Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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seit alter Zeit. So haben also die Picpus-Väter, 
die Maristen und die Missionare vom heiligsten Herzen 
den bedeutendsten Anteil an der Südseemission. 
Wie schon vorher bemerkt, war die protestantische 
Mission in der Südsee zuerst auf dem Platze und 
hatte daher, als 1827 die Plepus-Väter auf Hawai 
den ersten Missionsversuch machten, berelts einen 
großen Vorsprung gewonnen. In der Hoffnung, 
eine Massenkonversion auf den mehr oder weniger 
schon protestantisierten Inseln zu bewirken, und ge- 
trieben durch die natürliche Entwicklung des einmal 
Begonnenen, beschränkten sich nun allerdings die 
katholischen Missionare nicht auf die Besetzung und 
krafwolle Bearbeitung der wichtigsten Punkte, sondern 
dehnten ihre Tätigkeit viel weiter aus. Doch ihre 
Hoffnung erfüllte sich nicht. Fast überall behielt 
der Protestantismus eine starke Mehrheit, und so 
wurde der katholischen Kirche auf manchen Insel- 
gruppen der Südsee eine ausgedehnte Diaspora ge- 
schaffen, die im Verhältnis zu der geringen Be- 
völkerung einen sehr großen Aufwand von Kräften 
und Mitteln erfordert. 
  
Rus fremden Kolonien und 
Produktionsgebieten. 
Die Entwicklung Britisch-Ostafrikas 7903/7904. 
Dem den beiden Häusern des englischen Parla- 
ments vorgelegten Bericht über das britische Ostafrika- 
Protektorat für 1908/04 entnehmen wir: 
Das Schutzgebiet hat sich im Berichtsjahr im 
allgemeinen günstig entwickelt, es herrschen friedliche 
Zustände, die Ansiedlung macht befriedigende Fort- 
schritte. Große Sorge dagegen bereitete der Ver- 
waltung die Ausbreitung der Schlafkrankheit am 
Viktoria-See, die sich besonders auch in der Richtung 
auf das deutsche Gebiet hin vollziehl. Zum Abdruck 
gebracht ist ein Bericht des Dr. Wiggins über dessen 
eingehende Erforschung dieser Krankheit; er kommt 
zu dem Ergebnis, daß die Krankheit durch Tsetse- 
fliegen übertragen wird und sich von Uganda und 
Usoga nach Osten und Süden ausbreltet. 
Während die Einfuhr aus Großbritannien haupt- 
sächlich infolge des Minderbedarfs der Regierung 
eine Abnahme von 3044 KE und die aus Indien und 
Burma von 24147 2 zeigt, ist der Wert der Ein- 
fuhr aus Deutschland um 4862 é, der aus Holland 
um 5977 2 gestiegen. Der Bericht schließt daraus 
auf die Notwendigkeit, die direkte Verbindung 
zwischen Großbritannien und Britisch -Ostafrika zu 
verbessern. 
Die Ausfuhr ist — trotz des Rückganges der 
Elfenbeinausfuhr um etwa 8000 S — um ungefähr 
12000 K gestlegen, was der günstigen Entwicklung 
der Ausfuhr von Mangrove-Rinde, Kautschuk, Kar- 
toffeln, Häuten und Copra zuzuschreiben ist. 
Die deutsche und österreichische Schiffahrt ist bis 
  
jetzt der englischen überlegen, was auf die Sub- 
ventionierung der deutschen und österreichischen Linien 
geschoben wird. Die Tonnenzahl der im Berichts- 
jahr im Hafen von Mombassa eingelaufenen Schiffe 
beträgt 636235. Davon kommen 274 101 auf 
britlsche, 291658 auf deutsche, 60 906 auf öster- 
reichische Schiffe und 9570 auf Schiffe von Sansibar. 
Der Zolltarif ist mit Wirkung vom 1. April 1904 
ab revidiert, und der allgemeine Einfuhrzoll von 
5 auf 10 v. H. vom Wert erhöht worden. Die 
Einfuhr vleler, namentlich landwirtschastlichen Zwecken 
dienender Gegenstände erfolgt künftig zollfrei. Die 
bisherigen Ausfuhrzölle auf Tabak, Getreide, Hülsen- 
rüchte, Reis, Erdnüsse und manche sonstige Erzeug- 
nisse sind gestrichen. " 
Die Besiedlung scheint sich zwar bis jetzt noch 
langsam, aber doch mit guter Aussicht für die Zu- 
kunft zu vollziehen. Die Frage der Eingeborenen- 
reservate wurde sorgfältig behandelt, und es wurden 
Reservate mit wo irgend möglich natürlichen Grenzen 
geschaffen. Um die hoffnungsvollen Gegenden von 
Kenya für die Besiedlung mit Europäern nutzbar zu 
machen, wird in absehbarer Zeit die Frage einer 
wohl bald die Betriebskosten deckenden Bahnver- 
bindung von Kenya mit Natrobi, Naiwasha oder 
Nakuru sich aufwersen. Bis jetzt ist an etwa 
130 Europäer Land vergeben worden. Elne Tabelle 
über die Landvergebungen im Jahre 1903 ist dem 
Bericht angesügt. 
Die Gesamteinnahme beträgt 108857 8, was 
gegenüber dem Vorjahre einen Mehrertrag von 
14000 8— bedeutet. Von dieser Stelgerung fallen 
auf die Zölle etwa 2000 K, auf die Steuern nahezu 
12000 K, was hauptsächlich dem Mehrertrag der 
Hüttensteuer in den Provinzen Ukamba, Kenya und“ 
Kisumu zuzuschreiben ist. Die Elnnahmen aus Post 
und Telegrophie haben gegen das Vorjahr um 
1574 8 abgenommen, dem steht auch eine Abnahme 
der Ausgaben für Post und Telegraphle um 3600 S 
gegenüber. Diese Abnahme hängt ebenso wie die 
der Elnfuhrzölle mit der Ersetzung der bei der 
Eisenbahn angestellten indischen Kulis durch Ein- 
geborene zusammen, die die Post wenig benützen. 
Die Gesamtausgabe betrug 418 877 K, wenn die 
Betriebskosten der Uganda-Eisenbahn und einige 
Rückstände inbegriffen sind. 
Die Ansfuhr auf der Ugandabahn hat in sehr 
befriedigender Weise zugenommen, und es ist zu er- 
warten, doß diese Zunahme andauern wird. Die 
Einfuhr auf der Bahn ist gegenüber dem Vorjahre 
belnahe gleichgeblieben, wobei aber zu berücksichtigen 
ist, daß infolge der Verminderung der indischen 
Arbeiter die Einfuhr von indischen Lebensmitteln 
entsprechend abgenommen hat. Das Betriebsdefizit 
der Bahn war 62000 K, in ein bis zwei Jahren 
werden die Betriebskosten von den Einnahmen ver- 
deckt werden. 
Aus den dem Berlcht beigefügten Tabellen über 
den Handel entnehmen wir folgendes:
	        
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