fähig, anspruchslos, gesund und ähnelt durchaus
unserm Damaraschlag. Zur Zeit repräsentiert es aber
als reine Rasse kaum noch 25 v. H. des Gesamt-
bestandes Argentiniens. Die Aufbesserung derselben
geschieht durch Kreuzung mit Shorthorn, Hereford,
Aberdeen-Angus; auch mit holsteiner, holländer,
flämischen und schweizer Rassen werden Versuche
gemacht.
Am meisten Verbreitung hat die Shorthorn=
kreuzung gefunden, die hervorragend günstige Re-
sultate für den Fleischertrag liefert. Sie gedeiht
vorzüglich, wo es gute, weiche Weide gibt und ein
temperiertes Klima herrscht. Die Provinzen Buenos
Aires Pampa, Entre Rios, Cordoba, der südliche
Teil von Santa Fé, Teile von San Luis und
Mendoza sind die geeigneten Gebiete Argentiniens
zur Shorthornzucht. Aber für die nördlichen,
heißeren Strecken und die weiten Flächen südlich
des Rio Negro mit kälterem Klima und hartem
Grasbestande ist diese Rasse zu empfindlich, hier hat
man die besten Erfolge mit Hereford= und Aberdeen-
Angus erzielt. Diese liefern ein sehr widerstands-
fähiges Produkt, das auch bei schlechter Weide in
gutem Futterzustand bleibt und sich für steiniges
und bergiges Terrain eignet. Während Hereford
im Fleischertrag hinter dem Shorthorn und Aber-
deen-Angus nicht zurücksteht, hat es ihnen gegenüber
aber den Nachteil des geringeren Milchertrags seiner
Kühe. Es eignet sich also zur Milchwirtschaft nicht.
Das argentinische Vieh lebt in den Pampas,
den endlosen, offenen Flächen Argentiniens, die
steinlos und ohne natürlichen Holzbestand sind. Es
ist der Typus des Nliederungs= und Tieflandviehes
mit allen seinen Vorzügen und Fehlern; es steht
demnach in direktem Gegensatz zu unserem südwest-
afrikanischen Rind. Es hat fast immer grüne Weide,
doch scheint das Naturgras der Pampas nicht den
Nährwert unserer Gebirgsgräser zu besitzen, denn
das nur auf diese Weide angewiesene Vieh fanden
wir in keinem besonderen Futterzustande. Der
Anbau der Luzerne (Alfalfa) nimmt daher immer
größere Ausdehnung an und ist dieses Futtermittel
der eigentliche Hauptfaktor, dem Argentinien den
ungeahnten Ausschwung seiner Viehzucht verdankt.
Das Vieh wird auf den Estanzlas stets im
Freien in mit Draht eingekraalten Weidegebieten
gehalten. (Nur wertvolle Bullen und dasjenige
Jungvieh, welches zu Zuchtzwecken herangezogen
wird, genießt eine ganz besondere Pflege; es ist in
Stallungen untergebracht, wird mit Kreftfutter, ge-
kochtem Mais, Melasse, Fleischmehl, Luzerne usw.
aufgezogen, täglich gereinigt, gewaschen und spste-
matisch an das Freie gewöhnt.) Es wird stets
nach Alter und Geschlecht getrennt gehalten.
ist ein Hauptmoment zur Erhaltung eines großen
gesunden Viehbestandes auf bestimmt begrenzten
Gebieten, und ist diese Art der Viehhaltung auch
für unsere Verhältnisse sehr beachtenswert. Jede
Estancta ist je nach ihrer Größe in eine große
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Anzahl mit Draht abgezäunter Verschläge getellt,
von denen ein gewisser Teil zur Weide, ein anderer
zur Agrikultur bestimmt ist. Dos Vieh wechselt
gewöhnlich nach einer gewissen Zeit seinen Stand-
platz, indem es nach Abweidung des einen Ver-
schlages in einen anderen getrieben wird. Diese
Verschläge haben Ausdehnungen von 200 bis
1000 ha und sind größtenteils so angelegt, daß
vier derselben an einem Wasserplatz zusammenstoßen,
um so die Tränke des Viehes zu erleichtern. Die
bei uns sprichwörtlich gewordene Wildheit des
argentinischen Viehes beruht auf einem Irrtum.
Das Vieh ist nicht wilder als das unfrige. Es
wird scheu — auch in Argentinien — sobald es
den Menschen zu Fuß auf sich zukommen sieht, es
flieht dann entweder oder es greift den Menschen
an. Es ist eben von Jugend auf gewöhnt, vom
Menschen zu Pferde oder im Wagen angetrieben,
gehütet oder gefangen zu werden. Daß es sich aber
auch leicht zähmen läßt, zeigen die gezähmten Milch-
kühe und Zugochsen, und solche sind dann ebenso
fügsam, wie unser gezähmtes Vieh.
Der Gesundheitszustand der argentinischen Vieh-
rassen ist im allgemeinen ein guter. Die Maul-
und Klauenseuche, wegen der die europäüschen
Staaten und Südafrika die Einfuhr lebenden Viehes
verboten hatten und teilweise noch haben, ist seit
1902 nicht mehr aufgetreten. Auch Seuchen, wie
Lungenseuche, Milzbrand, Tuberkulose sind, seitdem
ein für die ganze Republik geltendes Seuchengesetz
in Kraft getreten ist, das sehr streng gehandhabt
wird, sehr selten geworden. Gegen Milzbrand wird
sowohl nach Pasteurscher wie Sobernheimscher Me-
thode geimpft, von welchen die letztere die einfachere
ist; denn beim Pasteurschen Impfverfahren muß das
Tier zweimal innerhalb 14 Tagen gefangen werden,
während beim Sobernheimschen Impfung und
Immunisierung in einem Prozeß bewerkstelligt wird.
Das Texasfieber, welches auch in Argentinien große
Verheerungen angerichtet hat, ist dorthin aus nörd-
lichen Ländern eingeschleppt worden und hat Ver-
breltung bis in die Höhe von Buenos Aires ge-
funden. Man bekämpft die Plage nur, indem man
die Tiere badet und die Zecken abnimmt und tötet.
Zum Bad wird meist Coopers dip mit einer Seifen-
lauge gebraucht, auch andere Bäder, wie sie das
Agricultural Journal von Südafrika veröffentlicht,
finden Anwendung. .
Zum Impfen, Dippen, Brennen usw. der un-
gezähmten großen Viehherden sind fast auf allen
Estancias einfache aber praktische Anlagen geschaffen,
die ausführlich zu beschreiben ich mir bis na
meiver Rückkehr nach Südwestafrika vorbehalten
werde.
Unser Vorschlag, Rinder aus Texasfieber=
gegenden zu importieren, findet seine Begründung
darin, daß die in Argentinien gemachten Erfahrungen
die größere Widerstandsfähigkelt dieser Rinder nach-
gewiesen haben. Die aus texasfieberfreien Gegenden