davor gewarnt werden, daß schutzlose Europäer
immer und immer trotz der traurigen Erfahrungen
wieder versuchen, Geblete zu bereisen, die noch nicht
unterworfen sind.
Die Erledigung der Angelegenheiten in Ko nahm
einige Tage in Anspruch, die ich dazu benutzte, mich
über die Verhältnisse Elongs und der Nachbar-
stämme zu unterrichten. Zahlreiche Häuptlinge aus
der Umgegend stellten sich ein, dorunter Akolute von
Mboche, dessen Leute bei Mboengo Leutnant Rausch
hartnäckigen Widerstand entgegengesetzt hatten. Einst-
wellen wurde dem Häuptling aufgegeben, in seinem
Gebiet die Expedition zu erwarten, welche Ende
Januar dort einzutreffen beabsichtigte. Nach Rück-
kehr der Begleitmannschaften des nach Bamenda
versetzten Oberarztes Berké am 26. konnte der Ab-
marsch für den 27. Januar befohlen werden.
Oberarzt Berké ist über Nmong nach Nongo-
Madibo marschlert und hat mit dieser neuen Route
den Anschluß der Expeditionsaufnahmen an die
Bali--Straße hergestellt.
Am 27. Januar 1905 traf ich in dem von Elong
unabhängigen Muange ein, wo die Expedirion gute
Aufnahme fand, und erreichte am 28. Möboche, das
Hauptdorf der gleichnamigen Landschaft. Der Aufent-
halt hier dauerte nur zwei Tage, da von Wlderstand
keine Rede mehr war und die auferlegten Bedin-
gungen am 29. erfüllt wurden. Im Gegensatz zu
dem einflußreichen Nocho spielt Akolute eine mehr
als klägliche Rolle seinen Leuten gegenüber. Nur
die Furcht vor der Truppe veranlaßte die Ein-
geborenen zur Gestellung der verlangten Straf-
arbelter, welche im welteren Verlauf der Expedition
sich als arbeitsscheu und zuchtlos erwiesen.
In Mboche wiederholten sich die schon in
Njasosso und Ko gemachten Angaben, der an-
grenzende starke Stamm der Muanekas werde den
Weißen bekriegen, sobald er es wagen sollte, die
Landschaft zu betreten. Tatsächlich scheiterten auch
alle Versuche, auf friedlichem Wege zum Ziele zu
gelangen, an der ablehnenden Haltung der Bewohner
dieser gut bevölkerten, reich angebauten Landschaft,
in welche am 30. Januar die Expedition einrückte.
Da die Muanekas am folgenden Tage zu Feind-
seligkeiten übergingen und dicht am Lager einen
Träger erschossen, wurde eine energische Bestrafung
notwendig, welche mit einer starken Abteilung unter
Oberleutnant Hirtler durchgeführt wurde. Eine
Stunde südöstlich von Muandascho, dem Lagerplatz
der Expedition, kam es zum Gefecht, in dem die
Eingeborenen beträchtliche Verluste erlitten, nach
welcher Lehre sie sich unterwarfen.
Die weitere Ausklärung Muanekos bis zum
Nlonako übertrug ich der inzwischen eingetroffenen
Abteilung Rausch, während ich mit der 6. Kom-
pagnie die Erkundung der Landschaften Ndum und
Bakaka vornahm. Im Gegensatz zu der zweifel-
haften und ängstlichen Haltung der Ndums begegnete
ich in den Bakaka-Dörfern durchweg einem zutraulichen,
500
europäerfreundlichen Benehmen. Die eingezogenen
Nachrichten über die Stämme bis zum Nkam lau-
teten ungünstig. Dieser Umstand sowohl wie die
Rücksicht auf die sich nunmehr stets vergrößernde
Entfernung von Njasosso bestimmte mich, die Melde-
sammelstelle dort auszuheben und die Post nach
Fontemdorf zu leiten. Den Nkam beabsichtigte ich
unterhalb der Schlosserschen Ubergangsstelle zu über-
schreiten und rückte daher über Barischo, Buka nach
Ekom, einem großen, unweit des Flusses gelegenen
Dorfe. Kriegerlsche Vorbereitungen sah ich in allen
Dörfern bis Ekom, indessen hatten die Eingeborenen
das Einrücken wohl sobald nicht erwartet und waren
daher zu elinem einheitlichen Plane noch nicht ge-
kommen, so daß der Marsch ohne wesentliche Störung
verlief. Der Abstleg nach dem Rkam ist ein überaus
beschwerlicher und steiler und führt auf felsigem
Pfad im Urwald etwa 250 m tlef nach elnem gras-
bewachsenen, schmalen Tale, an dessen östlichem
Ausgang Ekom liegt. 20 Minuten vom Dorf ent-
fernt strömt der Nkam in südöstlicher Richtung, von
Norden kommend, in engem Felsenbett, das einen
Gebirgsdurchbruch, kein Flußtal darstellt, und bildet
dicht an der Ubergangsstelle einen 70 bis 80 m
hohen Fall. Ein Aufstieg von ungewöhnlicher Steil-
heit mußte überwunden werden, ehe die Expedition
in dem über 800 m hoch gelegenen Dorf Worlke
Unterkunft bezog. Zum ersten Male hörte ich hier
Eingeborene von Bamum sprechen, über dessen Lage
der Häuptling zutreffende Angaben machte. In
Akemdong traf am 19. Februar die Expedition auf
die Route Schlosser, erledigte die Bestrafung der
Ewung-(Ndschung-) Leute, welche am 1. Januar die
6. Kompagnie angegriffen hatten, und marschierte
am 20. in die Landschaft Kem ein. Trotzdem die
Schwierigkeiten des Nkam-Abschnittes bei Ekom und
Adschung die Bähnlinte auf einen Ülbergang weiter
nördlich, etwa in Höhe von Lem-Lem, hinwiesen,
entschloß ich mich zu diesem Bogen, um über eine
nach Osten vorgelagerte Bergkette ins klare zu
kommen. Am 21. wurde eine Abteilung der 6. Kom-
pagnie angegriffen, konnte aber rechtzeitig verstärkt
werden, so daß die Eingeborenen unter Verlust von
mehreren Toten und zahlreichen Verwundeten ver-
trieben wurden. Die Häuserbauart in Kem (hohe
viereckige Lehmhütten) wies schon auf das Grasland
hin, obwohl die Mattendächer noch vorherrschten.
Erkundung der Ngoko-Ebene und Verbindung der
Aufnahmen der Expedition mit den Routen Schlosser
und Rausch bildeten die Aufgabe der nächsten Tage.
Wenn auch bedauerlicherweise starke Nebelbildungen
astronomische Beobachtungen verhinderten, so bot
doch die gänzlich flache, öde Grassteppe günstige
Gelegenhelt zu terrestrischen Messungen. Seitens
der Eingeborenen erfuhr auch hier die Expedition
Feindseligkeiten. An demselben Tage, dem 23. Fe-
bruar, fanden bei Nkombe ein Angriff auf eine
Europäerpatrouille der 6. Kompagnie und ein Uber-
fall auf das Lager der Abteilung Rausch bei Rkesawa