Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Lasten nach Bagam vorauszusenden, wo die Träger 
entlassen wurden. Ich beabsichtigte, dort nächstens 
mit dem Stationschef von Bamenda zusammen- 
zutreffen, in der Zwischenzeit aber die Genend am 
Nun aufzuklären, wobei eine so große Kolonne nur 
hinderlich sein konnte. In Höhe von Kopale über- 
schritt ich den an dieser Stelle etwa 100 m breiten, 
hüfttlefen Fluß und marschierte in kleinen Tagereisen 
in der Ebene aufwärts nach Il-Mba. Die Nun- 
Erkundung ergab zahlreiche zum Brückenbau geeignete 
Flußverengungen, wie auch die Ubergangsstelle in 
Höhe von Bagan, wo die Wassertiese nur 2 bis 3 m 
betrug, sich späterhin als durchaus brauchbar erwies. 
Das ganz allmählich von Bafusam zum Nun ab- 
fallende Gelände kann als günstig zur Heranführung 
einer Bahnlinle bezeichnet werden, zumal keine Sumpf- 
strecken überwunden werden müssen. Das linke 
(östliche) Ufer bietet zwischen Kopale und Ndsara 
ebenfalls erwünschte Verhälmisse, während zwischen 
Ji-Mba und Bangetabe das Uberschwemmungs- 
gebiet auf beiden Seiten sumpfigen Untergrund auf- 
weist. Die Erkundung des Leutnants Rausch von 
Fomopa nach Norden hatte äußerst schwierige Ge- 
ländeverhältnisse zwischen diesem Dorfe und Bafu 
Fondong ergeben. Mit Emtreffen in letzterem Ort 
hotte die Abteilung den ihr zugewiesenen Auftrag 
erfüllt und ich befahl daher ihr Ausschelden aus 
dem Verband der Exvedition. Bei derselben waren 
bald nach Uberschreiten des Nun Gesandte des Sul- 
tans von Bamum eingetroffen mit den üblichen 
Freundschaftsversicherungen und der Bitie um einen 
Besuch. In Bagam traf ich mit Houptmann Glau- 
ning am 20. März zusammen und erfuhr hler, daß 
Verhandlungen mit Bamsso angebahnt seien, die dem 
Stamm bewilligte Frist aber erst in 10 Tagen ab- 
liefe. Ich kehrte daher zu der auf dem linken Nun- 
User gebliebenen Expedition zurück und schickte, da 
die Aufnahmearbeiten den Verbleib eines Teiles 
derselben am Fuße des Koka-Gebirges noch erforder- 
lich machten, eine Abtellung mit der größeren Zahl 
der Lasten nach Bamum voraus. Bei der freund- 
lichen Haltung der Bevölkerung machte, trotzdem die 
Dorfschaften mit Ausnahme von Jitabo durchweg 
nur kleine Nlederlassungen sind, die Verpflegung 
keine Schwierlgkeiten. Daß es aber noch lange so 
bleiben wird, halte ich bei der übermäßigen In- 
anspruchnahme der Straße Bagam—Bamum für 
unwahrscheinlich, zumal die jetzt noch reichen Bestände 
an Flußpferden und Antilopen bald vernichtet sein 
werden, wenn dort so viel Wild weiterhmn geschofsen 
wird wie in den letzten Jahren. Dem Ausrotten 
desselben muß ein enisprechendes Schongesetz vor- 
beugen, die Entlastung der Straße ist durch Er- 
öffnung der neuen Verkehrswege zu bewirken, welche 
ich an anderer Stelle in Vorschlag gebracht habe. 
Die Fortführung der Aufklärung bis Bamum konnte 
ich zu meinem Bedauern nicht beenden, da ein am 
28. März eintreffender Eilbefehl den Aboruch der 
Expedition und ihre Rückkehr zur Küste anordnete. 
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Besondere Verhältnisse machten meine alsbaldige 
Rückkehr zur Küste erwünscht. Am 30. marschierte 
ich von Jitabo ab und benutzte die Zeit, welche das 
Zusammenzlehen der Kompagnie und das Anwerben 
neuer Träger erforderte, zu einer Besichtigungsreise 
nach Bamenda. Oberleutnant Hirtler führte in der 
Zwischenzeit die Expedition über Bagam-Fontemdorf 
nach Tinto. Dort erreichte ich dieselbe am 14. April 
und traf am 26. in Sopo wieder ein. 
Das kartographische Ergebnts der Expedition 
beruht auf Routenaufnahmen, Peilungen, Höhen- 
messungen, Ardelten mit dem Theodaliten, astro- 
nomischen Beobachtungen und photographischen Auf- 
nahmen. Anschluß an die Aufnahmen der benachbarten 
Gegenden ist angestrebt und erreicht worden, so daß 
in der Hauptsache die Erschließung des „we#ßen 
Fleckes“ beendet ist. 
Das Gebtet nordöstlich der Manenguba-Berge 
ist keine zusammenhängende Hochfläche, vielmehr 
werden die Vorlandschaften dieses Gebirgsstockes von 
dem Hochplateau durch eine tiese Einsenkung getrennt. 
Letztere, in absoluter Höhenlage von 700 bis 
750 m, gehört zum Entwässerungsgebiet des NAka. 
Der Nka oder Nkam entspringt mit seinem Haupt- 
arm auf dem Plateau und nimmt in Höhe von 
Agoko einen von Westen kommenden glelchnamigen 
Wasserlauf auf. Durch die Täler des westlichen 
Nka und des Ma steht die große Ebene in Ver- 
bindung mit den Ebenen von Mama-Singam und 
Po Ewasum. Nahe dem letzteren Dorfe liegt die 
Wasserscheide von Mungo und Wuri, welche von 
Elongena aus nach Norden läuft. ’ 
Der Abfall des Manenguba-Gebirges zu der 
ausgedehnten, flachen Senke ist ein allmählicher, der 
Aufstieg zum Plateau dagegen ein steller. 
Ebensowenig wie die geographischen Verhältnisse 
des aufgeklärten Gebietes ein einheitliches Gepräge 
zeigen, bildet dessen Bevölkerung ein polittsch in sich 
geschlossenes Staatswesen. Vilelmehr besteht eine 
Menge unabhänglger, durch gleiche Interessen keines- 
wegs verbundener Stämme. Wie völlig ein Zu- 
sammenwirken selbst da fehlt, wo es sich um eine 
der emschneidendsten Fragen, Fernhaltung eines ge- 
meinsamen Feindes, handelt, beweisen die stammes- 
weisen, häufig sogar nur von einzelnen Dorfschaften 
ausgeführten Angriffe auf die Expedition. Immer 
sind diese ohne Unterstützung der angrenzenden 
Nachbarlandschaften gedlieben, auch wenn deren Be- 
wohner europäerseindlich gesinnt waren, so in 
Muaneka, Mboche und Elong. Auch die Mbos 
und Bamelekes haben sich nicht zu einem Wider- 
stand von mehr als lokaler Bedeutung aufgerafft. 
In verwaltungstechnischer Beziehung ist eine 
solche Zersplitterung fraglos kein Vorteil, anderseits 
aber schließt dieselbe die Gefahr einer einheitlich 
organisierten Auflehnung gegen die weitere Be- 
friedung und Heranziehung zu Kulturarbeiten aus. 
Die Zugehörigkeit der Eingeborenen in der Ngoko- 
Ebene zu den Mbos des Fontemdorf-Bezirks ist
	        
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