Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

statt. Die Ebene in ungefährer Höhenlage von 700 
bis 750 m zeigt selbst in der Trockenheit ausgedehnte 
Sumpfstellen, geeignete Brutstätten für Insekten aller 
Art, und ist nur dürftig bewohnt. Ihre Aus- 
dehnung ist beträchtlich und reicht nach Norden bis 
an den Fuß des ziemlich schroff abfallenden Hoch- 
plateaus. Die Abstiege über Fondsem-Mbo-Dorf 
und Forke Ndu waren als schwierig durch Ober- 
leutnant Schlosser und Leutnant Rausch erkundet, 
günstigere Verhältnisse versprach die Gegend bei 
omopa. 
Einem nordöstlich führenden Seitental folgend, 
erreichte am Zusammenfluß des Pocté mit einem 
nach Südwesten strömenden Wasserlauf, dessen Namen 
leider nicht festgestellt werden konnte, die Expeditlon 
den nach Fomopa führenden Weg und schlug am 
Fuße des Gebirges Lager. War schon in der un- 
genügend angebauten Gegend von Ngoko die Er- 
nährung der großen Kolonne nicht leicht gewesen, 
so lieferten hier die wenigen im Tale vorhandenen 
Farmen so gut wie gar keine Verpflegung, so daß 
diese von Dörfern auf der Höhe geholt werden 
mußte. Unter diesen Umständen war es als be- 
sonders glücklicher Umstand anzusehen, daß es mir 
gelang, einen starken Elefanten zu erlegen, den ersten, 
den ich auf der Expedition zu Gesicht bekommen 
hatte, obwohl in der Ngoko-Ebene zahlreiche Spuren 
auf das Vorhandensein dieser Tiere in ganzen Herden 
hindeuten. 
Beim Aufstieg am 27. griffen Eingeborene die 
Nachspitze an, wurden aber zurückgeschlagen. Die 
Steigungsverhältnisse erwiesen sich günstiger als die 
bei Bamingi und Fonjateba beobachteten und sind 
jedenfalls, was die Hauptsache, für eine Bahnlinie 
zu überwinden. Fomopa, zum Bezirke Fontemdorf 
gehörig, liegt etwa 1320 m hoch und ist ein ziemlich 
großes, in der bekannten Bauart der Bamlleke- 
Ansiedlungen angelegtes Dorf. Ein seiten klarer 
Morgen bot am 28. einen trefflichen Fernblick, welcher 
die Verbindung der Route mit den Aufnahmen des 
Oberleutnants Hirtler (Ende 1903) durch Peilung 
des Batscha-Massivs ermöglichte. Schroffes Berg- 
land im Südosten mit hohen, im allgemeinen nord- 
südlich streichenden Erhebungen ließ erkennen, daß 
einem Bahnbau nahe der Westseite des Batscha 
schwere Hindernisse sich entgegenstellen würden. 
Mit der Aufklärung nach Norden beauftragte ich 
nunmehr Leutnant Rausch, der am 1. März auf 
Bafu Fondong abmarschierte, während ich am fol- 
genden Tage mich nordöstlich, auf Fotuni, wandte. 
Ein anstrengender Marsch brachte die Expedition 
am Nachmittag zu diesem hochgelegenen, Fomopa an 
Größe übertreffenden Dorf, wo der etwa 25 jährige 
Häuptling eine hervorragende Aufnahme vorbereitet 
hatte. Ohne je vorher einen Europäer gesehen zu 
haben, zeigte er vom ersten Augenblick an ein zu- 
trauliches, von Furcht weit entferntes Wesen, was 
um so angenehmer berührte, als seit Wochen die 
Expedltion stets mit dem Übelwollen oder Mißtrauen 
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der Eingeborenen zu kämpfen gehabt hatte. Häuser 
und Farmenanlagen befanden sich in bester Ver- 
fassung, welche auf eine arbeitsame, an Gehorsam 
gewöhnte Bevölkerung schlleßen ließ. Dieser gute 
Eindruck wurde noch verstärkt, als ich den kunstvoll 
angelegten Weg benutzte, der durch reich angebautes 
Gelände hoch über einem mit Dörfern übersäten Tal 
nach Bamendju-Farmdorf führte, wo ich am 4. März 
lagerte. An landschaftlicher Schönheit übertrifft diese 
Gegend alles, was ich bisher in Afrika gesehen habe. 
Ein welter Rundblick von Batscha über die Bamum- 
Berge und den Muti bis zum Gebirge zwischen 
Babadju und Bafu Fondong ermöglichte Peilungs- 
anschlüsse an die von Oberleutnant Hirtler während 
seiner Tätigkeit im Bezirke Bamenda gemachten Auf- 
nahmen. , 
In diesen trat die Expedition mit Erreichen von 
Bamendju ein. Das Dorf Bamendju, an Größe 
ungefähr Bafu Fondong entsprechend, ist zuerst 1903 
gelegentlich der Niederwerfung Batschams von einem 
Europäer der Station Bamenda besucht worden. 
Die zugehörige ausgedehnte Landschaft ist reich 
angebaut und gut bevölkert, wie überhaupt der ganze 
südliche Telil des durch natürliche Verhältnisse so 
bevorzugten Bezirks. Die wasserreichen, mit nahr- 
haftem Gras bestandenen Berghänge eignen sich zur 
Viehzucht, wofür der vortreffliche Zustand der Rinder- 
und Kleinviehherden von Fotuni bis herauf nach 
Bagam sprechendes Zeugnis ablegt. Von Bamendju 
aus (Höhenlage etwa 1570 m) sollte nach Angaben 
der Eingeborenen Bafusam in zwei Tagen bequem 
zu erreichen sein, dessen Lage mir aus den Auf- 
nahmen des Oberarztes Berké (Dezember 1903) 
bekannt war, und welches das letzte Dorf vor dem 
Nun auf der von der Expedition gewählten Route 
ist. Den Fluß beabsichtigte ich ungefähr in der 
Mitte zwischen den auf den Straßen Bagam— 
Bamum und Bamum—Bangato 1908 erkundeten 
Ubergängen zu überschreiten. Am 8. März bezog 
ich in einem zu Banju (nicht Banjun) gehörigen 
Farmdorf Unterkunst, wo die Expedition zum letzten 
Male in Gefechtstätigkeit trat. Wenige Stunden 
nach meinem Eintreffen griffen elnige hundert mit 
Speren bewasaee Emgeborene das Lager und eine 
außerhalb befindliche starke Patroullle an, wurden 
aber unter schweren Verlusten abgewiesen. Die 
Wirkung europäischer Waffen, vor allem des Ma- 
schinengewehrs, war den Banju-Leuten noch gänzlich 
unbekannt und machte einen derartigen Eindruck, daß 
schon in der Frühe des folgenden Tages die Unter- 
werfung erfolgte. 
In Basusam erfuhr ich dann am 10. März 
näheres über die Verbindung mit Bamum, wohin 
jenseit des Nun zwei Straßen führen sollten. Der 
Fluß sei, so hörte ich, in der jetzigen Jahreszelt auf 
einer Furt überschreitbar und unfern dieser Uber- 
gangsstelle befinde sich eine größere Bamum-Nieder- 
lassung. Rücksichten auf Verpflegung und Kosten- 
ersparnis veraonlaßten mich, einen großen Teil der
	        
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