Deulsch· Sũdwestafrika.
Der Derero= und Dottentotten - Aufstand.
223.
Den 10. Juli.
Der Hauptmann Rembe erreichte auf einem
Streifzug längs des Epukiro und Groot Laagte am
13. Juni die englische Grenze. Das Sandfeld und
die Gegend östlich der Linle Gams Bley—Otjima-
nangombe ist von Hereros frei. Die Besatzung von
Otjimbinde ist nunmehr aufgegeben worden. Von
den dort befindlichen Truppen wurde die 11. Kom-
pagnie Regiment 1 nach Otjosondu, die 6. Batterie
nach Okahandya verlegt. Andreas floh nach dem
Gefecht bei Atis am 9. Juni längs des Kam-
Riers. Als von zwei Seiten Abteilungen gegen
ihn vordrangen, wandte er sich mit wenigen Be-
gleitern in das Zaris-Gebirge, wohin ihn der
Hauptmann Baumgärtel durch außerordentlich schwie-
riges Gelände verfolgte. Andreas soll durch die
seit Ende März ununterbrochen fortgeführte Verfol-
gung alles Vieh und den größten Teil seiner Leute
verloren haben. Die Ersatzkompagnie 1 a und die
4. Etappenkompagnie haben Maltahöhe, Kleinponz,
Nomtsas, Hoornkrans, Areb, Nauchas und Awabes
besetzt und säubern die Gegend durch Streifzüge.
Die Bande des Morenga war nach dem Gesfecht
bei Narus am 17. Juni zuerst nach Süden ge-
flüchtet, dann wurde erkannt, daß ihre Spuren aus-
elnanderführten, hauptsächlich jedoch in der Gegend
von Narus in nordwestlicher Richtung. Der Haupt-
mann Siebert mit 3½ Kompagnien und 4 Ge-
schützen setzte die Verfolgung in dieser Richtung fort
und stellte sest, daß sich Morenga in der Gegend
von Aob (18 km nordöstlich von Nuradus) am
Osthang der Großen Karasberge befinde, wo er
wieder über 200 Gewehre verfügen solle. Der
Hauptmann Ritter mit 1 Kompagnie und 1 Geschütz
erreichte, von Keetmanshoop aus den Hottentotten
entgegengehend, am 28. Juni Aob und wird mit
dem Hauptmann Siebert zusammenwirken. Cornelius,
der sich in der Gegend von Kochas am unteren
Fischsluß wieder festgesetzt hatte, sammelte dort über
200 Kriegsleute, sodaß mit deren Weibern und
Kindern an 800 Seelen versammelt gewesen sein
sollen. Die Schwierigkeiten des dortigen Geländes
sind außergewöhnlich große. An beiden Ufern des
Fischflusses entlang ziehen sich Tagemärsche weit
zerklüftete Felsengebirge hin, die ein Erreichen des
Reviers nur an wenigen Stellen für einzelne Fuß-
gänger erlauben. Die einzige Anmarschstraße von
Kanibes auf Kochas bildet ein Saumpfad, der
kilometerwelt durch eine schmale Schlucht mit uner-
steigbaren Rändern führt. Dorthin hatte Cornelius
einen Teil seiner Krieger vorgeschoben und weiter
rückwärts durch eine Steinschanze die noch weiter
südlich befindlichen Werften geschützt. Der Major
Gräser versammelte an der Quelle des Auchub
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1½ Kompagnien (120 Gewehre) unter dem Haupt-
mann Pichler, bei Kanibes 1½ Kompagnien
(100 Gewehre) mit 2 Feld= und 2 Gebirgsgeschützen
unter dem Hauptmann v. Zwehl, und entsandte den
Leutnant v. Haeseler mit 30 Mann und 1 Gebirgs-
geschütz durch Nachtmärsche in den Rücken d
Gegners nach Aiais. «
In der Nacht zum 27. Juni wurden die Angriffs-
kolonnen zu Fuß, von Tragetieren gefolgt, vorgeführt.
Cornelius wich vor den von Westen und Nordosten
kommenden Abtellungen der Hauptleute Pichler und
Zwehl auf Keidorus aus. Dort erreichte ihn die
Abteilung des Hauptmanns Pichler und stürmte in
schwerem Gefecht die feindliche Stellung. Die unter
dem Major Grüäser eintreffende Abtellung des
Hauptmanns Zwehl nahm die Verfolgung auf und
erhielt bald von den beiderseitigen hohen Rändern
lebhaftes Feuer. Der Zug Gebirgsartillerie, der
unter dem Leutnant Bender trotz der Gelände-
schwierigkeiten zu folgen vermocht hatte, vertrieb hier
den Gegner. Dessen Versuch, nach Süden zu ent-
weichen, verhinderte die bei Aiais auf beherrschenden
Höhen geschickt aufgestellte Abteilung des Leutnants
v. Haeseler. Cornelius floh unter erheblichen Ver-
lusten und Zurücklassung einigen Viehs nach Westen,
bis in die Dunkelheit hinein unmittelbar verfolgt.
Es fielen 2 Offiziere, 38 Mann; 1 Offizier und
11 Mann wurden verwundet. Der Major Gröser
setzt die Verfolgung fort. Bei Sendlingsdrift am
unteren Oranje und in Gegend von Witpüts treibt
eine kleine Räuberbande ihr Wesen. Gegen sie ist
eine Abteilung von 60 Mann von Kubub aus in
Vormarsch.
BZericht über argentinisches Suchtvieb.
Im Hinblick auf die nach Wiederherstellung von
Ruhe und Ordnung voraussichtlich notwendig
werdende Vieheinfuhr nach Deutsch-Südwestafrika
hat das Kaiserliche Gonvernement die Herren
Schmerenbeck und Nitsche aus Windhuk, die seit
langen Jahren im Schutzgebiet ansässig, und genaue
Kenner des dortigen Farmenwesens sind, nach Ar-
gentinlen und Mexiko entsandt, um die Bezugs-
möglichkeiten vom landwirtschaftlichen und kauf-
männischen Standpunkt aus zu prüfen.
Über die Reise berichtet Herr Ritzsche unter dem
15. Juni d. I#. wie folgt:
Für den Viehexport nach Deutsch-Südwestafrika
kommen hauptsächlich in Betracht die Provinzen
Buenos Alres, Santa §é, Cordoba, Entre Rios
und Corrientes. Die einheimische Rasse ist das
Criollo-Rind, das aus dem im 16. und 17. Jahr-
hundert aus Südspanien importierten Andalusier-
Rind hervorgegangen ist. Es ist von schlanker
Körperform, hochbelnig, großhörnig, von geringem
Schlachtgewicht. Es ist das Produkt der jahr-
hundertelangen Inzucht:; aber es ist widerstands-