schierenden Oberleutnants Schlosser übernahm Ober-
leutnant Hirtler die Führung der Kompagnie. Die
von Fontemdorf herangezogene Abteilung unter Leut-
nant Rausch erreichte am 15. Januar das Haupt-
dorf von Elong, Ko, und erhielt Befeh", dort mein
Eintreffen zu erwarten, ohne vorher kriegerische
Unternehmungen zu beginnen.
Die erste Aufgabe der Expedition, die Bestrafung
der unbotmäßlgen Elongs, nunmehr auf friedlichem
Wege lösen zu können, hielt ich für möglich, nach-
dem die 6. Kompagnie auf ihrem Marsche nach
Niasosso durch ein siegreiches Geiecht bel Ko den
Emgeborenen die Überlegenheit der Truppe bewiesen
hatte. In der Tat veranlaßte der Eindruck dieser
Niederlage in Verbindung mit der Kunde des An-
marsches neuer Soldaten von Süden her und des
Einrückens der Abteilung Rausch den Oberhäuptling
Nocho von Elong, seine Unterwerfung bei mir an-
zumelden.
Die Aufnahme in Niasosso war elne vortreff-
liche. Die Eingeborenen brachten reichlich Ver-
bflegung und boten sich — eine in diesem Teile des
Schutzgebietes wohl seltene Erscheinung — in solchen
Massen als Träger an, daß ein großer Teil ab-
gewiesen werden mußte. Die Europäer fanden den
freundlichsten und gastlichsten Empfang bei den An-
gehörigen der Missionsstation, welche mir bereit-
willigst über die nahe wohnenden Stämme Auskunft
erteilten. Mit Freude begrüßte der Missionsvorstand,
Herr Spellenberg, die Aussicht, nach Erschließung
der Gebiete von Elong, Mboche und Muaneka seine
Tätigkeit bis in diese bisher unzugänglichen Gegenden
ausdehnen zu können. Gerne entsprach ich seinem
Wunsche, zwei der Missionare die Gelegenheit be-
nutzen zu lossen, um unter dem Schutze der Truppe
Elong zu besuchen.
Am 17. Januar 1905 marschierte ich von
Njasosso, woselbst eine Meldesammelstelle eingerichtet
wurde, ab und traf am 18. Januar in Muebo, dem
Hauptdorfe Ninongs, ein. Eine Stunde etwa hinter
Moambo beginnt auf dieser Strecke das elgentliche
Grasland, welches tellweise recht hohes Elefanten-
gras aufwies.
Am 19. betrat die Expedition die Landschaft
Elong und bezog Unterkunft in dem Dorfe Poala.
Feindseligkeiten der Bevölkerung fielen während des
Marsches nicht vor, dagegen waren die Dörfer ver-
(lassen, so daß es nur unter Schwierigkeiten gelang,
mit den Poala-Leuten in Verkehr zu treten. Die
Schuld an der bisherigen Unbotmäßigkelt schieben
sie dem Oberhäuptling zu, der übrigens nach allem,
was ich gesehen habe, in hohem Ansehen bei seinen
Untergebenen steht und dieselben wirklich beherrscht.
Von dem 1720 m hoch gelegenen Poala führt ein
den Hängen sorgfältig folgender Aufstieg nach dem
Evocho-Krater, den ich am 20. Januar besuchte.
Am 21. fand die Vereinigung mit der Abtellung
Rausch in Ko statt. Das große, etwa 500 Hütten
zählende Dorf war verlassen, der Häuptling geslohen,
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dessen habhaft zu werden mir geboten erschien, um
ohne großen Zeirverlust zum Ziele zu gelangen. Die
Vermittlung eines Unterhäuptlings von Ninong,
welcher von der Expedition zu derartigen Diensten
mirgenommen worden war, bewirkte, daß am 22.
F#ss sich freiwillig stellte und seine Unterwerfung
anbot.
Charakteristisch ist die freimütige Außerung des
Häuptlings, daß es ihm nie eingefallen wäre, An-
forderungen der Regierung zu entsprechen, bevor er
sich von deren Übermacht überzeugt habe und im
Kriege unterlegen sei; nunmehr aber werde er jedem
Befehle nachkommen.
Als Bedingungen legte ich ihm neben Stellung
von Strafarbeitern die Zahlung von Elfenbein und
Kühen auf. Arbeiter, welche die Expedition als
Träger verwendete, und Elfenbein hatte er sofort zu
bringen, die Kühe bei Eintreffen der zum Abholen
befehligten Polizisten abzugeben.
Der weiteren Aufgabe, Erkundung des Geländes
nordöstlich der Manenguba-Berge, hatten die beiden
Offiziere, Oberleutnant Schlosser und Leutnant Rausch,
schon vorgearbeitet. Ersterer war von Foto aus
über Fontsem, Ngoko, Ndschung, letzterer von Bafu-
Tondong über Fonke-Ndu-Bamigni-Mboche-Gebiet
nach Ko gelangt. Auf Grund ihrer Berichte be-
schloß ich, die Expedition nach Erkundung der dem
Manenguba-Gebirge unmittelbar nördlich und nord-
östlich vorgelagerten Landschaften von dem zwischen
diesem Bergzug und dem Nlonako gelegenen Gebiet
aus auf Fomopa marschieren zu lassen. Das Er-
gednis der Aufnahmen auf drei Routen mußte zu
einer umfassenden Aufklärung des bisher weilßen
Fleckes auf der Karte dieser Gegend des Schuzt-
gebietes führen. Von hohem Wert erschien der
Anschluß an schon ausgenommenes Gebiet und so
erteilte ich Leutnant Rausch den Befehl, am 23. auf
Singam abzurücken und seine früheren kartographischen
Arbeiten dort mit denen der Expedition zu ver-
binden.
Die Stärke der Abtellung Fontemdorf betrug
43 Farbige, befähigte dieselbe also, zumal sie, wie
auch die 6. Kompagnie, über ein Maschinengewehr
verfügte, zur Lösung selbständiger kleinerer Aufträge.
Der Anschluß an die bekannte Route Smgam—Ni
gelang Leutnant Rausch allerdings nicht, ohne vor-
her einen heftigen Angriff der Eingeborenen ab-
gewiesen zu haben. Der europbeerfeindliche, sehr
kriegerische Stamm der Mbos, zu dem die Singam-
Leute gehören, hatte schon Oberleutnant Schtosser
auf selnem Marsche angegriffen. Daß die Mbos
nicht nur der Truppe feindselig entgegentreten, son-
dern auch europäische Handelsunternehmungen zu
verhindern bestrebt sind, beweist die Beraubung und
Vertreibung eines Weißen in dieser Gegend, den
kaufmännische Interessen veranlaßt hatten, den kürzesten
Weg von Ninong nach Fontemdorf zu benutzen, und
welcher am 23. Januar, gänzlich erschöpft von seinem
elligen Rückzug in Ko, eintraf. Es kann nicht genug
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