Juli überfiel der Hererobastard Morenga die Farm Dawignab und hatte später in der 
Gegend südlich Hafuur Gefechte mit einem dorthin entsandten Zuge sowie auch mit der Abteilung des 
Majors von Lengerke. Morenga, welcher immer mehr Zulauf durch Hottentotten erhalten hatte, drang 
durch die Karas-Berge nach Westen vor und beunruhigte, bald hier bald dort erscheinend, den Süden 
bis in die Gegend von Warmbad, welchen Ort er Ende November vorigen Jahres ohne Erfolg angriff. 
Inzwischen brach Anfang Oktober 1904 der Witboi-Aufstand aus. 
Durch seinen Unterkapitän Samuel Isaak übersandte Hendrik Witboi am 3. Oktober dem Be- 
zirksamtmann von Burgsdorff in Gibeon eine Kriegserklärung in aller Form. 
Die gut berittenen und bewaffneten Aufständischen sammelten sich etwa 5 bis 600 Mann stark 
bei Rietmont und Kalkfontein, wurden alsbald durch die rote Nation und die Franzmann-Hottentotten 
— Gochas — verstärkt, und auch die Nord-Bethanier sowie die anfangs als treu gemeldeten Veld- 
schoendrager schlossen sich ihnen an. Die zunächst gelegenen Farmen wurden zerstört, die Weißen er- 
mordet") und kleinere Stationen mit Erfolg überfallen. Ohne wesentliche Entscheidung fanden mit 
diesem Gegner im Oktober und Rovember mit den vom Norden heranrückenden Verstärkungen die ersten 
Eefechte bei Kub und Hoachanas statt. Erst Ende November, nach dem Eintreffen des Obersten Deim- 
ling, wurden die Witbois bei Kub und Naris vollkommen geschlagen und Rietmont, die Werft des 
Kapitäns Hendrik, besetzt. Die Abteilung des Majors Meister übernahm die Verfolgung bis Stam- 
vrietfontein und hatte im weiteren Vorgehen in den ersten Januartagen dieses Jahres sehr ernste Ge- 
fechte gegen eine große Uberlegenheit der Hottentotten unter Führung Hendrik Witbois bei Groß-Nabas, 
welche nach einem 50 stündigen Ringen unter den größten Anstrengungen und Entbehrungen mit einem 
siegreichen Sturmlauf der Abteilung auf die feindlichen Schanzen endete. Eine Verfolgung war aber 
wegen Wasser, und Munitionsmangels nicht möglich. 
—— 
*) Dem Aufstande im Süden fielen etwa 60 Ansiedler zum Opfer.
	        
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